2028/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend Maßnahmen im Zusammenhang mit der Rinderseuche BSE
Im Entwurf des Berichtes über Ergebnisse der Untersuchung des nichtständigen
Untersuchungsausschusses für BSE werden grobe Fahrlässigkeiten und schuldhafte
Verhaltensweisen in der Verwaltung, dem Vereinigten Königreich, aber auch bei
Kommission und Rat festgestellt. Der Rat hat trotz deutlicher Hinweise auf die
Nichteinhaltung der von ihm selbst beschlossenen Ausfuhrverbote und Vorsichtsmaßnahmen
zum Schutz der öffentlichen Gesundheit keine wirksame Initiative zu deren Durchsetzung
ergriffen.
Bezugnehmend auf die fahrlässigen Verhaltensweisen des Rates als Vertretungsorgan der
Mitgliedstaaten und der Mitgliedschaft Österreichs seit 1995 stellen die unterfertigten
Abgeordneten daher folgende
ANFRAGE:
1. Wie oft hat sich der EU-Agrarministerrat seit dem EU-Beitritt Österreichs mit der
Rinderseuche BSE befaßt?
2. Über die aufgezeigten Detizite der Arbeit des Ständigen Veterinärausschusses, der
auch im Auftrag des Rates handelt, ist auch der Rat und (damit auch Sie als
Ratsmitglied) für die Untätigkeit und Verzögerungen bei der Seuchenbekämpfung,
Fehlentscheidungen und schlechte Koordinierung im Hinblick auf den
Gesundheitsschutz und die Desinformation der Öffentlichkeit mitverantwortlich.
Können Sie diesen Vorwurf entkräften? Inwiefern haben Sie sich für wirkungsvolle
Maßnahmen im Sinne des Gesundheits- und Konsumentlnnenschutzes im
Agrarministerrat eingesetzt?
3, Aufgabe des Rates ist es, politische Leitlinien aufzustellen. Stimmt es, daß der Rat
Verantwortlichkeiten an den Ständigen Veterinärausschuß abgetreten oder delegiert
hat?
4. Prüft der Rat die Aktivitäten des Ständigen Veterinärausschusses bzw. wird er darüber
informiert?
5. Welche Initiative haben Sie zur wirksamen Durchsetzung des Ausfuhrverbotes für
Rindfleisch oder Rinderprodukte (Gelatine, Talg, Rindersamen) ergriffen?
6. Um Marktstörungen auf dem Rindfleischmarkt zu vermeiden, hat der Rat bisher
vornehmlich im Interesse der Fleischindustrie entschieden. Inwiefern haben Sie sich
im Agrarministerrat dafür eingesetzt, daß Wirtschaftsinteressen der Fleischindustrie
nicht Vorrang haben vor Gesundheits- Tier- und Konsumentlnnenschutz?
7. Inwiefern hat der Rat im Zusammenhang mit der Rinderseuche BSE die Einhaltung
der eigenen Beschlüsse überprüft bzw. das Ergebnis etwaiger Kontrollen angefordert?
8. Anläßlich seines Berichtes im Hauptausschuß am 30. Jänner 1997 hat Agrarkommissar
Fischler darauf hingewiesen, daß ein Vorschlag der Kommission über strengere
Bestimmungen für die Herstellung und Verfütterung von Tiermehlen von 13
Ratsmitgliedern abgelehnt wurde. Welche Position vertreten Sie diesbezüglich?
9. Wie beurteilen Sie die Entscheidung der Kommission über die Aufhebung des
Ausfuhrverbotes für Gelatine, Talg und Rindersamen?
10. Welche Vorschläge werden Sie einbringen zur Veränderung der
Rindfleischmarktordnung in Richtung artgerechte Tierhaltung und Abkehr von
industrieller Massenproduktion?