4264/J XX.GP

 

der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

betreffend die innerstaatliche Umsetzung des nunmehr in Österreich ratifizierten

Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten

Am 26.2.1998 hat der Nationalrat das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler

Minderheiten ratifiziert, der Bundesrat hat am 12. 3.1998 zugestimmt. Daher wird diese

völkerrechtliche Konvention Mitte 1998 für Österreich in Kraft treten.

Sowohl die Rahmenkonvention über den Schutz nationaler Minderheiten als auch die

leider in Österreich noch immer auf Eis liegende Europäische Charta über den Schutz

der Regional - und Minderheitensprachen gehen von der gemeinsamen Verantwortung

von Minderheiten und Mehrheiten für die friedliche Entwicklung Europas unter Achtung,

Respekt und Schutz der sprachlichen und kulturellen Besonderheiten der Menschen aus.

Sie stellen wichtige Schritte in Richtung eines effektiven, gesamteuropäischen

Minderheitenschutzsystems dar. Deshalb ist es wichtig, daß Österreich diese Dokumente

nicht nur unterzeichnet, sondern auch ratifiziert und innerstaatlich umsetzt.

Daher ist es besonders bedenklich, daß sich Bundeskanzler Klima nach wie vor weigert, die

Ratifikation der Europäischen Charta über den Schutz der Regional - und

Minderheitensprachen vorzubereiten.

Die beiden Europaratskonventionen begreifen kulturelle und sprachliche Vielfalt per se als

positiv. Erhalt und Ausbau dieser Vielfalt soll als Gesamtanliegen des Staates und nicht ein

ertrotztes Recht einer Minderheitengruppe verstanden werden. Minderheitenrechte sind

nach dem neuen europäischen Verständnis keine defensiven Sondernormen zur

Verteidigung der ethnischen Restreservate, sondern ein politisches Ziel für Europa.

Im Zusammenhang mit der Ratifikation des Rahmenübereinkommens zum Schutz

nationaler Minderheiten entsteht neuer Handlungsbedarf im innerstaatlichen Bereich.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.Sind Sie bereit, die einhelligen Forderungen aller österreichischen Volksgruppen aus

dem Memorandum der Volksgruppen zu erfüllen und eine umfassende

Neukodifizierung des Volksgruppenrechtes in Österreich voranzutreiben, um damit

der Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten zu entsprechen?

a) Wann ist mit welchen Schritten für welche Volksgruppe zu rechnen?

2. Sind Sie bereit, den einhelligen Wünschen aller österreichischen Volksgruppen nach

einer rechtlichen Gleichstellung aller anerkannten Volksgruppen zumindest auf dem

Niveau, das derzeit nur die im Artikel 7 des Staatsvertrages von Wien genannten

kroaten und Slowenen genießen, nachzukommen?

a) Wann ist mit welchen Schritten für welche Volksgruppe zu rechnen?

3. Sind Sie bereit, den einhelligen Wünschen aller österreichischen Volksgruppen nach

der Schaffung bzw. Förderung eines zweisprachigen Bildungssystems in allen

mehrsprachigen Regionen vom Kindergarten bis zur Matura, einschließlich einer

entsprechende Ausbildung des Erziehungspersonals, nachzukommen?

a) Wann ist mit welchen Schritten für welche Volksgruppe zu rechnen?

4. Sind Sie bereit, den einhelligen Wünschen aller österreichischen Volksgruppen nach

einer ausreichenden finanziellen Absicherung von mehrsprachigen Sendeangeboten

im Privatradiobereich nachzukommen?

a) Wann ist mit welchen Schritten für welche Volksgruppe zu rechnen?

5. Sind Sie bereit, den einhelligen Wünschen aller österreichischen Volksgruppen nach

einer Umsetzung der Zweisprachigkeit im Bereich der Verwaltung und der

zweisprachigen Ortstafeln in allen Siedlungsgebieten der Volksgruppen

nachzukommen?

a) Wann ist mit welchen Schritten für welche Volksgruppe zu rechnen?