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der Abgeordneten .DI Prinzhorn
und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend Reformpläne für das Statistische Zentralamt (ÖSTAT)
Das Östereichische Statistische Zentralamt ist seit Monaten nicht in der Lage, die ihm
übertragenen Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen. Dadurch kommt es in wichtigen Be-
reichen der Erhebung und Auswertung statistischer Daten zu umfangreichen Verzöge-
rungen, die erhebliche negative Auswirkungen nach sich ziehen können. Verzögerungen bei
der Außenhandelsstatistik und der Produktionsstatistik erschweren bzw. behindern die
Wirtschaftsprognostik und führen damit auch zu Behinderungen der Wirtschaftspolitik. Zu
dieser Misere wird in der September-Prognose der österreichischen Wirtschaft 1996/97 des
Instituts für Höhere Studien folgendes ausgeführt:
''Zum anderen können Unsicherheiten in der Prognoseerstellung mit dem schlichten Faktum
in Verbindung stehen, daß die zu ihrer Berechnung erforderlichen Daten überhaupt nicht,
erst mit großer Verzögerung oder in schlechter Qualität zur Verfügung stehen. Die Misere
der österreichischen Statistik hat sich hier inzwischen zur Groteske ausgewachsen. Nicht
nur, daß im Zusammenhang mit der Umstellung auf INTRASTAT seit mehreren Progno-
seterminen keine neuen Außenhandelsstatistiken mehr vorliegen, vielmehr fehlen inzwi-
schen auch die Auftragseingänge und -bestände in der lndustrie sowie die essentiellen
Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Im Gegensatz zur prognoseimmanenten
Quelle der Unsicherheit ist dieser Ursachenkomplex allerdings nicht höherer Gewalt zu-
zuschreiben. Das Institut fordert daher alle Beteiligten auf, den Datennotstand möglichst
bald zu beheben."
Das ÖSTAT reagierte bisher auf alle Vorwürfe mit dem Hinweis auf den "gestiegenen
Leistungsdruck'' und verlangte eine Problemlösung nach altbewährtem Muster: 15 - 20%
mehr Mitarbeiter!
Angesichts der katastrophalen Lage der Staatsfinanzen wurde diesem Vorschlag nicht nä-
hergetreten, vielmehr scheint es so, als sei nun endlich eine umfassende Reform des ÖSTAT
möglich.
Um Auskunft über die Zukunft des ÖSTAT zu erhaIten, richten die unterfertigten Abge-
ordneten an den Herrn Bundeskanzler nachstehende
ANFRAGE
1) Wurde vom ÖSTAT die Umstellung auf die innerhalb der EU verwendeten Normen bei
Erhebung und Auswertung von Datenmaterial mittlerweile vollzogen?
2) Welche Erhebungen hat das ÖSTAT im Jahr 1996 gestrichen, welche bisher erstellten
Statistiken wird das ÖSTAT heuer nicht mehr vorlegen?
3) Besteht die Absicht, dem ÖSTAT die von Präsident Erich Bader geforderten 200 zu-
sätzlichen Mitarbeiter doch noch zur Verfügung zu stellen?
4) Welche wesentlichen Ergebnisse erbrachte die jüngst durchgeführte Analyse des ÖSTAT
durch die staatliche Finanzierungsgarantiegesellschaft?
5) Ist die angekündigte Ausschreibung für eine Ablauf- und Organisationsanalyse des
ÖSTAT bereits erfolgt?
6) Welche Maßnahmen zur Reorganisation des ÖSTAT werden Sie setzen?
7) Durch welche Maßnahmen sollen unnotwendige Doppelerhebungen des ÖSTAT in
Hinkunft vermieden werden?
8) Werden Sie den Plan einer teilweisen Zusammenlegung des Bundesrechenamtes mit
dem ÖSTAT unterstützen?
9) Welche Vorteile erwarten Sie von der Zuerkennung einer Teilrechtsfähigkeit für das
ÖSTAT bzw. mit welchen Erlösen aus dem Verkauf von Datenmaterial kann im Falle
einer Verwirklichung dieser Pläne gerechnet werden?
10)Werden Sie den Plan einer Ausgliederung und nachfolgenden Privatisierung des ÖSTAT
unterstützen, und wenn ja, in welchem zeitlichen Rahmen könnte ein derartiges Vor-
haben verwirklicht werden?