497/AB
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 487/J-NR/1996
betreffend Agitationen eines Sektenvertreters in einer
Villacher Hauptschule, die die Abgeordneten K. G. Müller und
GenossInnen am 25. April 1996 an mich richteten, wird wie folgt
beantwortet :
1. Sind Ihnen die Aktivitäten dieses ''Sektenführers'' bekannt?
Wenn ja, welche Schritte haben Sie dagegen unternommen, daß
der Lehrer den Unterricht nicht zur ''Verkündigung'' seiner
Thesen benutzt? Wenn nein, welche Maßnahmen werden Sie
ergreifen?
Antwort :
Die Aktivitäten des ''Sektenführers'' bzw. die Agitation eines
Sektenvertreters in einer Villacher Hauptschule sind mir aus
den Medien bekannt geworden. Der bezeichnete Landeslehrer
untersteht dienstrechtlich dem Amt der Kärntner Landesregie-
rung. Die Schulaufsicht wird durch Bezirksschulrat und Landes-
schulrat ausgeübt. Entsprechende Erhebungen und Maßnahmen
werden von diesen Schulbehörden durchgeführt und gesetzt. Wie
der Präsident des Landesschulrates für Kärnten berichtet, haben
Gespräche mit Eltern, Schulleitung, Landesschulinspektor und
Lehrern ergeben, daß es sich im genannten Fall weniger um einen
''Sektenführer" als um einen "Gesundheitsapostel'' handelt.
Die Medienberichte seien überzeichnet und stellten - nach
Berichten der involvierten Personen - die Fakten nur aus jour-
nalistischer Sicht dar. Der Lehrer wurde aufgefordert, jedweden
,,Fanatismus hintanzuhalten'' . Das Schulamt hat einen strengen
Verweis erteilt und keinen Grund für eine Suspendierung bzw.
weitere disziplinäre Maßnahmen gesehen. Seitens des Bundes-
ministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
werden die Schulbehörden in den Ländern durch die Einrichtung
der Anlauf-, Koordinations- und Beratungsstelle bei Fragen
destruktiver Kulte und Ideologien unterstützt. Allgemeine
Informationen zu den Gefahren, die sich aus dem Kontakt mit und
der Mitgliedschaft in destruktiven Gruppierungen ergeben, sind
für alle Schularten bzw. für die Schulpartner in Vorbereitung.
2. Sind an Sie weitere ähnliche Fälle herangetragen worden und
welche Maßnahmen haben Sie dagegen unternommen bzw. werden
Sie unternehmen?
Antwort :
Seit der Einrichtung einer Anlaufstelle (Dezember 1995) in der
Abteilung Schulpsychologie-Bildungsberatung können alle anfra-
genden Eltern Beratung in bezug auf Elternrechte und die Doku-
mentation der Ereignisse (Beweismittel der Eltern, Gutachten,
Medienberichte) erhalten.
3. Die Koordination der Arbeitsgruppe ''Sekten'', die sich aus
Vertretern des Bundesministeriums für Unterricht und kultu-
relle Angelegenheiten, des Bundesministeriums für Umwelt,
Jugend und Familie bzw. der Erzdiözese und des Evangelischen
Pfarramtes Wien, der "Gesellschaft gegen Sekten und Kultge-
fahren'', des Stadtschulrates sowie der Universität Wien
zusammensetzt, obliegt dem Bundesministerium für Unterricht
und kulturelle Angelegenheiten. Welche Aktivitäten wurden
bisher unternommen bzw. werden in nächster Zeit unternommen?
Antwort :
Die Arbeitsgruppe ''Sekten'' unter der Koordination des Bundes-
ministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten tagt
im Juni l996. Es werden grundlegende Stellungnahmen zur aktuel-
len Sektenproblematik erarbeitet. Weil der Prävention und
Aufklärung über das Wirken destruktiver Vereinigungen, wie
international hervorgehoben, im Schulbereich ein hoher Stellen-
wert zukommt, werden die eingeladenen VertreterInnen aus dem
Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegen-
heiten, dem Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie,
dem Bundesministerium für Inneres, dem Bundesministerium für
Justiz , gesetzlich anerkannter Kirchen, der Universität Wien
und der Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren gemeinsam
geeignete Maßnahmen vorschlagen. Beispielhaft soll auf die
Problematik der rechtlichen Absicherung der Informierenden
hingewiesen werden.
4 . Welche konkreten Aktivitäten werden an den Schulen zur
Aufklärung und Information der Eltern und SchülerInnen über
die Gefahren von Sekten und pseudoreligiösen Organisationen
und destruktiven Kulten getätigt bzw. welche weiteren Maß-
nahmen (allgemeine Informationsmaterialien) werden in
Zukunft in Angriff genommen?
Antwort :
Über die Gefahren von Sekten, pseudoreligiösen Organisationen
und destruktiven Kulten werden Eltern und SchülerInnen durch
Referate informiert und aufgeklärt . Als ReferentInnen fungieren
Sektenbeauftragte, ReligionslehrerInnen, MitarbeiterInnen der
Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahrren, Universitäts-
lehrerInnen. An einzelnen Schulstandorten werden Unterrichts-
proj ekte gemeinsam mit Schülern und Lehrern vorbereitet und
durchgeführt. In der Lehrerfortbildung finden zentrale Veran-
staltungen an Pädagogischen Instituten und Seminare für
Schülerberater statt .
Weiters wird eine allgemeine Information zu den psychischen
Auswirkungen destruktiver Kulte vorbereitet . Die Broschüre soll
auf allgemeine Gefahrenmomente im Kontakt (besonders in den
''Werbemethoden'' ) und in der Mitgliedschaft hinweisen.