1258/J
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend Schließung des Hengstendepots Stadl-Paura
Mit 1. Jänner 1997 wird die Bundesanstalt für Pferdezucht in Stadl-Paura geschlossen.
Dies obwohl nach EU-Aussagen der Noriker und das östereichische Warmblut zu den
gefährdeten Pferderassen zählen und Stadl-Paura Östereichs wichtigster Zuchtstandort
ist. Auch auf den derzeitigen Betrieb der Pferdewirtschaftsschule im Stift Lamb
droht diese Schließung des Hengstendepots massive Auswirkungen zu haben.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem Grund an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft folgende schriftliche
ANFRAGE:
1. Ist es richtig, daß nach Europäischer Union der Noriker und das östereichische
Warmblut zu den gefährdeten Pferderassen zählen?
2. Welches ist der wichtigste östereichische Zuchtstandort?
3. Beharen Sie dennoch auf die Pläne, die Bundesanstalt für Pferdezucht in Stadl-
Paura per 1. Jänner 1997 zu schließen?
4. Wie hoch war der Kostenaufwand für die Bundesanstalt aufgeteilt auf die
einzelnen Budgetgruppen jeweiIs in den Jahren 1985 bis 1995?
5. Welcher konkrete Verhandlungsstand besteht bezüglich
Nachnutzungskonzepten?
6. Welche konkrete Zukunftsperspektive bietet sich für die 34 Mitarbeiter des
Hengstendepots?
7. Welche konkreten Auswirkungen sind auf die Pferdewirtschaftsschule im Stift
Lambach zu erwarten? Ist es richtig, daß ohne Hengstendepot der Schulbetrieb
im derzeitigen Umfang (jährlich werden 42 Schüler aufgenommen) nicht
aufrechterhalten werden kann?
8. Bestehen Verhandlungen mit dem Iand Oberöstereich über eine Beteiligung des
Landes an der Hengstendepot-NachfoIgefirma?
9. Welche konkreten Kaufsummen sind derzeit im Gespräch? Ist es richtig, daß in
den Verhandlungen mit diversen Kaufinteressenten im Lauf des Frühlings und
des Sommers bereits ein akuter Preisverfall von 57 auf 27 MiIlionen SchiIling
eingetreten ist?
10. Was ist der minimale Erlös aus einem Verkauf des Hengstendepots, ab dem sich
für das Ministerium die Rentabilitätsfrage stellt?
11 . Hält der Landwirtschaftsminister es mit den Risikomöglichkeiten eines sanften
Tourismus durch eine Reorganisation der Pferdeeisenbahn und einer
verbesserten touristischen Vermarktung der Bundesanstalt für vereinbar mit dem
gepIanten Verkauf des Hengstendepots?
12. Ist nicht auch nach Meinung des Ministers die Befürchtung von Pferdezüchtern
angebracht, daß mit einem Sterben der Bundesanstalt insgesamt auch die
Pferdezucht in Östereich stirbt, da nur mehr Qualitätspferde in der EU
vermarktet werden können?
13. Bei einer Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema wurde am 6. Juli l996
vom Landwirtschaftsminister als Alternative zum Verkauf eine Neukonzeption
vorgeschlagen , zu deren Vorbereitung eine Kerngruppe aus den interessierten
Organisationen wie Pferdezüchtern, Tierärzten und Land Oberöstereich gebildet
werden soll. Kam es bereits zur Gründung dieser Kerngruppe? Welche
konkreten Zukunftsvorstellungen wurden dabei erarbeitet? Welche konkreten
Standbeine sieht der Landwirtschaftsminister für die Zukunft der Pferdezucht in
der Region? Hält der Minister eine Vernetzung der sehr gefragten Ausbildung
zum Pferdewirt, ein breites Angebot an Kursen für Reiten und Fahren, die
Integrierung einer Pferdeklinik und die Weiterentwicklung der künstlichen
Besamung für eine potentielle Perspektive? Wenn ja, welche konkreten
Aussichten gibt es dafür und welche Zeitpläne liegen vor?
14. Ist es richtig, daß jährlich von der Europäischen Union der Stierkampf in
Spanien mit rund 1 Milliarde Schilling gefördert wird und gleichzeitig keinerlei
Finanzmittel für das Hengstendepot Stadl-Paura seitens der EU zur Verfügung
gestellt wurde? Wenn ja, wurde seitens östereichischer Behörden und
Institutionen um derartige Finanzzuweisungen aus der EU angesucht? Wenn ja,
mit welchem konkreten Ergebnis? Wenn nein, warum nicht?
15. WeIche konkreten Folgekosten sind jährlich bei einer Schließung des
Hengstendepots zu erwarten? Welche konkreten Sanierungskosten würden bei
einer Renovierung des 170 Jahre alten Betriebes anfallen?
16. Welche Rolle könnte nach Meinung des Landwirtschaftsministeriums bei der
Rettung des Hengstendepots die Revitalisierung der Pferdeeisenbahnlinie Wels-
Stadl-Paura spielen?