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der Abgeordneten ÖIlinger, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Landesverteidigung

 

betreffend die Mitwirkung von Mitarbeitern der Landesverteidigungsakademie und des

Verteidigungsministeriums in rechtsextremen Publikationen

 

 

ln einem lnterview mit der rechtsextremen Zeitschrift "Junge Freiheit" vom 16.

Februar 1996 vertritt Dr. Heinz Magenheimer die These vom sogenannten

''Präventivschlag''. Diese in den letzten Jahren von sogenannten "revisionistischen"

Autoren forcierte Geschichtsauffassung will besagen, daß der Angriffskrieg des

Dritten Reiches gegen die Sowjetunion ein "PräventivschIag" gewesen sei. In der

"revisionistischen'' historischen Literatur, also bei jenen Bemühungen, Geschichte im

Sinne einer Verharmlosung, Beschönigung, Rechtfertigung oder Entkriminalisierung

des NationalsoziaIismus umzuschreiben, wird diese These in den Ietzten Jahren

verstärkt propagiert. SchlußendIich soIl mit dieser Umschreibung der Geschichte der

deutsche Angriff als konsequentes Ergebnis des ideologischen Programmes Adolf

Hitlers, nämIich der Gewinnung vom "Lebensraum im Osten" vom 22. Juni 1941

gegen die Sowjetunion nachträglich gerechtfertigt werden.

Die österreichische Zeitschrift "Junge Freiheit'' (Chefredakteur: Andreas Mölzer) ist

eine Schwestern-Zeitung der "Jungen Freiheit" - Deutschland. Der

Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen schätzt in seinem

Zwischenbericht 1995 die Blattlinie der als rechtsextrem eingestuften "Jungen

Freiheit" unter anderem wie folgt ein: "Bei jeder Gelegenheit wird zudem eine

behauptete UngIeichheit der Menschen propagiert, die im Denkmuster des

extremistischen Teils der Neuen Rechten als Konsequenz aus biologischen

Unterschieden auch Ungleichwertigkeit von Menschen verschiedener Herkunft

bedeutet."

Weiters publiziert Heinz Magenheimer auch in der Zeitschrift "Deutsche Geschichte"

der "Verlagsgesellschaft Berg Gmbh", die vom bundesdeutschen Verfassungsschutz

regeImäßig wegen rechtsextremen Bestrebungen beobachtet wird. Magenheimer

trat bei einer Tagung der "Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt" (ZFl) aIs

Referent auf. Der Leiter des ZFl, Alfred Schickel, wird im vom Leiter des Zentrums

für Antisemitismusforschung, Professor Wolfgang Benz, herausgegebenen

Standardwerk "Rechtsextremismus in Deutschland" aIs Autor bezeichnet, der

"versucht, mit seinen Büchern die deutschen Verbrechen während der NS-Zeit zu

relativieren."

Ebenfalls publizistisch tätig in der "Jungen Freiheit" ist Egbert Apfelknab, der in der

genannten Zeitung aIs ReferatsIeiter im Büro für Wehrpolitik des

österreichischenVerteidigungsministeriums ausgewiesen wird. So bezeichnet er

u.a. in einem von ihm verfaßten Artikel die letztes Jahr in Wien stattgefundene

 

Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" als eine

"Diffamierende AusstelIung über die Wehrmacht".

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stelIen daher foIgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1 ) Stimmen die Ausführungen in der "Jungen Freiheit" vom 16. Februar 1996, daß

Dr. Heinz Magenheimer "seit 1 972 Angehöriger der Landesverteidigungsakadem ie

des österreichischen Bundesheeres und dort im Fachbereich Strategie, Streitkräfte

und Wehrwesen sowie Kriegsgeschichte tätig" ist.

 

2) Stimmen die Ausführungen in der ''Jungen Freiheit'' vom 27.10. 1995, daß Egbert

Apfelknab als Referatsleiter im Büro für Wehrpolitik des österreichischen

Verteidigungsministeriums tätig ist.

 

3) Wie stehen Sie dazu, daß ein Angehöriger der Landesverteidigungsakadem ie des

österreichischen Bundesheeres der Zeitung "Junge Freiheit" ein Interview gibt bzw.

in der Zeitschrift "Deutsche Geschichte" publiziert oder bei der umstrittenen

"Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt" referiert?

 

4) Wie stehen Sie dazu, daß ein Angehöriger des österreichischen

Verteidigungsministeriums in der Zeitung "Junge Freiheit" publiziert?

