4708/J XX.GP

 

ANFRAGE

der Abgeordneten Haidlmayr, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit & Soziales

betreffend Leukotomie / Psychochirurgie in Österreich

Im April dieses Jahres gab es Pressemeldungen über die Durchführung der Gehirnoperation

Leukotomie (auch bekannt unter dem Namen Lobotomie) in Schweden. Den Meldungen

zufolge wurden in Schweden in den Jahren 1944 bis 1963 mehr als 4.500 Menschen

teilweise ohne Zustimmung am Gehirn operiert, unter ihnen auch Kinder. Wie der staatliche

TV - Sender SVT berichtete, erlitten viele Patienten Folgeschäden wie schwere

Persönlichkeitsveränderungen.

Operiert wurden dem Bericht zufolge vor allem Patienten aus psychiatrischen Kliniken, aber

auch rund 500 Patienten aus anderen Krankenhäusern, sowie hyperaktive oder in ihrer

Entwicklung zurückgebliebene Kinder.

Die schwedischen Gesundheitsbehörden sprechen davon, daß die Operation an rund 2.000

Personen durchgeführt wurde. Es wird derzeit geprüft, ob die umstrittene Operation auch

heute noch durchgeführt wird.

Die Opposition setzt sich nun im schwedischen Parlament für eine Entschädigung der Opfer

ein, die es in Norwegen bereits gibt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1) Wurde die Gehirnoperation Leukotomie (Lobotomie) in Österreichs psychiatrischen

und sonstigen Krankenanstalten in den Jahren 1930 bis 1970 durchgeführt?

2) Wenn ja, in welchen Krankenanstalten und an wievielen Personen wurde diese

Operation durchgeführt?

3) Wurde von den Betroffenen bzw. deren Familien die Zustimmung dazu eingeholt?

4) Wurden diese oder analoge Operationen im Sinne der neurochirurgischen Behandlung

psychiatrischer Erkrankungen auch in den Jahren von 1970 bis heute durchgeführt?

5) In Schweden wurden mit dieser Operation Experimente an Alkoholikern und

Kriminellen durchgeführt. Ist dies auch in Österreich passiert?

6) Werden Sie sich für die Zahlung von Entschädigungen einsetzen, falls auch in

Österreich Patienten durch eine Leukotomie (Lobotomie) bleibende

Persönlichkeitsveränderungen erlitten haben?

7) Werden Sie eine Prüfung der zeitlich schon weiter zurückliegenden Vorgänge in

Österreichs Krankenhäusern in die Wege leiten?