5211/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten G.Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend Weiser Westspange
Seit August 1998 liegt der ÖSAG ein in ihrem Auftrag erstelltes Verkehrsgutachten von
Univ.-Prof. DI Dr. Helmut Stickler vor, das sich mit dem zu erwartenden Verkehrseffekt
einer Weiser Westspange befaßt. In einer Stellungnahme zu diesem Gutachten weist der
o.ö. Umweltanwalt Dr. Wimmer darauf hin, daß die Auswirkungen eines
Westspangenbaues sehr unterschiedlich prognostiziert werden. Schon die bisherigen
Verkehrsprognosen für den Fall eines Baues der Westspange zeigen sehr unterschiedliche
und für eine 1,8 Mlliiarden-Schiling-Investition insgesamt bescheidene Entlastungseffekte:
• So prognostizieren Puchinger/Rosinak/Kriebernegg “Eine spürbare Entlastung der
Ostumfahrung Wels vermag keine der Varianten zu bringen.”
• Friedl/Rinderer kommen zum Schluß, es könnte durch den Bau der Westspange ein etwa
60%iger Verlagerungseffekt erzielt werden.
• Knoflacher meint 1990: Die eigentlichen Verkehrsprobleme im Weiser Stadtgebiet
können durch die Fertigstellung der A8 nicht gelöst werden. Die Entlastungswirkung
dieser Straße auf das Ortsgebiet würde bis zum Jahr 2000 durch die Verkehrszunahme
wieder kompensiert.
• Stickler meint 1990: Das Verlagerungspotential einer Westumfahrung Wels von der
Osttangente liege bei 43 % bis 52 %.
• Der Rechungshof stellt 1993 und 1994 fest, die Osttangente sei im Jahresdurchschnitt
als Binfahrtsstraße einer Stadt wie Wels nicht außergewöhnlich hoch belastet.
Die nun aktuelle Verkehrsstudie im Auftrag der ÖSAG zeigt:
• Der größere Abschnitt der Osttangente (Abschnitt Wels Nord/B1) entlang dessen
teilweise dichte Wohnbebauungen existieren, wird nur geringfügig (-10%) entlastet, die
Reduktion der Lärm- und Schadstoffbelastung wird hier jedenfalls nicht merkbar sein.
• Der etwa nur ein Drittel so lange südliche Abschnitt der Osttangente (Abschnitt B1 bis
Traunfluß bzw. Thalheim) wird wesentlich entlastet.
• Die B1 im zentrumsnahen Bereich wird merklich entlastet (-27%), die Reduktion der
Lärm- und Schadstoffbelastung ist an der Schwelle der Spürbarkeit.
• Die Bl im zentrumsfernen Bereich der Stadteile Vogeiweide und Lichtenegg wird
merklich mehr belastet (+36%).
In Summe sind, so Umweltanwalt Dr. Wimmer in seiner Stellungnahme, belastete und
entlastete Straßenabschnitte grob geschätzt gleich lang. Es sei damit nach den Ergebnissen
der Untersuchung aus Sicht der Umweltanwaitschaft höchst fraglich, ob der von der
Westspange immer wieder erwartete durchschlagende Entlastungseffekt für das
Verkehrsgeschehen in Wels tatsächlich eintreten wird. Nach den vorliegenden Ergebnissen
sei eher davon auszugehen, daß sich für Wels positive und negative Aspekte in etwa die
Waage halten werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Ist Ihnen das oben angeführte Gutachten bekannt? Stimmen die Ergebnisse mit den
Zitaten aus der Stellungnahme des o.ö. Umweltanwaltes überein?
2. Ist Ihnen bekannt, daß sogar diese Prognosen zu optimistisch geschätzt wurden, weil sie
auf keinen aktuellen Verkehrszählungen beruhen?
3. Liegen Ihnen von dieser Studie abweichende Prognosen über die Auswirkungen einer
Errichtung der Westspange vor?
4. Wie ist Ihrer Meinung nach eine Investition von öS 1,8 Milliarden zu vertreten, wenn
damit keine umfassenden positiven Verkehrsauswirkungen für Wels verbunden sind?
5. Wird diese Studie in die Arbeiten der Asfinag zur Überprüfung der Trassenentscheidung
einfließen?
6. Bis wann sollen diese Arbeiten der Asfinag abgeschlossen sein?
7. Wurde die Studie bereits der Asfinag übermittelt? Wenn ja, wann?
8. Bei einem runden Tisch wurde im Sommer 1998 den Gemeinden, Anrainern und
Bürgerinitiativen vom o.ö. Verkehrslandesrat Haider die Erstellung eines unabhängigen
Verkehrsgutachtens durch einen mit der Weiser Westspange bislang noch nicht befaßten
Experten versprochen? Wann und von wem wird diese Studie erstellt?