4580/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4959/J - NR/1998 betreffend Kompetenzzentren,
die die Abgeordneten Dipl.-Ing. SCHÖGGL und Kollegen am 7. Oktober 1998 an mich ge -
richtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
1. Wieviele und welche Projekte für Kompetenzzentren wurden eingereicht? (Bitte
detailliert anführen)
Im Herbst 1997 hat das Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr unter breiter Ein -
bindung von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft ein Konzept erarbeitet, wie die Zu -
sammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen mehrjähriger Forsehungs -
programme intensiviert werden kann. Dabei wurde das Konzept des Kompetenzzentrenpro -
gramms “K plus” ausführlich dokumentiert (siehe Beilage - K plus - Vorhabensbericht vom
Dez. 1997). Die Definition für K plus - Zentren lautet:”Kompetenzzentren sind zeitlich befristete
Forschungseinrichtungen, die typischerweise an Universitäten oder Vertragsforschungseinrich -
tungen angesiedelt und darauf gerichtet sind, auf hohem Niveau langfristige, international kon -
kurrenzfähige, zielgerichtete und vorwettbewerbliche F&E auf Gebieten zu betreiben, die so -
wohl akademisch als auch für die Wirtschaft von hoher Relevanz sind. Um diese für Österreich
völlig neuartige Form der Forschungsförderung zu erproben und so die finanziell groß dimensio -
nierten Vorhaben optimal gestalten zu können, wurde mit insgesamt sechs Initiativen eine Pi -
lotphase Anfang 1998 gestartet. Diesen
sechs Antragstellern war gemeinsam, daß in ihrem
jeweiligen Bereich bereits konkrete Planungsschritte vorlagen, wie man die vorhandene wissen -
schaftliche Kompetenz besser für wirtschaftliche Umsetzung nutzen kann. Mit 15. Mai 1998
legten folgende Proponentengruppen umfangreiche Anträge zur Prüfung vor:
a. AWT, Arbeitsgemeinschaft für Werkstofftechnologie Wien; Gruppe um mehrere Professo -
ren der TU Wien (Schuöcker, Degischer, Varga); etwa 20 Partnerunternehmen; Thema
Rapid Prototyping.
b. CTR, Carinthian Tech Research Villach; neu gegründetes außeruniversitäres Forschungs -
institut in enger Kooperation mit Fraunhofer - Gesellschaft (BRD) und mehreren Instituten der
TU Wien. Mehrere Partnerfirmen v.a. aus dem Raum Kärnten; Thema integrierte Sensorik -
Aktoriksysteme, Mikroelektronik.
c. FTW, Forschungszentrum Telekommunikation Wien. Drei Institute der TU Wien (darunter
Nachrichtentechnik und Netzwerktechnik, Prof. Bonek, Mecklenbräuker, Van As). Etwa
15 Partnerfirmen, Themen Netzwerktechnik und Telekommunikationsanwendungen.
d. LKR, Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen, Teil des Forschungszentrums Seibersdorf
(Außenstelle in OÖ). Enge Kooperation mit TU Wien und anderen Forschungseinrichtun -
gen, etwa 15 Partnerfirmen; Themen Leichtmetallschäume und - Legierungen, Systemlösun -
gen.
e. MCL, Werkstoffkompetenzzentrum Leoben; Initiative der MU Leoben, sowie von Institu -
ten der TU Graz und TU Wien; Gruppe von 9 Professoren unter der Leitung von Prof.
Jeglitseh. Etwa 18 Partnerfirmen; Themen Grundlagen der Werkstoffkunde, Oberflächen -
technik, Pulvermetalurgie, Fügetechnik.
f. SWCCH, Softwarekompetenzzentrum Hagenberg; Initiative der Universität Linz; Gruppe
von fünf Instituten und zwei Hagenberger Fachhochschulstudiengängen; Gesamtleitung Prof.
Buehberger. Etwa 18 Partnerfirmen; Themen Softwarelösungen für Unternehmen.
Nach der nunmehr abgeschlossenen Pilotphase ist geplant, in einer offenen Ausschreibung, an
der sich alle Interessenten für Kompetenzzentren beteiligen können, weitere vier bis fünf Zentren
zu ermitteln. Diese offene Ausschreibung soll im Dezember 1998 beginnen und im Herbst/
Winter 1999 zur Einrichtung weiterer
Zentren führen.
2. Welche Kompetenzzentren werden 1998 und in den Folgejahren eingerichtet, und
welche Mittel stehen für die einzelnen Kompetenzzentren zur Verfügung?
