5797/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 6074/J - NR/1999, betreffend Vermeidung von
zunehmendem PKW - Freizeitverkehr, Beförderung von Fahrrädern durch die ÖBB, die die
Abgeordneten Moser, Freundinnen und Freunde am 20. April 1999 an mich gerichtet haben,
beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
Vorweg erlaube ich mir mitzuteilen, daß hinsichtlich der Feststellung im Motiventeil der
Anfrage, wonach es nach 15.51 Uhr keine Fahrradmitnahmegelegenheit von Melk nach Linz
gäbe, laut Auskunft der Österreichischen Bundesbahnen durchaus Möglichkeiten - mit Um -
steigen in Amstetten und Inanspruchnahme des InterCity - Biking - gegeben sind.
Zu den Fragen 1 und 2:
Die meinem Ressort vorliegenden Prognosen ergeben eine weitere Zunahme der Motorisierung
und der Pkw - Fahrleistungen, insbesondere im Freizeitverkehr: Nach dem Personenverkehrs -
modell im Österreichischen Bundesverkehrswegeplan wird die Anzahl der Wege im Freizeit -
verkehr bis zum Jahr 2015 (bezogen auf das Basisjahr 1995) um 65 % ansteigen.
Aus diesem Grund ist es meinen
Mitarbeiter/innen und mir persönlich ein Anliegen, Aktivitäten
zu fördern, die eine Verlagerung des wachsenden Freizeitverkehrs vom motorisierten Indivi -
dualverkehr auf umweltverträgliche Verkehrsmittel zum Ziel haben. Ich möchte in diesem
Zusammenhang einige Aktivitäten meines Ressorts hervorheben:
Das Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr hat die auf einem Ideenwettbewerb
basierende Broschüre “Freizeitmobilität - Umweltverträgliche Angebote und Initiativen”
des Verkehrsclubs Österreich finanziell unterstützt, die erfolgreiche Alternativen zum Pkw für
die Freizeitmobilität vorstellt. Es zeigt sich, daß auch für dünner besiedelte, ländliche Regionen
passende Lösungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich sind. Auch das Fahrrad kann
unter entsprechenden Rahmenbedingungen einen höheren Stellenwert im Freizeitverkehr
allgemein - und nicht nur als Sportgerät - bekommen.
Das Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr beteiligt sich federführend am Modell -
vorhaben “sanfte Mobilität - autofreier Tourismus”, das u.a. folgende Ziele verfolgt:
* Erhöhung des Anteils öffentlicher Verkehrsmittel am wachsenden Markt Freizeitverkehr u.a.
+ durch kundenfreundliche Bahnangebote zur Anreise einschließlich Gepäcklogistik,
+ attraktive Angebote öffentlicher Verkehrsmittel in der Modellregion sowohl für die
Verkehrsbedürfnisse der Einheimischen als auch für jene der Gäste,
+ umfassende Information gegenwärtiger und potentieller Kunden über die Angebote
durch die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien und die Einrichtung einer
“Mobilitätszentrale Pongau”;
* Förderung des Einsatzes von emissionsarmen oder lokal emissionsfreien Kfz (z.B. E - Mobi -
le) als Nutzfahrzeuge für das lokale Gewerbe, als Mietautos oder zum Autoteilen (Car -
Sharing);
* Herstellung guter Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer;
* Anwendung innovativer Mobilitätstechnologien und Umsetzung von Referenzprojekten
österreichischer Unternehmen;
* Erhöhung der Verkehrssicherheit;
* Verminderung der Umweltbelastungen durch den Verkehr in der Region und außerhalb
(insbesondere bei der Anreise von Gästen, aber auch beim Berufspendelverkehr der Ein -
wohner);
* Verbesserung der Position der Modellgemeinden und der Modellregion Pongau am Touris -
musmarkt;
* Vorbildwirkung für die Realisierung “sanfter Mobilitätskonzepte” in zahlreichen anderen
Tourismusregionen.
Die Modellregion Pongau und die beiden Modellgemeinden Bad Hofgastein und Werfenweng
wurden ausgewählt, weil sich im Rahmen der Vorarbeiten für das Modellvorhaben zeigte, daß
dort Entscheidungsträger und große Teile der Bevölkerung bereit sind, neue Wege in Richtung
sanfter Mobilität einzuschlagen.
