3646/J XX.GP

 

der Abgeordneten Mag. Maier

und Genossen

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

betreffend „Transparenz bei Benzinpreisen“

Die Rohölpreise sind in den letzten 15 Monaten enorm gesunken (ca. 40 ?‚o).

Österreich ist trotzdem bei den Netto - Treibstoffpreisen noch immer im EU - Spitzenfeld. Im

EU-Durchschnitt kostete Ende 1997 Eurosuper 3,22 Schilling pro Liter, in Frankreich

beispielsweise nur 2,82 Schilling pro Liter und in Österreich 4,04 Schilling pro Liter.

Seit Anfang Jänner ist der Preis zwar gefallen -  Preise auf Europaniveau gibt es in Österreich

aber immer noch nicht. Nach Presseberichten vom 4.2.1998 wurden die Benzinpreise durch

OMV und BP neuerlich erhöht, nachdem die Rohölpreise kurzfristig gestiegen sind. Für

Konsumenten wird wieder einmal deutlich sichtbar, daß sie selbst von nachweisbaren

Rohölverbilligungen (im Einkauf) an den Zapfsäulen kaum etwas spüren, Erhöhungen jedoch

sofort weitergegeben werden!

Beim Benzinpreisgipfel im September 1997 im Wirtschaftsministerium wurde vereinbart, daß

eine Absenkung der Mineralölpreise auf europäisches Niveau angestrebt werden muß. Eine

Veröffentlichungspflicht der 20 billigsten und 20 teuersten Tankstellen in jedem Bundesland,

die Errichtung eines Brancheninformationssystems sowie eine Branchenuntersuchung (warum

die österreichischen Preise bei weitem über dem europäischen Durchschnitt liegen). wurde

danach mehrfach öffentlich angekündigt. Die Mineralölwirtschaft hat dem auch bei den

Verhandlungen zugestimmt.

Ein Brancheninformationssystem soll für mehr Transparenz bei den Endverbraucherpreisen

sorgen. Dabei sollten die Mineralölunternehmen dem Wirtschaftsminister künftig jeden ersten

Montag im Monat Kalkulationsgrundlagen übermitteln, wobei dies mit vierteljährlichen

Gesprächsrunden sowie einmal jährlich mit einer großen Lagebesprechung ergänzt werden

soll.

Seitdem hat sich weder etwas geändert, noch wurden die beim Benzinpreisgipfel

angekündigten Maßnahmen von der österreichischen Mineralölwirtschaft realisiert. Eine

österreichweite Benzinpreis - Erhebung der AK vom Oktober 97 zeigte, daß bei den

Treibstoffpreisen noch immer eine hohe Preiskonzentration im Westen und in den nördlichen

Grenzbezirken vorliegt. Dies wurde auch von der Bundesarbeiterkammer schärfstens

kritisiert, die zugleich aufgrund der OMV - Bilanzzahlen eine rasche und ausreichende

Benzinpreissenkung einforderte.

,,Rekordgewinne der OMV geben der AK - Kritik erneut recht, daß die österreichischen

Benzinpreise weit überhöht sind. Wie die heimliche Benzinpreiserhöhung Ende 1997 zeigte,

scheuen die Mineralölkonzerne nicht, den Konsumenten überteuerte Produkte zu verkaufen

und den Aktionären von Traumgewinnen zu berichten.“

Auch das Hinauszögern der Veröffentlichungspflicht der 20 billigsten und 20 teuersten

Tankstellen pro Bundesland beweist abermals, daß die Mineralölindustrie kein Interesse an

einem Wettbewerb haben dürfte. Österreich hat noch immer die höchsten Tankstellenspannen

in Europa. Der Preisunterschied vor Steuern und Abgaben für Eurosuper beträgt

beispielsweise 80 g/Liter, in Spitzenzeiten sogar bis zu S 1.20,-- (Stand Ende 1997).

