5033/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Haigermoser

und Kollegen

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

betreffend untaugliches österreichisches Kartell recht

 

Die freiheitliche Partei versucht seit langem, das zahnlose österreichische Kartellrecht zu

einem modernen und tauglichen Instrument zu gestalten. Die SPÖVP - Koalition hat

jedoch jede Verbesserung in diesem Bereich verhindert. Wie zahnlos das bestehende

Kartellrecht ist, zeigte sich einmal wieder beim Kauf der österreichischen Traditionsfirma

Meinl durch die deutsche Firma REWE. Der Bundesminister fur wirtschaftliche

Angelegenheiten Dr. Farnleitner wurde von der eigenen Vergangenheit eingeholt und

mußte dem Verkauf tatenlos zusehen. Der Brief an Brüssel um “Hilfe” stellte sich als

reine Alibiaktion heraus.

 

Faktum ist, daß die ausufernde Marktkonzentration im Lebensmittelhandel zerstörend

auf die gesamte Wirtschaftsstruktur in Österreich wirkt, beginnend bei der

Lebensmittelindustrie, endend bei der Nahversorgung.

 

In Zusammenhang mit diesem Tohuwabohu, welches von der SPÖVP - Koalition geprägt

ist, ist das Interview des Vorstandsvorsitzenden der REWE, Dkfm. Hans Reisch in der

Fachzeitschrift Regal 9198 zu sehen.

 

REGAL: Zum Meinl - Kauf in Österreich. Fanden Sie die Vorgangsweise von

Wirtschartsminister Farnbleitner puncto Kartellverfahren richtig.

REISCHL: Ein deutliches Nein. Der österreichische Wirtschaftsminister Farnleitner hat - ohne

daß er kartellrechtlich zuständig ist ‚und ohne daß er die tatsächlichen Marktverhältnisse kennt

- sofort für den Mitbewerber um Meinl, die österreichische Spar, Partei bezogen. Das ist eine

krasse Ungleichbehandlung, die es in unserem offenen EU - Wirtschaftsraum heute nicht mehr

geben darf. Als die Spar vor zwei Jahren in West - Österreich die Familia - Märkte übernahm und

es dort zu einer hohen Konzentration kam, hat Herr Farnleitner keinen Finger gerührt. Zu

einem Kartellverfahren ist es erst gar nicht gekommen. Wäre diese Übernahme durch die Spar

verboten worden, hätten wir uns nicht um Meinl beworben.

Wir möchten nicht mehr, als gleich behandelt werden. Wir haben hohe Investitionen in

Österreich getätigt. Der Gewinn wird wieder in diesem Land investiert. Mit BML sind wir

einer der größten Arbeitgeber des Landes und beschäftigen darüber hinaus viele Menschen in

Industrie und Handwerksbetrieben. Es kann nicht sein, daß wir als unwillkommene Ausländer

hingestellt werden.

Diese Passage aus dem Reischl - lnterview zeigt einmal mehr auf, wie dilletantistisch

Österreichs Wirtschafts -  und Strukturpolitik arbeitet.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den

Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten die nachstehende

 

 

ANFRAGE

 

1. Sind auch Sie der Meinung, daß das österreichische Kartellrecht zahnlos ist und ein

    modernes und fortschrittliches Kartellrecht seit Jahren von der SPÖVP - Koalition

    verhindert wird?

2. Haben Sie die Absicht, sich in Ihrer wirtschaftspolitischen Gesamtverantwortung im

    Rahmen der Bundesregierung für ein modernes Kartellrecht in Österreich, koordiniert

    mit dem europäischen Kartellrecht, einzusetzen?

 

3. Steht die im oben angeführten Interview von Dkfm. Reischl behauptete

    Ungleichbehandlung der SPAR - Familia Aufkäufe mit den REWE - Meinl Aufkäufen im

    Zusammenhang mit der ÖVP - Wirtschaftsbundmitgliedschaft des SPAR - Vorstandes

    Dr. Fritz Poppmeier?

 

4. Hätten Sie nicht auch damals, als die Firma SPAR Familia Filialen in Westösterreich

    aufgekauft hat, kartellrechtliche Schritte unternehmen müssen?

 

5. Wird die EKZ - Verordnung im Falle der Novellierung so gestaltet, daß die schädliche

    Handelsflächenexplosion auf der grünen Wiese weiter eingedämmt werden kann?