1586/J

 

 

 

 

 

der Abgeordneten Dr. Partik-Pable

und Kollegen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend Beschaffungswesen

 

 

Zeitungsmeldungen zufoIge will das Innenministerium die Aufträge für Uniformen für Polizei

und Gendarmerie nicht mehr an verschiedene österreichische Betriebe vergeben, sondern einen

Generalauftrag ausschreiben. Allerdings ist die Anzahl der heimischen Firmen, die die ganze

Produktpalette von Hose, Gürtel. Socken, Kappe etc. abdecken können gering. Dafür kämen

lediglich Versandhäuser in Frage. was für die heimischen Textilbetriebe eine Existenzfrage

bedeuten würde. Die heimische Textil- und Bekleidungsindustrie fürchtet Aufträge für 130

Mill. S an Versender zu verlieren. Die Uniformen sollen dann vom Hersteller direkt an die

diversen Dienststellen verteiIt werden.

So ist beispielsweise die Schluger Lederwarenerzeugung Kunststoff GesmbH seit vielen

Jahren Lieferant öffentIicher Bedarfsträger. Insbesondere das Bundesministerium für Inneres

wurde jährlich mit einigen tausend Taschen an die Gendarmerie beliefert. Die Aufträge wurden

dem jeweiligen Bestbieter aufgrund öffentlicher Ausschreibungen übergeben. Nun wurde die

Firma Schluga dahingehend informiert. daß die Beschaffung diverser Ausrüstungsgegenstände

des Bundesministeriums für lnneres an ein Versandhaus übertragen wird. Erfahrungen zeigen,

daß Kaufhäuser und Versandhäuser ihre Waren grundsätzlich im Fernost einkaufen. Durch die

von Bundesminister Einem geplante Änderung im Beschaffungswesen für Polizei und

Gendarmerie droht die Gefahr, daß Textilien nicht mehr in Österreich, sondern in

Fernostländern mit niedrigen Lohnkosten bezogen werden. Innerhalb Europas sind die

heimischen Textilbetriebe sehr wohl konkurrenzfähig, gegen die Billigkonkurrenz der

Fernostländer aber kann die österreichische Textilindustrie nicht bestehen. Weiters besteht die

Gefahr des Qualitätsverlustes und somit der Verkürzung der Tragedauer, was die Einsparung

wieder relativiert.

Eine Verwirklichung dieses Vorhabens könnte daher eine Existenzgefährdung für viele

Betriebe der österreichischen Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie mit sich bringen und

käme einem Export von Arbeitsplätzen gleich. Bei der Beschaffungspolitik öffentlicher

Dienststellen muß jedenfalls darauf geachtet werden, daß sich aus der Beschaffungspraxis nicht

strukturelle Nachteile für die österreichischen Betriebe ergeben.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen in diesem Zusammenhang an den Bundesminister für

Inneres folgende

 

A n f r a g e :

 

1. Wie hoch war der Auftragswert der im Bereich des Bundesministeriums für Inneres für die

Ausrüstung der verschiedenen Exekutivkörper vergebenen Aufträge?

 

2. Von welchen Organisationseinheiten und in Anwendung welcher Rechtsvorschriften

erfolgten die einzelnen Ausschreibungen?

 

3. Welche organisatorischen Änderungen sind bezüglich der Auftragsvergabe und der

Massawirtschaft geplant?

 

4. Haben Sie diesbezüglich auch Gespräche mit anderen Ministerien geführt?

Wenn ja, mit welchen, mit welchem Inhalt und mit welchem Ergebnis?

 

5. Welche Einsparungspotentiale erwarten Sie sich dadurch?

 

6. Wird es auf Grund der vorgesehenen Änderungen der Organisation auch zu wesentlichen

Änderungen der bisherigen Ausschreibungspraxis kommen?

 

7. Ist es richtig, daß die beiden Massafonds im Innenministerium aufgelöst werden sollen?

Wenn ja, warum und welche Vorteile erwarten Sie sich daraus?

 

8. Ist es richtig, daß das Beschaffung.swesen für Polizei und Gendartnerie von einem

Versandhaus übernommen wurde?

Wenn ja, von welchem, ging eine Ausschreibung voran und ist diese Ausschreibung in

einem gesetzmäßigem Ausschreibungsverfahren erfolgt?

 

9. Wodurch können Sie sicherstellen, daß sich diese neue Ausschreibungspraxis nicht zu

Lasten der bisherigen österreichischen Zulieferungsbetriebe auswirkt?

 

10. Wodurch können Sie sicherstellen. daß durch diese neue Ausschreibungspraxis nicht ein

Qualitätsverlust für die Ausrüstung eintritt?