Die nun aus zwei Gründen angekündigte - und teilweise durchgeführte -  Benzinpreissenkung

seit Anfang des Jahres ist absolut unzureichend.

Vor Jahren wurde den Mineralölfirmen nämlich eine Preiserhöhung zugestanden. die damit

die Umstellung auf Gaspendelleitungen finanzieren sollten. Da diese Umstellung bis zum

Jahresende 97 von allen Tankstellen durchgeführt sein mußte, ist die damals genehmigte

Erhöhung um insgesamt 20 Groschen (Benzin, Super Plus und Euro super und

10 % bei Diesel) zur Gänze (!) zurückzunehmen.

Die Mineralwirtschaft bezifferte ihre Umstellungskosten mit 2,8 Milliarden Schilling AK-

Berechnungen zeigen, daß aus der damaligen Preiserhöhung seither mindestens 4 Milliarden

Schilling zusätzliche Einnahmen zu den Benzinkonzernen flossen. Somit wurden die

Investitionen in die Gaspendelleitungen längst verdient. Entsprechende Preissenkungen und

dringend notwendig. Dazu kommt noch die Preisentwicklung auf den internationalen

Rohölmärkten mit fallenden Preisen. So ist in Rotterdam der Rohölpreis pro Barrel innerhalb

eines Jahres von 22,99 Dollar (20.1.97) auf 14,10 Dollar (21.1.98) gesunken.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wirtschaftliche

Angelegenheiten nachstehende

Anfrage:

1. Warum sind die Nettopreise in Österreich im europäischen Vergleich am höchsten?

2. Welche Maßnahmen werden von Ihnen dahingehend vorgeschlagen, um die

Nettopreise in Österreich auf europäisches Durchschnittsniveau zu senken?

3. Besonders nachdenklich stimmt die ,,Preiskonzentration" in den Bundesländern. Diese

betrug Ende Oktober z.B. bei Eurosuper in Vorarlberg 81 %,‘, in Tirol 73,5 % in

Salzburg 72 % D.h. 81 % der Tankstellen (zw. 73,5 und 72 %) verlangen ein und

denselben Preis. In manchen Bezirken betrug die Konzentration sogar über 90 %

Welche wettbewerbsrelevanten Maßnahmen werden Sie dagegen ergreifen?

4. Treten auch Sie für eine Veröffentlichungspflicht der 20 billigsten und der 20 teuersten

Tankstellen in jedem Bundesland ein. Wenn nein, warum nicht?

5. Woran scheitert derzeit diese Veröffentlichung?

6. Sind für Sie auch Alternativen dazu denkbar?

7. Haben Sie bereits eine Branchenuntersuchung in Auftrag gegeben?

Wenn nein, warum nicht?

8. Soll der Auftrag über eine Ausschreibung erfolgen?

9. Wann sollen die Ergebnisse aus dieser Branchenuntersuchung vorliegen?

10. Was unternehmen Sie hinsichtlich der Verträge (z.B. Lohnverarbeitungsverträge in der

Raffinerie Schwechat, Verträge zur Adria - Wien Pipeline) der Mineralölwirtschaft. die

wettbewerbsrechtlich relevant sind?

11. Welche Maßnahmen werden von Ihnen getroffen, die 1993 durch die Umstellung auf

Gaspendelleitungen zugestandenen Preiserhöhungen, um jeweils denselben Betrag bei

den Benzinsorten wieder zu reduzieren?

12. Werden Sie -  sofern diese notwendigen Preissenkungen vorn Verhandlungsweg nicht

erzielt werden können  - für eine gesetzliche Preisregelung eintreten, um Autofahrer vor

weiterer Preistreiberei zu schützen?

13. Welche Maßnahmen werden Sie vorschlagen, daß die internationale Preisentwicklung

beim Rohöleinkauf(z.B. in Rotterdam) bei den österreichischen Endverbraucherpreisen

auch tatsächlich berücksichtigt wird.