1823/J XX.GP

 

der Abgeordneten Mag. Kukacka

und Kollegen

an den Bundesminister für Justiz

betreffend Mängel im Strafvollzug, die Tibor Focos Flucht begünstigten

 

Am 27.April 1995 gelang dem wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe

verurteilten und zum damaligen Zeitpunkt in der Strafanstalt Stein inhaftierten

Tibor Foco die Flucht. Im Zuge eines Besuches einer Lehrveranstaltung an der

Johannes-Kepler-Universität im Rahmen seines Jusstudiums entkam er dem ihn

begleitenden Wachebeamten. Die ermittelnden Kriminalbeamten haben vor

wenigen Tagen jene Umstände bekanntgegeben, die es Tibor Foco ermöglichen,

seine Flucht minutiös zu planen.

 

So war es Tibor Foco möglich, mit einem in seine Zelle geschmuggelten Handy

unbeaufsichtigt telefonisch mit seinen Fluchthelfern Kontakt aufzunehmen

und alle Vorkehrungen für die Flucht (Fluchtfahrzeug, notwendigen Lebens-

mittel, etc.) zu treffen. Weiters wurden ihm Fotos über die Flucht und

die Garage, in der sein Fluchtfahrzeug stand, problemlos in die Straf-

anstalt zugespielt. Es gelang Tibor Foco unentdeckt von seiner Zelle aus

ein Netzwerk insgesamt 6 Fluchthelfern aufzubauen.

 

 

Dieser Erhebungsbericht der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion

läßt somit starke Zweifel darüber aufkommen, ob die Sicherheitsmaßnahmen

in Österreichs Haftanstalten tatsächlich ausreichen, um ernsthaft geplante

Fluchtversuche wirksam zu verhindern.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister

für Justiz folgende

Anfrage:

1 . Wie viele Fluchtversuche fanden in den Jahren 1995 und 1996 statt?

2. Wie war es Tibor Foco möglich, ein Handy in seine Zelle zu schmuggeln?

 

3. Warum wurde diese Aktion nicht entdeckt?

4. Wie oft hat Tibor Foco aus seiner Zelle telefoniert?

5. Mit wem hat Tibor Foco telefoniert?

6. Von wem und wie oft wurde Tibor Foco in der Strafanstalt Stein besucht?

7. Fand immer eine Leibesvisitation der Besucher von Tibor Foco statt

8. Wenn nein, warum nicht?

9. Wurden die Taschen der Besucher von Tibor Foco immer untersucht?

1O.Wenn nein, warum nicht?

11.Wie oft wurde die Zelle von Tibor Foco durchsucht?

12.Wurden im Rahmen dieser Untersuchungen unerlaubte Gegenstände (z.B. Fotos

des Fluchtweges und der Garage, in dem sein Fluchtmotorrad abgestellt war)

sowie Geld in Tibor Focos Zelle gefunden?

13.Wenn ja, welche?

14.Wurden gegen die Verantwortlichen des ineffizienten und offensichtlich

nachlässigen Strafvollzuges in der Strafvollzugsanstalt Stein disziplinäre

Maßnahmen ergriffen?

15.Wenn ja, welche und mit welchem Ergebnis?

16.Wenn nein, warum nicht?

17.Warum wurde es dem zu lebenslanger Haft verurteilten Tibor Foco ermöglicht, an

der Johannes-Kepler-Universität Linz Lehrveranstaltungen zu besuchen, obwohl

es auch die Möglichkeit von Fernstudien gibt?

18.Wurden gegen den Beamten, der Tibor Foco an der Johannes-Kepler-Universität

zu beaufsichtigten hatte und diesen entwischen ließ, disziplinäre Maßnahmen

ergriffen?

19.Wenn ja, welche?

20.Wenn nein, warum nicht?

 

21 .Wurden nun gegen die Eltern, die - nach Presseberichten - das Fluchtmotorrad

besichtigten und somit vom geplanten Fluchtversuch ihres Sohnes gewußt haben

mußten, polizeiliche oder gerichtliche Maßnahmen ergriffen?

22.Wenn ja, welche?

23.Wenn nein, warum nicht?

24.Seit wann ist den Beamten der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion die

ldentität aller Fluchthelfer Tibor Focos bekannt?

25.Wurden gegen alle Fluchthelfer Tibor Focos gerichtliche Maßnahmen ergriffen?

26.Wenn ja, welche?

27.Wenn nein, warum nicht?