4143/AB XX.GP

 

An den

Herrn Präsidenten

des Nationalrates

Parlament

1017 Wien

Wien, am 10. Juli 1998

GZ 61 1000/43 - Präs.1/98

Die Abgeordneten zum Nationalrat Johann Schuster und Kollegen haben am

15.5.1998 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 4433/J betreffend “Rückgang

der Geburtenzahlen” gerichtet. Ich beehre mich, diese wie folgt zu beantworten:

ad 1

Mir sind die Veröffentlichungen des Statistischen Zentralamtes (ÖSTAT) sowie des

Instituts für Demographie und der IISA (Univ.Doz. Dr. Wolfgang Lutz) bekannt.

Darüber hinaus sind auch seitens meines Ressorts Arbeiten zu diesem

Themenbereich in Auftrag gegeben worden, wobei insbesondere nachfolgend

angeführte Berichte und Studien zu nennen sind:

- der Länderbericht zur Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwick -

lung (ICPD) der UN 1994 in Kairo,

- die Studie Familie und Familienpolitik in Österreich - Wissen, Einstellungen,

offene Wünsche, internationaler Vergleich (Gisser, Holzer, Münz, Nebenführ),

Wien 1995 und

- der umfangreiche Familien - und Fertilitätssurvey (FFS) 1996.

ad 2

Alle in diesem Bereich tätigen Autoren versuchen, mögliche Gründe für die beobach -

teten Phänomene anzuführen. Neben dem Trend zum Individualismus, der wirt -

schaftlichen Unabhängigkeit der Frauen, instabilen Partnerschaften, konsumverhal -

ten und Zeitverwendung sowie verbesserten Möglichkeiten der Empfängnisregelung

werden auch ökonomische Unsicherheit und Zukunftsängste als Gründe angeführt.

ad 3

Wolfgang Lutz - Autor zahlreicher wichtiger demographischer Arbeiten - ist der Mei -

nung, daß es derzeit keine überzeugende Fertilitätstheorie gibt und keine klare Aus -

sage über die Auswirkungen politischer Maßnahmen auf die Geburtenentwicklung

getroffen werden kann.

ad 4

Neben der Sicherstellung von ökonomischen Ressourcen für die Familien ist es mir

ein großes Anliegen, Rahmenbedingungen für eine familienfreundliche Gesellschaft

zu schaffen. Dazu gehören Arbeitszeiten für Mütter und Väter, die Familie und Beruf

für beide Elternteile ohne permanente Überforderung lebbar machen. Dies ist ein

Wunsch, der in allen neueren Studien zum Kinderwunsch (z.B. FFS) stark zum Aus -

druck kommt. Gute Vereinbarkeitsregelungen haben in den skandinavischen Län -

dem zu den europaweit höchsten Geburtenraten geführt.

Die ökonomische Absicherung der Familien stand auch hinter der bereits

beschlossenen vorgezogenen Familiensteuerreform, die den österreichischen

Familien ab dem Jahr 2000 insgesamt 12,6 Mrd. öS bringen wird.

ad 5

Ich stehe mit der Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucher -

schutz über weitere Maßnahmen im Zuge der Familiensteuerreform, vor allem über

verbesserte Vereinbarkeitsregelungen (KUG - Valorisierung, Kinderbetreuungsmillio -

nen etc.) in Verhandlung.