409/J
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend Geheimdienste in Österreich
Die drei österreichischen Geheimdienste geraten immer stärker in das Zentrum der
öffentlichen Diskussion. Die Grünen fordern seit Jahren eine Totalreform aller drei
bestehenden Geheimdienste im Bereich des Innemninisteriums sowie im Bereich des
Verteidigungsressorts. Mittlerweile wurde dieser dringende Handlungsbedarf zum
Abstellen verschiedenster Bürgerbespitzelungspraktiken auch von Teilen der
Koalitionsparteien erkannt.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Landesverteidigung folgende schriftliche
ANFRAGE:
1 . Wie beurteilen Sie die aktuellen politischen Reformbestrebungen aus dem
Bereich eines Teils der Koalitionsregierung bezüglich der beiden militärischen
Geheimdienste?
2. Wie beurteilt der Verteidigungsminister den Vorschlag einer EingIiederung des
Heeresnachrichtenamtes in den Bereich der Staatspolizei und eine alIfällige
Unterstellung dieser neuen Geheimdienststruktur bzw. aller Geheimdienste unter
die Patronanz der gesannten Bundesregierung bzw. des Bundeskanzleramtes?
3. Wieviele Akten personenbezogener Natur wurden jeweils im Bereich von HNA
sowie HAA jeweils in den Jahren 1990 bis 1995 bearbeitet?
4. Wie hoch war das Gesamtbudget von HNA bzw. HAA jeweils in den Jahren
1990 bis 1995?
5. Wieviele Personen sind derzeit jeweils im Bereich von HNA bzw. HAA tätig?
6. In der Vergangenheit existierte mehrfach belegt seitens der beiden militärischen
Geheimdienste die Möglichkeit von Firmen, Sicherheitsüberwachungen von
Angestellten durchführen zu lasssen.
Ist es richtig, daß eine derartige Tätigkeit seitens der beiden militärischen
Geheimdienste durchgeführt wurde? Wenn ja, in wievielen Fällen seit 1990?
Existiert eine derartige Kooperation mit Firmen auch heute noch?
7. Der Kurier vom 14. Jänner 1996 berichtet darüber, daß ein NEWS-Bericht unter
dem Titel "Achtung, Schützen" eine Fehlinformation über angebliche
Waffenlager von Südtiroler Schützenverbänden in Nordtirol angelegt worden
seien. Die Abteilung II, 7 im Innenministerium schreibt dazu in einem Bericht:
"Es besteht der begründete Verdacht, daß der nicht existente Bericht der Tiroler
Sicherheitsbehörden von Kreisen lanciert wurde, die eine europäische Region
Tirol im Sinne der Europäischen Union zu boykottieren beabsichtigen. Die
Ermittlungen in diese Richtung wurden eingeleitet. " Vor Gericht versicherte der
befragte Verfasser des NEWS-Berichtes, daß er ein gefälschtes Papier über die
angeblichen Waffenlager der Südtiroler Schützen in Nordtirol beim HNA
bekommen habe.
Ist Ihnen dieser Sachverhalt bekannt? Wenn ja, welche konkreten
Detailinformationen besitzen Sie über diesen Sachverhalt? Wurde in diesem
Zusammenhang eine interne Untersuchung angestellt? Wenn ja, mit welchen
konkreten Ergebnis?