 

5) Ist für ein Interview, in dem der Interviewte als MitgIied der

Landesverteidigungsakademie des Bundesministerium für Landesverteidigung

vorgestellt wird, eine Zustimmung des Dienststellenleiters oder der vorgesetzten

DienststeIle erforderlich?

 

a) Wenn ja: Wurde eine soIche erteilt oder wurde eine solche erforderliche Meldung

gar nicht erstattet?

b) Wenn nicht: Warum?

 

6) Ist für das Verfassen von Beiträgen durch einen Angehörigen der

Landesverteidigungsakademie bzw. durch einen Angehörigen des

Verteidigungsministeriums in einer vom deutschen Verfassungsschutz wegen

rechtsextremer Bestrebungen beobachteten Zeitschrift eine Zustim mung des

Dienststellenleiters oder der vorgesetzten Dienststelle erforderlich?

 

a) Wenn ja: Wurde eine solche erteilt oder wurde eine solche erforderliche Meldung

gar nicht erstattet?

b) Wenn nicht: Warum?

 

7) Ist für ein Referat eines Angehörigen der Landesverteidigungsakademie bei einer

" revisionistischen ForschungsstelIe'' wie das ZFl eine Zustimmung des

Dienststellenleiters oder der vorgesetzten Dienststelle erforderlich?

 

a) Wenn ja: Wurde eine soIche erteilt oder wurde eine solche erforderliche Meldung

gar nicht erstattet?

b) Wenn nicht: Warum?

 

 

8) Wie stehen Sie zu der Aussage Magenheimers in der "Jungen Freiheit" vom 16.

Februar 1996, daß "die These, wonach Hitler von langer Hand einen

rassenideologischen Vernichtungskrieg vorbereitet habe ... als überholt zu gelten

habe".

 

9) Wie stehen Sie zu der Aussage Magenheimers in dem besagten lnterview, daß

der " Revisionismus das Salz der Wahrheitsfindung" sei?

 

10) Stimmen Sie den Aussagen Magenheimers zu, daß der Angriffskrieg

HitlerdeutschIands gegen Polen und die Westmächte nur "scheinbar" auf Grund

"eines verblendeten, unumstößlichen Aggressionswillens des NS-Regimes" geführt

wurde?

 

a) Wenn ja: warum?

b) Wenn nicht: warum?

 

11 ) Stimmen Sie der These Magenheimers zu, daß "kriegswillige Kreise in Polen"

mitverantwortlich für den Angriff Hitlerdeutschlands gegen Polen waren.

 

a) Wenn ja: warum?

b) Wenn nicht: warum?

 

12) Sind die Thesen vom Präventivschlag Hitler-Deutschlands gegen die

Sowjetunion und vom nur scheinbaren Aggressionswillen des NS-Regimes gegen

die Westmächte offizielIe Lehrmeinung an der Landesverteidigungsakadem ie des

österreichischen Bundesheeres?

 

a) Wenn ja: warum?

 

b) Wenn nicht, welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, die Verbreitung solcher

Geschichtsauffassungen auf der Landesverteidigungsakademie zu verhindern?

 

13) Stimmen Sie der These Apfelknabs zu, daß die letztes Jahr in Wien gezeigte

Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" eine

"Diffam ierenden Ausstellung über die Wehrmacht" ist?

 

a) Wenn ja: warum?

b) Wenn nicht: warum?

 

14) WeIche fachliche QuaIifikationen muß ein Vortragender der

Landesverteidigungsakademie im Bereich Fachbereich Strategie, Streitkräfte und

Wehrwesen sowie Kriegsgeschichte erfüIlen?

 

15) Welche fachliche Qualifikationen muß ein Referatsleiter im Büro für Wehrpolitik

des österreichischen Verteidigungsministeriums erfülIen?

 

16) Waren oder sind die Aktivitäten Magenheimers und ApfeIknabs Gegenstand von

Erm ittlungen der heereseigenen Nachrichtendienste?

 

a) Wenn ja: warum?

b) Wenn nicht: warum?

 

17) Sind von lhrer Seite aus in den FäIlen Magenheimer und Apfelknab konkrete

Schritte zu erwarten?

 

a) Wenn ja, welche?

b) Wenn nicht : warum?

 

18) Welche Konsequenzen halten Sie für angebracht, um Kontakte von

Angehörigen der Landesverteidigungsakadem ie, des Verteidigungsministeriums und

des Bundesheeres zu rechtsextremen Kreisen zu unterbinden bzw. zu vermeiden,

daß "revisionistisches" und rechtsextremes Gedankengut im Bundesheer verbreitet

wird?