Am 24. September 1998 empfahl das unabhängige Expertenpanel (siehe auch Frage 3) die
Einrichtung von drei Kompetenzzentren in der erwähnten Pilotphase. Es sind dies die angespro -
chenen Antragsteller CTR, LKR und MCL. Kurzinformationen zu diesen drei Kompetenzzen -
tren können im Internet unter http:\www\bmwf.gv.at/research in austria gefunden werden. Nun -
mehr werden zwischen den Partnerunternehmen, dem Zentrumsmanagement, den Wissenschaf -
tern und der Öffentlichen Hand die detaillierten Verträge ausgearbeitet. Es ist davon auszu -
gehen, daß diese drei Zentren noch im Jahr 1998 ihre operative Arbeit aufnehmen werden.
Zwei weitere Anträge wurden zurückgestellt und die Proponenten aufgefordert, aufgrund der
teilweisen Kritik der Gutachter die Anträge zu überarbeiten. Diese Vorgangsweise betrifft die
Antragsteller FTW und SWCCH. Noch heuer wird wiederum durch das unabhängige Exper -
tenpanel auf Basis einer Begutachtung der überarbeiteten Anträge über eine mögliche Einrich -
tung entschieden werden. Der sechste Antrag, das AWT, wurde abgelehnt.
1999 sollen wie erwähnt, vier bis fünf weitere Kompetenzzentren im Zuge der nächsten Aus -
schreibungsrunde eingerichtet werden. Der weitere Ausbau des Programms (neue Ausschrei -
bungsrunden) ist von verfügbaren Finanzmitteln abhängig.
3. Wie sehen das Auswahlverfahren und die Bewerbungsrichtlinien für die einzelnen
Kompetenzzentren konkret aus, und entsprechen diese den internationalen und den
EU - Standards?
Das K plus - Programm wird auf Basis eigener Förderrichtlinien abgewickelt, die bei der EU -
Kommission (DG IV für Wettbewerb) notifiziert wurden. Die Kommission hat den K plus -
Richtlinien vollinhaltlich zugestimmt.
Das Begutachtungsverfahren ist aufgrund der Größe der Kompetenzzentren und der neuartigen
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen gemeinsam definierter For -
schungsprogramme sehr anspruchsvoll und liegt hinsichtlich seiner Qualität sowie der Unabhän -
gigkeit der Gutachter weit über geforderten Mindeststandards.
In der Hauptphase wird zuerst ein Kurzantrag wissenschaftlich und wirtschaftlich geprüft. Aus -
sichtsreiche Initiativen werden eingeladen, einen Vollantrag zu stellen. Dieser Vollantrag wird
jeweils von sechs unabhängigen ausländischen, vom Fonds zur Förderung der wissenschaftli -
chen Forschung (FWF) ausgewählten Gutachtern umfassend beurteilt. Alle Gutachter verfügen
über Industrieerfahrung und wissenschaftliches Renommee. Parallel dazu ist der ERP - Fonds
damit beauftragt, die Anträge nach finanziellen, betriebswirtschaftlichen, organisatorischen und
industriepolitischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Diese Arbeiten werden durch ein ausgela -
gertes Programmbüro beauftragt und koordiniert und unter dessen Leitung ein Hearing vor Ort
mit den Antragstellern abgehalten wird. Alle Begutachtungsschritte wurden auch in der Pilotpha -
se vorgenommen.
Die so ermittelten Begutachtungsergebnisse werden einem unabhängigen Expertenpanel, in dem
Vertreter der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Verwaltung sitzen, vorgelegt. Dieses Panel
legt dem Bundesminister einen endgültigen Fördervorschlag (mit Auflagen) vor. Die Letztent -
scheidung liegt beim Bundesminister. Derartige Prüfstandards brauchen keinen internationalen
Vergleich zu scheuen.
4. In welcher Form soll die Finanzierung dieses Programmes nach Ablauf der vier
Jahre erfolgen, so daß die Weiterführung gewährleistet werden kann?