Im Hinblick auf die Verwirklichung dieses Modellvorhabens arbeiten
* die beiden Modellgemeinden Bad Hofgastein und Werfenweng,
* das Regionalforum Pongau und Lammertal,
* das Land Salzburg,
* Verkehrsunternehmen (ÖBB, Post) und die
* Bundesministerien für Umwelt, Jugend und Familie, für wirtschaftliche Angelegenheiten
und für Wissenschaft und Verkehr
als engagierte Partner zusammen. Außerdem konnten schon bisher aus dem Life - Programm und
aus dem Europäischen Regionalfonds erhebliche Kofinanzierungsmittel lukriert werden. Mein
Ressort unterstützt das Modellvorhaben, das von 1998 bis 2002 läuft, mit rund 13,7 Mio.
Schilling. Insgesamt trägt der Bund mit 39,4 Mio. S zur Finanzierung des Modellvorhabens bei.
Das Modellvorhaben soll als Vorbild für attraktive touristische Angebote, die einen Verzicht auf
den eigenen Pkw erleichtern, in zahlreichen anderen touristischen Regionen dienen. Einige
Maßnahmen wurden bereits in der Modellregion verwirklicht, beispielsweise ein Anruf -
sammeltaxi zwischen Bischofshofen und Werfenweng, die Anschaffung von E - Mobilen, die
Verbesserung der örtlichen
Fußwegenetze sowie Marketing und Werbeaktivitäten.
Die derzeit laufende Werbekampagne “Schiene statt Verkehrslawine” soll auch die Proble -
matik des Freizeitverkehrs verdeutlichen - beispielsweise veranschaulicht durch einen Stau im
Urlauberreiseverkehr - und Zuseher bzw. Zuhörer motivieren, über Alternativen zur Reise mit
dem Auto nachzudenken und schließlich dementsprechend zu handeln.
Ein österreichweites EDV - gestütztes Auskunftssystem für alle öffentlichen Verkehrsmittel,
das derzeit mit Beteiligung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr entwickelt
wird, soll es potentiellen Fahrgästen auch im Freizeitverkehr, der im Unterschied zum Berufs -
pendelverkehr immer wieder neue Ziele hat, erleichtern, ihre optimale Verbindung mit öffentli -
chen Verkehrsmitteln zu finden. Es sind in späteren Ausbaustufen auch Links zu Informationen
über Kultur- und Freizeitangebote vorgesehen.
Abschließend möchte ich noch betonen, daß es mir ein Anliegen ist, den Freizeitverkehr auch
in unseren Forschungs- und Technologieaktivitäten stärker als bisher zu berücksichtigen. So
kann ich mir vorstellen, daß innovative Telematikanwendungen, wie über Mobiltelefone
abrufbare Freizeit- und Fahrplantips, den öffentlichen Verkehr attraktiver machen könnten. Eine
andere Chance stellen intelligente Verkehrsmittelkombinationen, beispielsweise Bahn und E -
Mobil dar, wie wir sie im Modellvorhaben “sanfte Mobilität - autofreier Tourismus” praktisch
in einem herzeigbaren Ausmaß verwirklichen wollen.
Zu Frage 3:
Grundsätzlich darf ich darauf hinweisen, daß es sich bei Fragen des Freizeitverkehrs um
Angebote der ÖBB für den freien Verkehrsmarkt handelt. Dies gilt sowohl für das Fahrplan -
angebot als auch für den Tarif. Trotzdem erlaube ich mir einige Hinweise:
Bei der Fahrradbeförderung der ÖBB hat es in den letzten Jahren wesentliche Verbesserungen
gegeben. So wurden die zeitlichen Einschränkungen aufgehoben und es sind seit dem Sommer -
fahrplan 1999 (also ab 30.5.1999) wesentlich mehr Züge als bisher für die Fahrradmitnahme
zugelassen. Die laufend zur Auslieferung
gelangenden neuen Nahverkehrs - Reisezugwagen
besitzen auch Mehrzweckabteile, die auch für die Mitnahme von Fahrrädern geeignet sind.
Außerdem gibt es spezielle Rad - Tramper - Züge, z.B. zum Neusiedlersee und in die Wachau. Im
Tarifbereich bieten die ÖBB für Vorteilscard - Inhaber eine 50%ige Ermäßigung an.