3400/J XX.GP
Anfrage
der Abg. Wenitsch, Koller, Ing. Reichhold, Aumayr, Dr. Salzl
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend Kooperation mit dem Wawilow-Institut
Das Wawilow-Institut in St. Petersburg bewahrt Pflanzensorten
aus der ganzen Welt auf, darunter viele, die andernorts bereits
ausgestorben sind. Diese Saat- und Pflanzgutsammlung ist die
älteste Genbank der Welt. Von dort entnehmen US-amerikanische
Saatgutfirmen gratis oder gegen geringe Gebühr resistente oder
atavistische Sorten, um sie weiter zu züchten und danach gegen
Lizenzgebühr mit großem Gewinn zu vermarkten.
Gegen die Finanzierung von Kühlkammern im Hauptlager des
Wawilow-Institutes im Süden Rußlands haben sich die US-Partner
den Zugriff auf diesen Schatz an Pflanzensorten gesichert.
Erst jetzt bemüht sich der Direktor des Instituts, Dragawzew,
um einen Beitritt in die Internationale Vereinigung zum Schutz
des Sortenrechts, um die Züchtungen russischer Wissenschaftler
ebenfalls patentieren zu lassen.
Österreich hat zwar ebenfalls Saat- und Pflanzgutsammlungen,
doch gibt es beträchtliche Lücken, die sich bei bestehenden
Problemen mit Pflanzenkrankheiten (z.B. Gelbmosaikvirus bei
Kürbis, Scharka-Virose im Obstbau, Miniermotte bei Kastenien,
usw.) unangenehm bemerkbar machen. Man könnte sich viele gen-
technische Manipulationen ersparen, könnte man auf eine aus-
reichende Anzahl an Varietäten alter Sorten, auch aus anderen
Ländern, zurückgreifen.
Eine intensive Kooperation mit dem Wawilow-Institut wäre daher
anzuraten.
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft die nachstehende
Anfrage:
1. Welche agrarischen Forschungseinrichtungen Österreichs
stehen bereits mit dem Wawilow-Institut, St. Petersburg,
in wissenschaftlichem Kontakt ?
2. Gibt es bereits einen Austausch von Saat- und Pflanzgut ?
Wenn ja: bei welchen Pflanzenarten und -sorten ?
3. Gibt es in Österreich Nachbauversuche mit Saat- und Pflanzgut
aus dem Wawilow-Institut ?
Wenn ja: für welche Pflanzenarten und -sorten ?
4. Wie lautet die Stellungnahme Ihres Ressorts bezüglich einer
Intensivierung der Zusammenarbeit österreichischer Agrar-
forscher mit diesem Institut ?
5. Werden Sie sich bemühen, von diesem Institut für Österreichs
Land— und Forstwirtschaft wichtige Kulturpflanzen, bei denen
in den letzten Jahren Krankheitsprobleme aufgetreten sind,
Saat— und Pflanzgut zu erhalten, mit dem Österreich spezifisch
Weiterzucht betrieben werden kann ?
6. Werden Sie sich bemühen, diese für Österreich wichtigen
Sorten zu ähnlich günstigen Bedingungen vom Wawilow—Institut
zu erhalten, wie dies den US-Saatgutmultis gelungen ist ?
7. Wie viele Neuzüchtungen der verschiedenen Pflanzenarten
wurden von
a) österreichischen Agrarforschern,
b) österreichischen Saat— und Pflanzgutfirmen
in den letzten fünf Jahren zur Registrierung bzw. zur
Patentierung eingereicht ?