4813/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Petrovic, Stoisits, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Justiz
betreffend Auswahl neuer Richteramtsanwärter/innen
Betroffene Gerichtspraktikant/inn/en haben sich über das System in Zusammenhang mit der
Auswahl für die Ernennung neuer Richteramtsanwärter/innen beschwert. Als
Hauptkritikpunkte wurden folgende angeführt:
• Dem Auswahlverfahren fehlt ein klare gesetzliche Grundlage, die Bewerber und
Bewerber/innen haben keine Parteistellung im Verfahren, damit auch keine Rechte.
• Das Verfahren ist für die Betroffenen nicht transparent. Oberlandesgerichte und
Justizminister legen weder ihre Entscheidungsgrundlage noch die Reihung der
Kandidaten offen und begründen ihre Entscheidung nicht gegenüber den Betroffenen.
• Die mangelnde Transparenz erleichtert Bevorzugungen protegierter Personen. Die
Justiz versucht, im Auswahlverfahren “unter sich zu bleiben” und bevorzugt
Angehörige von Juristenfamilien.
• Obwohl das Richteramt mit unabhängigen Personen besetzt werden sollte, ist die
Justiz bestrebt, sozial angepaßte Personen auszuwählen, die sich nicht aufmucken
trauen.
Von Vertreter/innen wurden bereits Verbesserungsvorschläge an den Bundesminister für
Justiz herangetragen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Werden Sie die Kritikpunkte am Auswahlverfahren die Ernennung neuer
Richteramtsanwärter/innen aufnehmen und auch umsetzen?
2. Werden Sie für eine größere Transparenz im Zuge des Auswahlverfahrens sorgen,
indem dargestellt wird,
wann die jeweiligen Prüfungen stattfinden, welche Personengruppen (Dauer der
zurückgelegten Gerichtspraxis, Beurteilungserfordernis) dafür zugelassen wird
und wann man sich dafür anmelden muß;
wann die Ergebnisse der jeweiligen Prüfung bekanntgegeben werden,
insbesondere wann bekanntgegeben wird, welche Personen verlängert werden
und welche nicht;
• wann die Besetzungsvorschläge (die “Liste”) dem Ministerium vorgelegt wird;
• wann die Entscheidung des Bundesministers fällt;
• wie lange jeweils die erfolgreichen bzw. die nicht erfolgreichen Bewerber/innen
verlängert werden?
3. Werden Sie dafür sorgen, daß bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt in den
Richterdienst übernommen werden?
4. Werden Sie dafür sorgen, daß die Bevorzugung von Angehörigen von Richter/inne/n
nicht weiter fortgesetzt wird und auch Familienangehörige nur nach ihrer
Qualifikation übernommen werden?