4400/J XX.GP
der Abgeordneten Johann Schuster
und Kollegen
an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales
betreffend Pflegegeld
Mit der Einführung des Bundespflegegeldgesetzes im Juli 1993 wurden erstmals
bundesweit einheitliche Leistungen eines 7 - stufigen Pflegegeldes eingeführt.
Außerdem wurde damit europaweit erstmals in umfassender Weise eine Maßnahme
gesetzt, die es ermöglicht, auch der Arbeit betreuender Angehöriger gerecht zu werden.
Dies ist gerade für Österreich bedeutsam, da bei uns mehr als 80 % der
betreuungsbedürftigen Personen über 60 Jahre zu Hause gepflegt werden. Dies wäre
ohne die selbstlose Mithilfe der Angehörigen nicht in diesem Ausmaß denkbar.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Arbeit,
Gesundheit und Soziales folgende
ANFRAGE:
1.) Weniger Heimpflege und mehr Pflege im Familienverband fördert nicht nur das
subjektive Wohlbefinden der Pfleglinge sondern bewirkt auch langfristig eine
Kostenreduktion für das Budget. Was unternehmen Sie, um die Pflege im
Familienverband auch in Zukunft sicherzustellen?
2.) Welche Initiativen zur Angehörigenbetreuung und - schulung bzw. Aus - und
Weiterbildung für Pflegepersonen und deren beruflichen Wiedereinstieg werden von
Ihnen unterstützt bzw. gefördert?
3.) Welche Maßnahmen werden von Ihnen gesetzt, um die kurzfristige Entlastung der
Betreuungspersonen sowie eine Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung der
Pflege durch Tagespflegemöglichkeiten, ambulante soziale Dienste usw. zu
erreichen?
4.) Wie stehen Sie zu dem Vorschlag einer Einführung eines sozialen
Unfallversicherungsschutzes für Pflegepersonen durch eine Zusatzversicherung nach
dem Vorbild des § 22 ASVG, wie sie für Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren
oder der Landesverbände des Österreichischen Roten Kreuzes vorgesehen ist? Mit
einem Beitrag von S 16,- pro Monat, den der Bund verdoppelt, könnte ein
umfassender Unfallversicherungsschutz geschaffen werden, zumal die qualifizierte
Pflege ebenfalls eine öffentliche Aufgabe ist und die Pflegepersonen erhöhten
Unfallgefahren ausgesetzt sind.
5.) Laut einer aktuellen Studie (Analyse der Auswirkungen des Pflegevorsorgesystems,
Prof Badelt) reicht das Pflegegeld besonders in den unteren Pflegegeldstufen nur in
geringem Ausmaß zur Abdeckung des Betreuungsaufwandes aus. Dadurch werden
diese Pflegegeldbezieher stärker mit ihrem Einkommen zur Pflegesicherung
herangezogen. Welche Verbesserungen zum Abbau dieser Unterdeckung werden von
Ihrem Ressort überlegt?
6.) Wie teuer ist ein durchschnittlicher Pflegeplatz in den einzelnen Bundesländern in
Alten - oder Pflegeheimen?
7.) Durch den steigenden Bedarf von Heim - und Hauskrankenpflege ergibt sich künftig
in diesem Bereich ein enormes Beschäftigungspotential. Wie reagieren Sie auf diese
positive Entwicklung für den Arbeitsmarkt, um dauerhaft Arbeitsplätze im
Dienstleistungsbereich zu fördern?
8.) Laut Prognosen könnte sich die Zahl betreuungsbedürftiger Personen in Österreich
bis zum Jahre 2030 aufgrund demographischer Entwicklungen auf bis zu 959.851
Personen nahezu verdoppeln. Gleichzeitig ist mit einer geringeren Verfügbarkeit
familärer Hilfsstrukturen zu rechnen. Welche Maßnahmen werden von Ihrem
Ministerium gesetzt, um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen?