3555/J XX.GP
der Abgeordneten Haigermoser und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend die Teilnahme Italiens u. a. an der Währungsunion
Am 2. Mai dieses Jahres werden die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten darüber
entscheiden, wer von Beginn an Mitglied der Europäischen Währungsunion sein soll und wer
nicht. Schon jetzt aber melden verschiedene maßgebende europaische Politiker starke Zweifel
an der Seriosität und Nachhaltigkeit der Stabilitätsbemühungen einiger Staaten, die offiziell als
Fixstarter gelten, an.
So sprach sich der niederländische Finanzminister Gerrit Zalm, unterstützt von seinem
Regierungschef Wim Kok, unverblümt dafür aus, gegen die Aufnahme Italiens zu stimmen. Der
Grund dafür ist, daß man sich in den Niederlanden nicht von den Jubelmeldungen aus Rom, bei
der Neuverschuldung deutlich unter der Drei-Prozent Marke zu bleiben, täuschen läßt. Zu klar
erscheint, daß dieser „Erfolg“ nur einer einmaligen Euro - Sondersteuer - die noch dazu schon
1999 zu 70 Prozent an die Steuerzahler zurückbezahlt werden soll - und den derzeit günstigen
Zinsen für die kurzfristigen italienischen Darlehen zu verdanken ist. Abgesehen davon aber
weist Italien statt der geforderten Gesamtverschuldung von maximal 60 Prozent des BIP einen
Schuldenstand von über 120 Prozent auf
Wird aber Italien wegen seiner viel zu hohen Gesamtverschuldung draußen stehen gelassen, so
kann auch Belgien mit einem in Prozent des BIP ähnlich hohen Schuldenberg nicht mit gutem
Gewissen zugelassen werden können. Das wiederum hätte zwangsläufig zur Folge, daß auch
das sämtliche Konvergenzkriterien problemlos erfüllende Luxemburg, nicht an der
Währungsunion teilnehmen kann, weil der Kleinstaat per Währungsunion an den belgischen
Franc gebunden ist.
Nimmt nun aber der Rat Italien und Belgien unter Außerachtlassung der Stabilitätsnormen von
Beginn an in die Währungsunion auf, so könnten die Niederländer, nicht zuletzt unter dem
Druck der Parlamentswahlen im eigenen Lande, sich der Teilnahme freiwillig enthalten.
Jüngsten Pressemeldungen zufolge sollen all diese Unstimmigkeiten aber offensichtlich unter
den Tisch gekehrt werden, um mit aller Gewalt und geradezu fahrlässig das immer riskanter
erscheinende Projekt Euro umzusetzen.
Aus diesem Grund stellen die unterfertigten
Abgeordneten an den Bundeskanzler die folgende
ANFRAGE
1. Wie beurteilen Sie die niederländische Kritik an der italienischen Stabilitätspolitik?
2. Wie informieren Sie sich über die nachhaltige Eignung der Anwärter zur Aufnahme in die
Währungsunion?
3. Werden Sie der Aufnahme von Staaten, welche die Konvergenzkriterien nicht bzw. nicht
dauerhaft erfüllen können zustimmen?
4. Wenn ja, wie begründen Sie dies?
5. Wenn nein, welche konkreten Schritte werden Sie in Vertretung Österreichs setzen, wenn
solche Staaten trotzdem in die Währungsunion aufgenommen werden?