6342/AB XX.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 6661/J - NR/1999, betreffend die Einstellung der

rollenden Landstraße auf der Eisenbahnstrecke Budweis - Villach, die die Abgeordneten

Meisinger und Kollegen am 16. Juli 1999 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu

beantworten:

 

Zu Frage 1:

Die Auslastung der Rola - Verbindung Villach - Budweis war in den letzten Monaten stark

rückläufig und betrug z.B. im November des Vorjahres nur mehr 50%, sodaß unter derartigen

Voraussetzungen ein wirtschaftlicher Betrieb dieser Verbindung auf Dauer nicht aufrecht -

zuerhalten war. Um seitens des Verkehrsressorts alle Möglichkeiten zur Weiterführung die -

ser Rola auszuschöpfen, wurden im Dezember 1998 die diesbezüglichen Kontakte mit den

tschechischen Behörden intensiviert und von österreichischer Seite für den Zeitraum von

Jänner bis April 1999 eine Sonderförderung für die Rola Villach - Budweis gewährt, die den

Preis für die Rola - Nutzer um 100 Euro pro Sendung reduzierte. Trotz dieser beachtlichen

Preissenkung konnte jedoch die Auslastung gegenüber dem Vergleichszeitraum 1998 nicht

gesteigert werden, so daß sowohl in Hinblick auf einen wirtschaftlichen Betrieb dieser Ver -

bindung, als auch in bezug auf einen möglichst effizienten Einsatz der finanziellen Mittel

zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Fortführung nicht zielführend erscheint.

 

In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, daß sowohl im Vorjahr als auch in

den ersten Monaten dieses Jahres bedingt durch Bautätigkeiten auf tschechischem Gebiet

die Verbindung „Villach - Budweis“ bereits über mehrere Wochen hindurch verkürzt auf der

Strecke „Villach Wels“ geführt werden mußte. Diese wiederholten Verkürzungen haben

einerseits aufgrund der seitens der Kunden ständig erforderlichen Umdisponierungen die

Attraktivität dieser Rollenden Landstraße beeinträchtigt. Andererseits bedeutet dies aber

auch, daß die jetzt vorgenommene Verkürzung auf die Strecke Villach - Wels keine wirkli -

che Neuerung darstellt.

 

Konkreter Anlaßfall für die Schließung der Rola war jedoch die Katastrophe im Tauerntun -

nel, die eine rasche Bereitstellung von attraktiven Alternativangeboten erforderte. Durch die

Verkürzung der Rola Villach - Wels konnten die Kapazitäten auf der Tauernstrecke deutlich

erhöht werden: Während vor Einstellung der Verbindung Villach - Budweis mit 2 Zugsgarni -

turen insgesamt 4 Abfahrten in den Relationen Villach - Wels und Villach - Budweis mög -

lich waren, werden jetzt mit den selben Garnituren 6 Abfahrten täglich angeboten, was einer

Kapazitätsausweitung von ca. 11.000 Lkws pro Jahr entspricht.

 

Zu Frage 2:

Die Rollende Landstraße Villach - Budweis war vom 12. September 1993 bis zum 31. Mai

1999 in Betrieb.

 

Zu den Fragen 3 und 4:

Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der Lkws, die die Rollende Landstraße Villach - Bud -

weis nach den ho. vorliegenden Informationen in den letzten Jahren genutzt haben:

                               Anzahl der beförderten Lkws auf der Rola Villach - Budweis

 

 

Monat

 1996

 1997

 1998

 1999

Jänner

  474

 335

 475

 366

Februar

 579

 490

 526

 510

März

 804

 618

 612

 616

April

 765

 597

 518

 4481

Mai

 860

 626

 571

 5822

Juni

 974

 619

 661

 eingestellt per

 

 

 

 

1.6.199

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Halbjahr

 4.456

 3.285

 3.363

 

Juli

 637

 634

 577

 

August

 336

 400

 281

 

September

 568

 607

 437

 

Oktober

 517

 629

 436

 

November

 440

 656

 422

 

Dezember

 297

 401

 281

 

2. Halbjahr

 2.795

 3.327

 2.434

 

Summe

 7.251

 6.612

 5.797

 

 

 

 

 

 

 

 

Für die Rentabilität einer Rollenden Landstraße sind grundsätzlich die im Vergleich zu den

entstandenen Kosten erzielten Einnahmen ausschlaggebend, die wesentlich durch die Anzahl

der beförderten Fahrzeuge in Relation zur Anzahl der eingesetzten Züge und Waggons sowie

von den Trassenpreisen der Bahnen beeinflußt werden. Die Nutzung einer Rollenden Land -

straße durch die Kunden hängt wiederum wesentlich von Qualität und Preis der angebotenen

Leistung ab. Da sich die Kosten - und die vom Endkunden verlangten Beförderungsentgelte -

der einzelnen Rola - Verbindungen zum Teil erheblich unterscheiden, kann kein  allgemein

gültiger Maßstab für die Rentabilität einer Rola aufgestellt werden Eine ungefähre Richt -

größe liegt jedoch bei einer Auslastung von ca. 80%.

 

____________________

 

1       Von den 448 Sendungen im Monat April wurden 308 Lkws tatsächlich auf der Strecke Villach - Budweis

befördert, die übrigen 140 Sendungen wurden bis in der letzten Aprilwoche aufgrund von Bauarbeiten auf dem

tschechischen Streckenabschnitt auf der verkürzten Strecke Villach - Wels befördert.

