5816/AB XX.GP
Zur schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 6082/J-NR/1 999, betreffend Sicherheit bei
Tunnelunfällen, die die Abgeordneten Dr. Moser, Freundinnen und Freunde am 20. April 1999
an mich gerichtet haben, beehre ich mich einleitend folgendes festzuhalten:
Bei der Brandkatastrophe im Montblanc - Tunnel handelt es sich um ein Ereignis in einem
Straßentunnel, die Beantwortung der gegenständlichen Anfrage nimmt jedoch zuständigkeits -
halber ausschließlich auf Eisenbahntunnel Bezug. Weiters darf ich anmerken, daß im Vergleich
Eisenbahntunnel und Straßentunnel - insbesondere aufgrund der örtlichen Gegebenheiten und
der Betriebsführung - die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Häufigkeit von Unfällen bei
Eisenbahntunnel wesentlich geringer ist.
Zu Frage 1:
In den nächsten 15 Jahren sind nach heutigem Planungsstand folgende Eisenbahntunnel
geplant:
1. Österreichische Bundesbahnen
Birgltunnel (Tauernstrecke) 950m
Kenlachtunnel (Tauennstrecke) 302 m
Unterwald Tunnel (Schoberpaßstrecke) 1.075 m
Unterflurtrasse der S 7 (Aspangbahnhof)
1.700
m
2. Eisenbahn - Hochleistungsstrecken AG
Wienerwaldtunnel (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 13.180 m
Gruntunnel Atzenbrugg (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 2.460 m
Grüntunnel Hankenfeld (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 650 m
Grüntunnel Saladorf (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 677 m
Reiserbergtunnel (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 1.180 m
Stierschweiffeldtunnel (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 2.977 m
Raingrubentunnel (Neubaustrecke Wien - St. Pölten) 2.610 m
Pummersdorfer Tunnel (Güterzugumfahrung St. Pölten) 3.870 m
Semmering - Basistunnel (Gloggnitz - Mürzzuschlag) 22.000 m
Für die im Zuge des viergleisigen Ausbaues der Westbahnstrecke zwischen Attnang - Puch -
heim und Salzburg Hbf geplanten Eisenbahntunnel sind aufgrund des derzeitigen Planungs -
standes noch keine konkreten Aussagen möglich.
3. Brenner EisenbahnGmbH
Tunnel Brixlegg (NeubaustTecke Kundl/Radfeld - Baum - 4.720 m
kirchen)
Tunnel Bradl (Neubaustrecke Kundl/Radfeld - Baum - 2.520 m
kirchen)
Tunnel Jenbach (Neubaustrecke Kundl/Radfeld - Baum- 4.460 m
kirchen)
Tunnel Vomp (Neubaustrecke Kundl/Radfeld - Baum- 10.475 m
kirchen)
Unterflurtrasse Fritzens -
Baumkirchen (Neubaustrecke Kundl/Radfeld - Baum- 3.920 m
kirchen)
Für die in den angrenzenden Streckenabschniffen zwischen Staatsgrenze bei Kufstein und
Kundl/Radfeld sowie zwischen Innsbruck und Staatsgrenze am Brenner geplanten Eisen -
bahntunnel sind aufgrund des derzeitigen Planungsstandes noch keine konkreten Aussagen
möglich.
Zu den Fragen 2, 3, 4 und 6:
In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesfeuerwehrverband, der Brenner Eisen -
bahn GmbH, der Eisenbahn - Hochleistungsstrecken AG und den Österreichischen Bundesbah-
nen wurde der Richtlinienentwurf „Bau und Betrieb von neuen Eisenbahntunneln bei Haupt -
und Nebenbahnen; Anforderungen des Brand- und Katastrophenschutzes“ erarbeitet, welcher
mit dem Österreichischen Bundesfeuenvehrverband noch nicht endgültig abgestimmt werden
konnte. Seitens der betroffenen Eisenbahnunternehmen wird dieser Richtlinienentwurf jedoch
bereits als Grundlage für die Ausgestaltung von Tunnelbauwerken und die Ausarbeitung
bezughabender Sicherheitskonzepte herangezogen, wobei im Einzelfall eine Abstimmung mit
dein jeweiligen Landesfeuenvehrverband erfolgt, bei der insbesondere auch auf die örtlichen
Verhältnisse Bedacht genommen wird.
Als Sicherheitsmaßnahmen sind insbesondere vorgesehen.
- Maßnahmen zur Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit außergewöhnlicher Ereignisse
(wie z.B. moderne Ei senbah nsicherungstechnik, Hei ßläuferortungsanl agen, Festbrein sor -
tungsanlagen)
- Maßnahmen zur Erleichterung der Selbstrettung (wie z.B. Orientierungsbeleuchtung,
Fluchtweg mit Kennzeichnung, Notrufeinrichtung, Festlegung sicherer Bereiche)
- Maßnahmen zur Unterstützung der Einsatzorganisationen (wie z.B. Rettungsplätze mit
Zufahrten, automatische Erdungsvorrichtungen für die Fahrleitungsanlage an den Tunnel-
portalen, Anschlüsse für die Entnahme elektrischer Energie, Kommunikationssysteme,
Löschwasserleitungen, Transportmittel für Mannschaft und Gerät).
Grundsätzlich sind bei allen Neubautunnel Ausgänge in sichere Bereiche in entsprechenden
Abständen vorgesehen. Je nach Örtlichkeit und Bergüberdeckung werden entweder parallel
verlaufende Rettungsstollen mit Querschlägen zum Fahrtunnel oder Notausstiege unmittelbar
ins Freie errichtet. Die Abstände der Querschläge bzw. der Notausstiege werden unter Bedacht—
nahme auf die örtlichen Verhältnisse in Abstimmung mit den zuständigen Einsatzorganisatio-
nen festgelegt.
Zu Frage 5:
Für den Semmering-Basistunnel wurde auf Grundlage eingehender Untersuchungen der Fa.
Basler & Partner ein mit den örtlich zuständigen Einsatzorganisationen abgestimmtes Si -
cherheitskonzept mit einem Isesonderen Schwerpunkt auf Selbstrettung erarbeitet. Die Möglich -
keit,
im Ereignisfall den Fahrtunnel auf kurzem Wege zu verlassen, wird im Bereich
großer
Überdeckung durch den parallel verlaufenden Rettungsstollen mit entsprechenden Quer -
schlägen zum Fahrtunnel bzw. sonst durch Notausstiege unmittelbar ins Freie gewährleistet.
Zu Frage 7:
Neben den zur Gewährleistung eines reibungslosen Ablaufes der Einsatzmaßnahmen bei
außergewöhnlichen Ereignissen jedenfalls bestehenden Einsatzplänen werden für Eisenbahn -
tunnel zusätzliche Sicherheits- und Alarmpläne erstellt und mit den jeweiligen Einsatzorganisa -
tionen abgestimmt. Die Zeitspanne bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte hängt von zahlreichen
Faktoren, wie z.B. von den Straßenverhältnissen, den technischen Möglichkeiten und den
jeweiligen personellen Ressourcen der Einsatzorganisationen, ab.