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der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Umwelt und FamiIie
betreffend Export gefährlichen AbfalIs nach Rußland
In der Stadt Pushchino, 100 km südlich von Moskau, ist eine
Industriemüllverbrennungsanlage geplant. Von seiten der deutschen Bürgerinitiative "Hilfe
für Osteuropa'' wurde uns mitgeteilt, daß eine österreichische Firma, und zwar die FMW-
Förderanlagen und Maschinenbau AG, 1050 Wien als Anlagenbauer oder -betreiber
fungiert. Es wird behauptet, daß in dieser Anlage auch gefährIicher Abfall aus Österreich
verbrannt werden soll. Da es sich um einen MüIltransport über mehr als 2000 km handeln
würde, könnte eine solche Vorgangsweise nur ökonomisch sein, wenn die Anlage in
Rußland eine Billigvariante ist und weit unter den Umweltschutzstandards errichtet und
betrieben würde. Da sich das Umweltministerium bei vielen Veranstaltungen prinzipiell
gegen den Müllexport ausgesprochen hat, nach EU-Recht die Entsorgung am
nächstgelegenen Standort vorzunehmen ist und die Basler Konvention zu beachten ist, dürfte
diesem allenfalls beabsichtigten Export kein ErfoIg beschieden sein.
Greenpeace (International und Deutschland) hat über die FMW Förderanlagen und
Maschinenbau AG recherchiert und anläßlich der 3. Vertragsstaatenkonferenz zum Basler
Übereinkommen in Genf im September 1995 einen Bericht vorgelegt. Wir zitieren aus
diesem Bericht: ,,Greenpeace ist nach Prüfung aller verfügbaren Unterlagen zu dem Schluß
gelangt, daß FMW zum Aufbau von qualifizierten Sonderabfalltechnologien weder in
Westeuropa noch sonst auf der Welt willens und in der Lage ist. . . . Greenpeace warnt alle
Regierungen und Behörden vor dieser Firma und etlichen anderen, die nach dem gleichem
Muster verfahren. . . .Greenpeace glaubt, daß es FMW allein darum geht, gefährliche
IndustrieabfäIle nach dem Kassieren hoher Entsorgungsgebühren von den
Verursacherindustrien aus Westeuropa in ' ZwischenIager' in (meist) Nicht-OECD-Ländern
zu bringen und dort ohne weitere Behandlung oder Sicherung in den Empfängerländern zu
belassen. ''
In der Projektstudie der Betreiber (Project Study about the installation of a power plant,
which ist fed with fuel from waste and will supply the city of PUSHCHINO MOSCOW in
the region RUSSIA with electricity and district heating) wird die Anlage und der Standort
eigentümlich begründet: "Target of the cooperation between the Western European
industrial states and Russia is , on one hand to shorten the time for approvaI proceedings in
Western Europe, and on the other hand to raise the financial funds for the installation of a
modern waste incineration plant in Russia. "
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Welche in Österreich anfallenden Abfälle können derzeit exportiert werden, weil
keine entsprechenden Behandlungskapazitäten lt. § 35 Abs 2 Zif 1 AWG im Inland
vorliegen?
2. Welche Behandlungsarten gelten als "Rohstoffverwertung" im Ausland im Sinne des §
35 Abs 2 Zif 1 AWG?
3. a) Welche Konsequenzen sind aus einem Transportweg von 2000 km in der
rechtlichen Beurteilung nach § 35 AWG zu ziehen?
b) Welche Verbringungsdistanzen umfaßten die bisher vom Umweltministerium
erteilten Exportgenehmigungen für gefährliche Abfälle maximal und
durchschnittlich?
c) Wurden Exportgenehmigungen nach Osteuropa bereits erteilt?
d) Hat die FMW-Förderanlagen und Maschinenbau AG, St. Johann-Gasse 1-5 ,
l050 Wien schon einmal um Exportgenehmigungen nach § 35 AWG angesucht
und welche Genehmigungen wurden erteilt?
4. a) Welche Informationen liegen dem Umweltministerium über die geplante Anlage
in Pushchino und einen allfälligen Abfallexport nach Pushchino vor?
b) Liegen Genehmigungsanträge für den Abfallexport nach Rußland vor und
welche?
c) Wie würde das Umweltministerium einen derartigen Antrag auf Export
gefährlichen oder "ungefährlichen" Abfalls nach Rußland beurteilen, welche
Erfolgsaussichten hätte er?
d) Ist dem Umweltministerium dieses Rußlandprojekt aus Gesprächen mit
. Vertreter/inne/n der öffentlichen Unternehmen bekannt oder gibt es einschlägige
Gespräche mit Ressorts , welche die Eigentümervertretung von Unternehmen des
Bundes wahrnehmen?