2409/J XX.GP
ANKLAGE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
betreffend Transparenz und Kriterien der Mittelvergabe an Museen
Bei der Mittelvergabe an die Museen in den Ländern, die also nicht Bundesmuseen sind,
sind keine nachvollziehbaren Kriterien erkennbar. Auch aus den im Kulturbericht 1995
angeführten Kriterien läßt sich die tatsächliche Vergabepraxis nicht zwingend ableiten . So
ist etwa im Kulturbericht als erstes Kriterium angeführt:
"Es wird eine ausgewogene Förderung der Museen angestrebt, wobei die
Verteilungskriterien Größe und Bevölkerungszahl der einzelnen Bundesländer bilden. "
(Kulturbericht, S 75)
Bei genauerer Lektüre der angegebenen Zahlen im Kulturbericht zeigen sich allerdings
eklatante Widersprüche zu diesem angegebenen Kriterium, wie die folgende Tabelle zeigt.
Bundesland Fördersumme
Wien 5,330.000,-
Tirol 3,605.000,-
Burgenland 1,850.000,-
Niederösterreich 1,520.000,-
Salzburg 700.000,-
Oberösterreich 560.000,-
Steiermark 430.000,-
Vorarlberg 184.000,-
Kärnten 115.000,-
Es ist neu, daß das Burgenland das drittgrößte Bundesland Österreichs ist. Nach dem oben
angeführten Kriterium wäre dieser Schluß jedoch zulässig. - Abgesehen davon erscheint
dieses Kriterium nicht als besonders sinnvoll, denn was sagt die Größe und
Bevölkerungszahl eines Bundeslandes über die Zahl und Qualität der Museen im jeweiligen
Bundesland.
Weitere Kriterien, die im Kulturbericht angeführt werden, sind denkmalpflegerische
Aspekte und der volksbildnerische Wert der einzelnen Museen. Schließlich wird angeführt,
daß die Förderung konkreter Projekte gegenüber jährlich wiederkehrendem
Subventionsbedarf bevorzugt wird.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
ANFRAGE:
1 ) Warum stimmen die im Kulturbericht angeführten Zahlen nicht im geringsten mit dem
darin angeführten ersten Kriterium (Größe und Bevölkerungszahl der einzelnen
Bundesländer) überein?
2) Da die angeführten Kriterien mit den Zahlen nicht übereinstimmen: Was sind die
tatsächlichen Kriterien, nach denen die Förderungsgelder vergeben werden?
3) Gibt es seitens des Ministeriums transparente Vergabekriterien, die ansuchenden oder
anfragenden Museen zugeschickt werden und die auflisten, nach welchen Kriterien
Bundesmittel an Museen vergeben werden? Wenn ja: Was sind die Kriterien? (Bitte
um Übermittlung)
4) Wie hoch ist der Anteil an projektbezogener Förderung und wie hoch ist der Anteil an
betriebsbezogener Förderung (Strukturförderung)? (Bitte in absoluten Zahlen und in
Prozent)
5) Welche Museen erhalten hauptsächlich projektbezogene Förderungen und welche
Museen erhalten hauptsächlich betriebsbezogene Förderungen?
6) Ein weiteres explizites Vergabekriterium ist laut Kulturbericht der sogenannte
volksbildnerische Wert der einzelnen Museen. Was verstehen Sie unter dem
"volksbildnerischen Wert" eines Museum?
7) Bedeutet das Kriterium "volksbildnerischer Wert" , daß museumspädagogische und auf
Vermittlung zielende Projekte besonders berücksichtigt werden? Welche derartigen
Projekte wurden in den letzten drei Jahren gefördert? Wie hoch ist der Prozentanteil
derartiger Projekte an der Gesamtfördersumme?
8) "Besonderes Augenmerk wird auch auf die durch Museen zu erzielende Revitalisierung
von Baudenkmälern (vor allem Stifts- und Schloßmuseen) gelegt", ist im Kulturbericht
zu lesen. Wie sieht in diesem Zusammenhang die Abgrenzung zu Förderungen seitens
des Bundesdenkmalamtes aus? Werden diese Förderungen mit Förderungen seitens der
Länder abgestimmt?
9) Aus der Tabelle auf Seite 76 des Kulturberichts geht hervor, daß 1995 die Mittel für
Museen von 33,4 auf 21,9 Millionen Schilling reduziert wurden. Gleichzeitig ist aus
dieser Tabelle ersichtlich, daß die erste Ratenzahlung für das Leopold Museum in der
Höhe von 75 Millionen Schilling aus diesem Ansatz bezahlt wurde. Hat diese
Reduktion der Mittel für Museen mit dem Ankauf der Stiftung Leopold zu tun? Ist es
mit der föderalistischen Struktur Österreichs vereinbar, zugunsten eines Museums in
Wien - Wien erhielt schon bisher am meisten Geld aus diesem Ansatz - die
Förderungen für Bundesländermuseen zu kürzen?
10) Wie viele Museen und Sammlungen, die nicht Bundesmuseen sind, sind dem
Ministerium bekannt, wie viele davon suchen um Unterstützung an, werden jedoch
abgewiesen?
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