4607/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 491 1/J - NR/1998, betreffend Frauenanteil in der
Verkehrsplanung, die die Abgeordneten Moser, Freundinnen und Freunde am 18. September
1998 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
1. Wie hoch ist der Anteil der Frauen im Bereich der Verkehrsplanung in Ihrem Ressort?
Antwort:
In den beiden Abteilungen, die sich mit nationaler und internationaler Verkehrsplanung
beschäftigen, sind von 15 AkademikerInnen 6 (40 %) weiblich und 9 (60 %) männlich.
Die beiden Abteilungen werden von je einer Frau und einem Mann geleitet. Die diesen Abtei -
lungen übergeordnete Gruppen - und Sektionsleitung wird von Frauen wahrgenommen.
2. Wie hoch ist der Anteil der Frauen in den Verkehrsplanungsabteilungen der Bundeslän -
der und
Landeshauptstädte?
Antwort:
Zur Beantwortung dieser Frage darf ich Sie an die Verbindungstelle der Bundesländer und den
Städte - und Gemeindebund verweisen.
3. Welche konkreten Maßnahmen gedenken Sie zu ergreifen, um frauenspezifische Ge -
sichtspunkte verstärkt in die Verkehrsplanung einfließen zu lassen?
Antwort:
Als ersten Schritt zur Veränderung der Situation regte ich erstmalig im BMWV eine Enquete an
(Frauen als Verkehrsteilnehmerinnen - Fremdkörper oder Hoffnungsträgerinnen, veranstaltet
am 11. März 1998 - gemeinsam mit dem Frauenministerium), die sich mit dem Thema ausein -
andersetzen und die Problematik thematisieren sollte. Es wurden die Fragenkomplexe analysiert
und der weitere Handlungsbedarf identifiziert. Es nahmen über 100 Personen teil.
Nach eingehender Diskussion mit meinen auch weiblichen Mitarbeitern entschied ich mich, als
erstes folgende Maßnahmen zu setzen, da sie mir sehr wirksam erscheinen:
1. Als Grundlage für künftige Planungsentscheidungen wurde eine Studie vergeben, die u.a.
Ergebnisse der Mobilitätsforschung hinsichtlich der Geschlechtercharakteristika erheben und
zusammenfassen soll. Der Bericht liegt mittlerweile vor.
2. Vergabe eines Pilot - Lehrauftrages für Frauenbelange in der Verkehrsplanung:
Prof. Knoflacher vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der Tu Wien hat,
unter Absprache mit dem Dekan, Prof. Valentin, für 2 Jahre jeweils im Sommersemester je eine
zweistündige Vorlesung und Übung angeboten.
Lehrbeauftragte wird die deutsche Mobilitätsforscherin Frau Meike Spitzner sein.
Ziel wäre, unter Nutzung der Erfahrungen dieses Lehrauftrages, nachhaltig sicherzustellen, daß
die dort angebotenen Inhalte generell in die Studienpläne Eingang finden wurden.
3. Einrichtung eines Frauenfachbeirates im Verkehrsministerium per 1. Januar 1999 (in Zu -
sammenarbeit mit dem Bundesministerium für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz),
der Vorschläge zur Sicherstellung der Geschlechtergerechtigkeit bei der Verkehrsplanung
erarbeiten soll.
Darüber hinaus wird der Beirat folgende Aufgaben haben:
• Beratung bei Maßnahmen und Konzepten sowie bei der Erstellung von Förderungsprogram -
men im Verkehrsbereich unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit und der besonderen
Betroffenheiten von Frauen.
• Erarbeitung von Veranstaltungskonzepten und Projekten um die Öffentlichkeit für diesen
Themenbereich zu sensibilisieren.
Im Sinne der Zielsetzung werden dem Beirat selbstverständlich ausschließlich Frauen angehö -
ren; darüber hinaus wird für Aktivitäten des Beirats budgetär ein spürbarer finanzieller Spiel -
raum vorgesehen werden.
4. Untersuchung zur Vermeidung von Begleitverkehren¹ anhand der Modellgemeinde Pött -
sching im Burgenland:
Gegenstand der Studie ist die Frage, wie Begleitverkehre vermieden werden können (nach
deutschen Studien bestehen beträchtliche Einsparungspotentiale im Bereich der Begleit -
verkehre). Dies liefert einen Beitrag zur Umwelt, zur Verkehrssicherheit und zur Verringerung
externer Kosten, gleichzeitig aber auch einen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von
Frauen und zur Herstellung von mehr Chancengleichheit (Vereinbarkeit von Beruf und Fami -
lie).
Darüber hinaus soll auch ein Umsetzungskonzept für ein Pilotprojekt samt Kostenschätzung
erarbeitet werden.
4. Denken Sie an einen von Expertlnnen erarbeiteten frauenspezifischen Kriterienkatalog
für die Verkehrsplanung?
Antwort:
Einen frauenspezifischen Kriterienkatalog zu erarbeiten, könnte eine erste Aufgabenstellung für
den Frauenbeirat darstellen; ich möchte den zukünftigen Aktivitäten und Prioritätensetzungen
des Beirats allerdings nicht vorgreifen.
¹ Begleitverkehre sind Wege, die vor allem Frauen zurücklegen, wenn sie
Kinder und andere Angehörige begleiten oder mit dem Auto bringen.
5. Welche frauenspezifischen Datengrundlagen stehen Ihnen zur Verfügung?
Antwort:
Mir stehen insbesondere die oben genannte Studie über den aktuellen Stand der Mobilitätsfor -
schung hinsichtlich der Geschlechtercharakteristika sowie weitere, vor allem deutsche Untersu -
chungen, zur Verfügung. Weiterführende diesbezügliche Arbeiten könnten ebenfalls vom
genannten Beirat vorgeschlagen und sodann durchgeführt werden.
6. Wieviel und welche frauenspezifischen Forschungsvorhaben gibt es im Verkehrs -
bereich?
Antwort:
Die oben genannte Studie über den aktuellen Stand der Mobilitätsforschung, welche schon
abgeschlossen ist, sowie die oben genannte Untersuchung zur Vermeidung von Begleitverkeh -
ren. Auftragnehmer(Innen) von beiden Studien sind Frauen.