5291/J XX.GP
Anfrage
der Abg. Dr. Povysil, Dr. Krüger, DI Hofmann, DI Schöggl
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend verschwenderische und ineffiziente Reaktor -
sicherheitsforschung
Der EU - Rechnungshof hat nunmehr die Bedenken freiheitlicher
Abgeordneter hinsichtlich imaginärer Forschungstätigkeiten
und virtueller Institute in Rußland voll bestätigt, in denen
vorgegeben wird, Reaktorsicherheitsforschung zu betreiben.
Die diesbezügliche FPÖ - Anfrage “Unsicherheit bei der Reaktor -
sicherheitsforschung” (3398/J vom 10.12.1997) beantwortete
der Bundesminister für Wiesenschaft und Verkehr dahingehend,
daß das RASPLAV Projekt des Kurtschatow - Instituts von der
OECD/NEA freihändig vergeben wurde; die Kosten seien 6,9
Millionen US - Dollar für Phase 1 bis 1997 und 5 Millionen
US - Dollar für Phase 2 bis 2000.
Während das Ministerium über die Finanzierungsstruktur
dieses RASPLAV - Projektes keinerlei Informationen erhalten
konnte, rechtfertigt es den Zuschlag der Forschungsgelder
an das Kurtschatow - Institut mit “aufwendigen Kernschmelz -
versuchen”, die “kapitalaufwendige Einrichtungen” erfordern,
andererseits rechtfertigt das Ministerium die von den FPÖ -
Abgeordneten angezweifelte Sinnhaftigkeit der aufwendigen
Computersimulation von Reaktorunfällen mit der Notwendigkeit,
“daß die Computer - Simulationsmethoden an den Versuchen veri -
fiziert und die Simulationsfähigkeit, der Simulationsumfang
sowie die erfaßten Phänomene weitestmöglich ausgetestet werden.”
Das ÖFZS mit seinem angeblich so hohen Forschungsstandard
erhielt aus diesem Titel keinen Forschungsauftrag, obwohl
Österreich an die OECD Mitgliedsbeiträge bezahlt und durch
seine exponierte Lage zu den Nachbarstaaten mit Problem - AKWs
in höchstem Maße an der Reaktorsicherheit dieser Gefahren -
quellen interessiert sein müßte.
Der Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr antwortete
dazu:
“Das ÖFZS hat nur geringe Ressourcen für Projekte der Reaktor -
sicherheitsforschung und wählt daher seine Beteiligungen an
internationalen Projekten (OECD, EURATOM, EU, IAEA) nach der
direkten Bedeutung für Österreich und der Möglichkeit der
Finanzierung dieser Projekte durch Drittmittel aus.”
Das heißt im Klartext:
Österreich zahlt namhafte Mitgliedsbeiträge an diese inter-
nationalen Organisationen, diese vergeben freihändig Forschungs-
projekte, im Fall des RASPLAV Projektes an ein russisches
Institut mit niedrigem Reaktorsicherheitsstandard, ein
Forschungsmittel - Rückfluß nach Österreich findet nur zu einem
Bruchteil oder gar nicht statt. Der EU - Rechnungshof konnte
nicht beurteilen, ob tatsächlich Fortschritte bei der nuklearen
Sicherheit erzielt
wurden.
Im Interesse der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweck -
mäßigkeit, aber auch der Abwendung zukünftiger Atomgefahren
von Österreich richten die unterzeichneten Abgeordneten an
den Rerrn Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr die
nachstehende
Anfrage:
1. Ist Ihrem Ressort bekannt, an welcher Adresse die
“aufwendigen Kernschmelzversuche”, welche “kapitalaufwendige
Einrichtungen” erfordern, durchgeführt wurden und werden ?
2. Hat Ihr Ressort inzwischen über die Finanzierungsstrukturen
des RASPLAV - Projektes Informationen erhalten ?
3. Hat Ihr Ressort inzwischen bei der OECD gegen die freihändige
Vergabe des RASPLAV - Projektes protestiert, da Österreich ja
schließlich diese Organisation aus Mitgliedsbeiträgen mit-
finanziert ? Wenn nein: warum nicht ?
4. Werden Sie aufgrund des EU - Rechnungshofberichtes über die
verschwenderische und ineffiziente Atom - und Reaktorsicher -
heitsforschung, insbesondere in Rußland und den osteuropäischen
Staaten,
a) die Herabsetzung der österreichischen Beiträge verlangen,
b) im Rahmen der EU - Ratspräsidentschaft die entsprechenden
EU - Mittel um den Betrag reduzieren, der mißbräuchlich
verwendet wurde,
c) im Rahmen der EU - Ratspräsidentschaft von den Projekt -
betreibern die Rückzahlung der mißbräuchlich verwendeten
Gelder fordern,
d) eine transparente, sinnvolle und der Höhe nach gerecht -
fertigte Vergabe von Forschungsmitteln fordern?
5. Wo liegen die Ursachen für die niedrigen Rückflüsse an
Forschungsmitteln nach Österreich
a) von internationalen Organisationen, bei denen Österreich
Mitglied ist,
b) von der EU und ihren Nebenorganisationen wie EURATOM,
obwohl Österreich die europaweit höchsten Pro - Kopf - Beiträge
bezahlt,
c) von einzelnen EU - