2309/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits. Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit & Soziales
betreffend die Zeitschritt "MEDIZIN populär"
Die Österreichische Ärztekammer veröffentlichte im Februar 1997 (Ausgabe 2/97) in ihrer
Zeitschritt "MEDIZIN populär" den in Kopie beiliegenden Beitrag "Homosexualität -
woher kommt sie?".
ln diesem Beitrag werden gängige Stereotype und Vorurteile gegenüber gleichgeschlechtlich
l(i)ebenden Menschen wiedergegeben, diese in streng biologistischer Sicht als gleichsam
mißglückte Wesen dargestellt, die man notgedrungen tolerieren müsse.
Insbesondere wird in dem Beitrag versucht, die in Österreich immer noch bestehende, in
Europa weitgehend einzigartige Sonderstrafgesetzgebung gegen Homosexuelle durch
pseudowissenschaftliche Begründungen zu rechtfertigen und gleichgeschlechtliche Kontakte
von und mit Jugendlichen als "Gefahr für unsere Jugend" dargestellt.
Die Artikelverfasserin beruft sich hierbei auf Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber. Leiter der
Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie der Wiener Universitäts-Frauenklinik. Dieser
beteuert jedoch, solche Aussagen nie getätigt zu haben und völlig entstellt zitiert worden zu
sein. Selbstverständlich halte auch er die sogenannte Prägungs- oder Verführungstheorie für
unhaltbar .
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Kennen Sie den angeführten Artikel und teilen Sie die darin wiedergegebene Sicht
gleichgeschlechtlich l(i)ebender Frauen und Männer und derer "Gefahr für unsere
Jugend"?
2. Halten Sie den Beitrag im Organ der Österreichischen Ärztekammer, das in
Ordinationen in ganz Österreich zur Lektüre für Patientinnen und Patienten aufliegt,
wegen seiner diskriminierenden Grundhaltung gegenüber homosexuellen Menschen
und der darin gegebenen pseudowissenschaftlichen Rechtfertigung für die anti-
homosexuelle Sonderstrafgesetzgebung in unserem Land für bedenklich?
2a. Wenn nein, warum nicht?
3. Werden Sie in Ausübung Ihres Aufsichtsrechts Maßnahmen ergreifen um künftige
solche diskriminierenden pseudowissenschaftlichen Beiträge im Organ der
Österreichischen Ärztekammer zu unterbinden, das in Ordinationen in ganz Österreich
zur Lektüre für Patientinnen und Patienten aufliegt, insbesondere zu verhindern, daß
solche diskriminierenden Beiträge Wissenschafter mit Aussagen zitieren, die diese
niemals gemacht haben?
3.a. Wenn ja, welche?
3.b. Wenn nein. warum nicht?
4. Werden Sie in der Bundesregierung initiativ werden, um homosexuellen Frauen und
Männern, die solchen Diskriminierungen bislang schutzlos ausgeliefert sind, nach
internationalem Vorbild ein gesetzliches Instrumentarium an die Hand zu geben, mit
dem sie sich gegen solche Diskriminierung wehren können?
4.a. Wenn ja, wie?
4.b. Wenn nein, warum nicht?