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des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Polizeidirektion Wels
Im oberöstereichischen Wels sorgten in den vergangenen Jahren immer wieder Neo-
Nazi-Zeichen sowie -aktivitäten für heftige öffentliche Diskussionen. Dabei fällt
neben der allsamt bekannten ignoranten Haltung des Welser Bürgermeisters auch die
ständig beschwichtigende Tätigkeit des Welser Direktors Karl Mathe auf.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem Grund an den Bundesminister
für Inneres folgende schriftliche
ANFRAGE:
1. Die Oberösterreichischen Nachrichten berichten am 20.3.1996 darüber, daß in
der Affäre um die vier in Sonnenradform angeordneten F-Buchstaben (für das
Turnermotto "Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei") , die seit 1930 an der Theke der
Welser Etzoldhalle des ÖTB prangen, nun der Welser Polizeidirektor tätig
wurde. Nach einer Anzeige der Jungsozialisten nach dem NS-
Abzeichenverbotsgesetz hatte ein Gutachten des Innenministeriums das
Sonnenrad als hakenkreuzähnliches Symbol klassifiziert. Daraufhin lud der
Welser Polizeidirektor Karl Mathe den Obmann des Welser "Vereins
Turnhalle" , den Freiheitlichen Landtagsabgeordneten Gerhard Holter, als
Beschuldigten vor. Der Polizeidirektor habe statt einer Demontage des
Sonnenrades laut Originalzitaten der OÖN dem F-Politiker empfohlen, man
möge das Sonnenrad weiß übertünchen, damit es nicht mehr vom weißen
Plafond absteche. Sobald dies geschehen sei, stelle er das Verfahren ein. Denn
es sei ein gesetzlicher Schuldausschließungsgrund, wenn ein
hakenkreuzähnliches Symbol nicht bewußt dargestellt wird. Damit brauche es
dann auch nicht entfernt zu werden. Natürlich stimmten sowohl der F-Politiker
als auch der ÖTB diesem unsauberen Lösungsvorschlag des Welser
Polizeidirektors zu.
Ist der Innenminister über dieses Vorgehen des Welser Polizeidirektors
informiert? Entspricht dieses Vorgehen den Intentionen des Ministeriums? Ist
für das Innenministeriums damit die Angelegenheit erledigt bzw. welche
Konsequenzen werden aus diesem Vorgehen des Welser Polizeidirektors, die ja
am Sachverhalt des Fortbestandes eines hakenkreuzähnlichen Symbols nichts
ändert, gezogen? (Siehe Beilage 1a und 1b)
Ende des vergangenen Jahres wurde eine neue "Dekoration" im Fenster eines
Genossenschaftswohnungshauses in Wels bekannt. In den Worten "Heil und
Fried" und den dazugestellten altgermanischen Runenzeichen, die in diesem
Fenster angebracht waren und sind (siehe Beilage 2) , erblickte etwa die
Zeitgeschichtsexpertin Erika Weinzierl eindeutige nationalsozialistische
Anklänge. Demnach ist die " Odalsrune" im linken Fensterflügel ein
"Markenzeichen für rechtsextreme deutsche und belgische Gruppen" . Rechts
unten ist nach Auskunft des Dokumentationsarchivs des österreichischen
Widerstandes die "doppelte Siegrune zu sehen, die umgedreht von der Waffen-
SS verwendet wurde" . Das Symbol rechts neben dem Wort "Fried" gilt als
Wolfsrune, die unter anderem niederländische Freiwillige SS-Angehörige
trugen. Trotz detaillierter Information und entsprechender öffentlicher
Aufforderung wurde der Welser Polizeidirektor Karl Mathe in dieser
Angelegenheit nicht aktiv. Im Kurier vom 22. 12.1995 meint er, man habe mit
dem Urheber gesprochen, dies sei ein harmloser Mann, der sich als Nachfahre
der Kelten fühle und derartige Interessen an der deutschen Geschichte habe.
Hält der Innenminister einen derartigen Umgang mit eindeutigen NS-Zeichen im
öffentlichen Bereich durch den Welser Polizeidirektor für akzeptabel? Wenn
nein, welche Konsequenzen werden aus diesem Vorfall gezogen?
Vor allem in der Welser Noitzmühle aber auch im gesamten innerstädtischen
Bereich von Wels tauchten in den Jahren 1993 , 1994 und 1995 immer wieder
Neonazi-Aufkleber auf. So etwa wie die der Wiking Jugend, die einen
schwarzen Adler vor roter Sonne zeigen, Aufkleber des Hilfskommitees
südliches Afrika, Aufkleber der Arbeitsgemeinschaft für Politik, Aufkleber des
bekannten Patria-Versands, der deutschen Volksunion und andere (siehe Beilage
3 a-g) , darüber hinaus kam es zu fotografisch dokumentierten
Wehrsportübungen im Umfeld der Noitzmühle sowie zu gewalttätigen
Übergriffen von Neonazis, dennoch meint der Welser Polizeidirektor Herr Dr.
Karl Mathe immer wieder, so etwa am 23.12.1993 (siehe Beilage 4) Wels habe
keine Neonazis.
Hält der Innenminister derartige beschwichtigende Aussagen, die immer wieder
erfolgt sind, für vereinbar mit einer öffentlichen Sensibilisierung für die
Gefahren des Rechtsextremismus sowie für vereinbar für ein besonders
offensives Vorgehen der Polizei in diesem Bereich? Wenn ja, warum? Wenn
nein, welche Konsequenzen werden daraus gezogen?
Anlagen wurden nicht gescannt !!!