 

2        Von den 582 Sendungen im Monat Mai wurden lediglich 155 Lkws in der letzten Maiwoche au der

Strecke Villach - Budweis befördert, die übrigen 427 wurden bis zur letzten Maiwoche aufgrund von Bauarbeiten

auf den tschechischen Streckenabschnitt auf der verkürzten Strecke Villach - Wels befördert.

Zu Frage 5:

 

Eine Wiedereinführung der Rollenden Landstraße Villach - Budweis wäre grundsätzlich

dann vorstellbar, wenn zunächst die Verfügbarkeit von ausreichendem Rollenden Material

sichergestellt ist. Aufgrund der Tauern - und Mont Blanc - Katastrophe sind die meisten Rola -

Wagen derzeit auf die Tauern - und Brennerstrecke konzentriert, wo starke Kapazitätssteige -

rungen vorgenommen wurden. Für eine allenfalls wiedereinzurichtende Verbindung bis

Budweis werden die neu bestellten Rola - Waggons (aufgrund der langen Lieferfrist) daher

voraussichtlich erst 2001 zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus sind für eine Wiedereinführung der Verbindung bis Budweis aber auch ge -

eignete Voraussetzungen auf tschechischer Seite erforderlich, d.h. insbesondere daß eine

Aufrechterhaltung des Betriebs auch bei Infrastrukturausbauten auf tschechischer Seite eben -

so sichergestellt sein muß wie ein preislich und qualitativ wettbewerbsfähiges Angebot.

 

In diesem Zusammenhang muß jedoch auch festgehalten werden, daß eine allfällige Wieder -

einführung der Verbindung bis Budweis nur dann auf Dauer erfolgreich sein wird, wenn ein

diesbezügliches Angebot von den Frächtern entsprechend genutzt wird. Eine Verbindung,

deren Auslastung über einen längeren Zeitraum unter der erforderlichen Rentabilitätsgrenze

liegt, kann - und sollte im Hinblick auf den effizienten Einsatz (auch öffentlicher) finanziel -

ler Mittel - auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden.

 

Zu Frage 6:

 

Die Einstellung der RoLA in der Relation Budweis - Villach - Budweis hat keine Auswirkun -

gen auf den zeitlichen Ablauf des geplanten Ausbaus der Strecke Linz - Summerau.

 

Zu den Fragen 7 und 8:

 

Ich habe mich im Rahmen der österreichischen Verkehrspolitik stets um die Sicherstellung

einer nachhaltigen, d.h. auf Dauer tragbaren, Mobilität bemüht. Wesentliche Elemente dieser

Verkehrspolitik sind u.a. ordnungspolitische Maßnahmen betreffend den Straßengüterver -

kehr, wie zum Beispiel das Ökopunktesystem, die Kontingentierung der Lkw - Fahrten mit

den MOEL, aber auch das Wochenend- und Feiertagsfahrverbot für Lkws. Vorrangig werde

ich jedoch weiterhin alle Bemühungen zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die

Schiene fortsetzen und mich dafür einsetzen, daß die ÖBB gemeinsam mit den Kombiver -

kehrsgesellschaften und den jeweiligen Partnern im benachbarten Ausland die Bahnange -

bote, insbesondere auch im unbegleiteten Kombinierten Güterverkehr und im Wagenladungs -

verkehr, noch attraktiver als bisher gestalten, um wettbewerbsfähige Alternativen zum Stra -

ßengüterverkehr bieten zu können. Um für attraktive Angebote auch qualitativ und kapazi -

tätsmäßig reichlich Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, wird der Bund das massive In -

vestitionsprogramm in die Schieneninfrastruktur in den nächsten Jahren fortsetzen.

 

Zu Frage 9:

 

Mit der 6. ÖBB - Übertragungsverordnung wurden die Rahmenplanungen für den Ausbau der

Summerauerbahn den ÖBB übertragen.

 

Im Rahmen der Projektentwicklung Linz - Summerau werden derzeit die diesbezüglichen

Entwurfsplanungen sowie Grobkostenschätzungen festgelegt. Mit ersten Ergebnissen wird

Ende d.J. gerechnet.

 

Zu Frage 10:

 

Auf Basis der für das Jahr 2015 zu erwartenden Zugzahlen ist der Abschnitt Linz - St. Geor -

gen a.d. Gusen für einen zweigleisigen Ausbau vorgesehen.

 

Im Abschnitt St. Georgen a.d. Gusen - Summerau werden entsprechende Bahnhofsausbauten

bzw. - modernisierungen realisiert.

 

Zu Frage 11:

 

Die Absprachen der ÖBB mit den Tschechischen Bahnen beziehen sich auf die Elektrifizie -

rung des Abschnittes Summerau - Horni Dvoriste. Es ist von beiden Bahnverwaltungen ge -

plant, bis zur Staatsgrenze zu elektrifizieren.

 

Zu Frage 12:

 

Da erst kürzlich der Auftrag für die Rahmenplanung für einen Ausbau an die ÖBB über -

tragen wurde, können auch noch keine EU - Mittel dafür geflossen sein, es wird jedoch eine

entsprechende Antragstellung auf der Grundlage der EU - Förderungsmöglichkeiten geprüft

und vorbereitet.