6074/AB XX.GP

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Moser, Freundinnen und Freunde haben

am 2. Juni 1999 unter der Nr. 6392/J an mich eine schriftliche parlamentarische

Anfrage betreffend Reform der Lehrlingsausbildung gerichtet.

 

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Zu den Fragen 1 und 8:

Zunächst möchte ich festhalten, daß die Schaffung von Arbeitsplätzen und die

Bekämpfung von Arbeitslosigkeit eine meiner wichtigsten politischen

Zielsetzungen ist. Eine besondere Rolle kommt dabei der Sicherung der

Jugendbeschäftigung und der Lehrausbildung von Jugendlichen zu.

 

Seit Beginn der Lehrlingsoffensive im Jahr 1997 wurde eine Vielzahl von

Maßnahmen gesetzt, mit dem Ziel, allen Jugendlichen eine Chance auf eine

qualifizierte Ausbildung zu eröffnen. Die Maßnahmen reichen von

Verbesserungen im Rahmenrecht für Lehrausbildungen, über die Einführung

vieler neuer Lehrberufe bis hin zu massiven Kostenentlastungen für die

Ausbildungsbetriebe und die Errichtung eines Auffangnetzes für jene

Jugendlichen, die keine betriebliche Lehrstelle finden konnten.

 

Die Ergebnisse zeigen, daß die gewählte Herangehensweise an das

Lehrlingsproblem richtig war. Der seit langem zu beobachtende Trend des

Rückgangs der Lehrstellen konnte gestoppt und sogar deutlich umgekehrt

werden.

 

Die Zahl der Lehranfänger lag im letzten Jahr vor Beginn der Lehrlingsoffensive

(1996) bei 37.000. 1998 haben hingegen 39.000 Jugendliche eine

Lehrausbildung in einem Betrieb begonnen, dazu kamen über 3.000

Jugendliche, die eine qualifizierte Ausbildungsstelle im ,,Auffangnetz" gefunden

haben.

 

In Summe haben damit 1998 mehr als 5.000 mehr Jugendliche eine

Berufsausbildung begonnen als 1996. Vergleicht man die Zahl der

Ausbildungsanfänger des Jahres 1998 mit Prognosen, die vor Beginn der

Lehrlingsoffensive einen weiteren Rückgang der Zahl der Lehrstellen

vorausgesagt haben, so werden die positiven Effekte der Lehrlingsoffensive

sogar noch deutlicher.

 

In den 1997 und 1998 neu eingeführten Lehrberufen wurden per Ende Mai

1999 bereits insgesamt 2.139 Lehrverträge gezählt. Rund 1.600 Betriebe

haben in den neuen Lehrberufen bei den Lehrlingsstellen ein Verfahren zur

Feststellung der Ausbildungseignung beantragt.

 

1999 ist aufgrund der gesetzten Maßnahmen zu erwarten, daß allen

lehrstellensuchenden Jugendlichen ein Ausbildungsplatz angeboten werden

kann.

Trotz all dieser Erfolge ist klar, daß die Reformen im Bereich der

Jugendausbildung fortgeführt werden müssen. Die Zielsetzung, allen

Jugendlichen eine Chance auf eine qualifizierte Berufsausbildung zu bieten,

muß dabei auch in Zukunft oberste Leitlinie dieser Reformen sein.

 

Was das Vorhaben der Verankerung eines ,,Grundrechts auf Ausbildung bis zur

Vollendung des 19.Lebensjahres“ in der österreichischen Bundesverfassung

betrifft, so ist vorstellbar, daß davon eine gewisse zusätzliche Signalwirkung

ausgehen könnte. Zu bedenken ist aber, daß ein „Grundrecht auf Ausbildung“ -

auch wenn es über die derzeit in Art. 18 StGG enthaltene Garantie hinausgeht -

fürs erste wohl nur wenig an dem Problem ändern könnte, von dem in der

vorliegenden Anfrage offenbar ausgegangen wird.

 

Für die Jugendlichen ist letztlich entscheidend, ob genügend Ausbildungsplätze

zur Verfügung stehen und ob auf den Ausbildungsplätzen eine qualifizierte

Ausbildung geboten wird. Darüber hinaus ist für sie natürlich auch von

Bedeutung, ob genügend Arbeitsplätze vorhanden sind, um die erworbenen

Qualifikationen dann auch einsetzen zu können.

 

Die von der Bundesregierung eingeschlagene Strategie hat sich zur Erreichung

dieser Zielsetzungen als erfolgreich erwiesen.

 

Die Sicherstellung einer ausreichenden Zahl qualifizierter Ausbildungsplätze

wird dabei vor allem durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die

Lehrausbildung in den Betrieben zu erreichen versucht. Da trotz aller

Bemühungen derzeit nicht für alle Jugendlichen, die eine betriebliche Lehrstelle

wünschen, eine solche zur Verfügung steht, (nicht zuletzt ist das darauf

zurückzuführen, daß geburtenstarke Jahrgänge auf den Lehrstellenmarkt

drängen) wurde zusätzlich ein ,,Auffangnetz“ mit bis zu 4.000 Ausbildungs -

plätzen eingerichtet.

Wie eingangs dargestellt, haben diese Maßnahmen zu ganz klar erkennbaren

Erfolgen geführt.

 

Als erfolgreich haben sich auch die Anstrengungen der Bundesregierung zur

allgemeinen Verbesserung der Arbeitsmarktlage erwiesen. Ende Juni 1999 lag

die Zahl der Beschäftigten um beinahe 35.000 höher als vor einem Jahr,

gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitslosen um über 20.000 gesunken.

 

Im Vergleich zu 1997 stellte sich 1998 eine weitere Verbesserung am Jugend -

arbeitsmarkt ein. Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Jahresschnitt um 3,9

Prozentpunkte oder 1.475 Personen gesunken.

 

Bei der Arbeitslosenquote der Jugendlichen liegt Österreich EU - weit am

besten. Auch diese positiven Entwicklungen sind für die Aussichten der

Jugendlichen auf einen Lehrplatz und für ihre späteren Chancen am

Arbeitsmarkt von großer Bedeutung.

 

Zu den Fragen 2 bis 7:

Diese Fragen fallen zum Teil in den Zuständigkeitsbereich des Bundes -

ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales, des Bundesministeriums für

Unterricht und kulturelle Angelegenheiten und des Bundesministeriums für

wirtschaftliche Angelegenheiten.

 

Ich verweise daher auf die Beantwortungen zu den parlamentarischen

Anfragen Nr. 6393/J, 6394/J und 6395/J.