Kompetenzzentren werden öffentlich und privat kofinanziert, 35 % kommen aus dem K plus -
Programm, bis zu 25 % aus anderen öffentlichen Mitteln, vor allem vom jeweiligen “Sitzbundes -
land”. Derzeit sind aus Privatisierungsmitteln und Technologiemilliardemitteln 600 Mio. Schilling
für das Programm vorgesehen. Damit können alle erfolgreichen Teilnehmer der Pilotphase eine
vierjähnge Finanzierungsgarantie des
Bundes erhalten (analog dazu binden sich andere öffentli -
che Mitfinanciers und die Firmen ebenfalls vorerst auf vier Jahre). Weiters ist ebenfalls eine
vierjährige Finanzierungsgarantie für die erfolgreichen Teilnehmer der nächsten Ausschreibungs -
runde sichergestellt. Damit konnte gegenüber der üblichen Jährlichkeit von Budgetzusagen ein
wesentlicher Fortschritt erzielt werden. Im vierten Laufjahr werden die Zentren evaluiert, dann
erst erfolgt die Weiterfinanzierung. Eine Finanzierung der zweiten Phase (fünftes bis siebentes
Laufjahr) ist in den nächsten Jahren ebenso sicherzustellen wie die nötigen Mittel für weitere
Ausschreibungen. Technologiepolitik wird auch zukünftig ein wichtiges Thema jeder Bundes -
regierung sein.
5. Welche Ressourcen, abgesehen von finanziellen Mitteln, werden speziell vom BM
für Wissenschaft und Verkehr zur Verfügung gestellt?
Das Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr unterstützt Antragsteller und Interessen -
ten mit umfassender Information und mit einzelnen Koordinierungshilfen. Zum Ablauf der Aus -
schreibungen und zur Unterstützung und Kontrolle der eingerichteten Zentren wurde ein eigenes
Programmbüro eingerichtet. Den Antragstellern wird “best practice”-Wissen etwa in den Berei -
chen Kostenrechnung und Managementstrukturen zur Verfügung gestellt.
6. In welcher Weise werden die bestehenden Forschungseinrichtungen Forschungs -
zentrum Seibersdorf, Arsenal und Joanneum Research in das K plus - Programm
eingebunden?
Die bestehenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen können ebenso wie andere In -
stitutionen / Proponentengruppen im K plus-Programm als Einreicher auftreten; die Erfüllung
der Qualitätskriterien wird nach den gleichen erwähnten Maßstäben überprüft. Von den drei in
der Pilotphase bisher eingerichteten Zentren ist das LKR Ranshofen ein Bestandteil des For -
schungszentrums Seibersdorf.
7. Welche Kompetenzzentren sollen im
Bundesland Steiermark eingerichtet werden ?
Die Vergabe von Kompetenzzentren erfolgt nach den erwähnten Qualitätskontrollen an diejeni -
gen Antragsteller, die am besten den Qualitätskriterien des K plus - Programms entsprechen und
nicht nach Bundesländern. In der Pilotphase hat das Werkstoffkompetenzzentrum Leoben
(MCL, siehe Frage 1) einen erfolgreichen Antrag gestellt.
8. In welcher Weise werden die Programme bzw. die Arbeit der Kompetenzzentren
koordiniert?
Die Koordination erfolgt wie bereits erwähnt über ein eigenes schlankes Programmbüro, das
sich bestehender Institutionen wie FWF und ERP - Fonds bedient. Dieses Programmbüro ist in
der neugegründeten Technologie Impulse - Gesellschaft (TIG) angesiedelt. Der Koordinations -,
Prüf - und Betreuungsaufwand machte diese Lösung nötig und sachdienlich.
9. In welcher Weise werden die Forschungs - und Entwicklungsergebnisse der Kompe -
tenzzentren vermarktet, soweit nicht Exklusivverträge zwischen Firmen und Kom -
petenzzentren bestehen, bzw. ist an die Errichtung einer “F&E - Marketing - SteIle”
gedacht?
Innerhalb der Kompetenzzentren, in denen Forscher und Industrie gemeinsam die längerfristigen
Arbeitsprogramme und Projekte definieren, herrscht in der Verwertungsfrage im Rahmen ge -
wisser Grenzen Vertragsfreiheit. Das heißt erstens, daß das Verhältnis zwischen proprietärem
und gemeinsamen Wissen (sprich welche Ergebnisse stehen wem exklusiv oder gemeinsam zu)
durch die Forschungs - und Firmenpartner selbst festgelegt wird. Vorgaben seitens des K plus -
Programms sind ein Mindestmaß an nichtproprietärem Wissen, vernünftige Regelungen sowie
die Publikationsfreiheit für die mitarbeitenden Forscher. Zweitens gehört die Verwertung der
Ergebnisse zu den Aufgaben des Zentrumsmanagements, wobei das K plus - Programm eine
starke Geschäftsführerfunktion angesichts von Jahresbudgets i.d.H.v. öS 50 Mio. vorsieht. Eine
Zentrale F&E-Markctingstelle für das Gesamtprogramm ist daher nicht vorgesehen.