2110/J XX.GP

 

der Abgeordneten Dr. Schmidt, Dr. Kier und PartnerInnen

an den Bundeskanzler

betreffend Einführung eines Gedenktages für die Opfer des

Nationalsozialismus

Seit Bundespräsident Roman Herzog in Deutschland den 27. Januar, den Tag

der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, als Gedenktag für die Opfer

des Nationalsozialismus proklamiert hat, gibt es in Österreich verstärkt

Bestrebungen, einen geeigneten Gedenktag für die Opfer der

nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu finden.

In der Diskussion hat zunächst die Frage des Datums eine Rolle gespielt, weil

für Österreich auch der Tag der Befreiung von Mauthausen als

Anknüpfungspunkt gewählt werden könnte, doch scheint dagegen die zeitliche

Nähe zum 8. Mai zu sprechen.

Die notwendige Auseinandersetzung mit Instrumenten, Stufen und Art der

möglichen Verletzung der Menschenwürde bis zur Vernichtung hat an Wichtigkeit

leider nichts verloren. Gerade Österreich hat dieses Thema, wenn es am

Beispiel des Nationalsozialismus behandelt wird, oftmals nur als Pflichtübung

erlebt, weshalb die Sensibilität für das Erkennen der Anfänge verderblicher

Wege unterentwickelt scheint. Ein Gedenktag könnte als Mittel dienen, diesem

Defizit abzuhelfen, um die gesellschaftlichen Abwehrkräfte gegen

menschenverachtende Politik zu stärken.

Der mit diesem Anliegen befaßte Bundeskanzler Vranitzky hat sich der Idee

zwar nicht verschlossen, aber unter Hinweis auf andere bereits gesetzte

Initiativen der Bundesregierung lediglich das Kuratorium des Österreichischen

Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus mit dem Thema befaßt.

Da die Einführung des beschriebenen Gedenktages einer Initiative der

Bundesregierung bedarf, stellen die unterfertigten Abgeordneten folgende

Anfrage

1. Halten Sie es für notwendig, in Österreich zum Gedenken an die Opfer des

Nationalsozialismus einen Gedenktag einzuführen? Wenn nein, warum nicht?

2. Wenn ja, welche konkreten Schritte werden Sie im Rahmen der Bundesregierung

setzen, um einen solchen Gedenktag Wirklichkeit werden zu lassen?

3.Welcher Termin erschiene Ihnen aus österreichischer Sicht dafür am

geeignetsten?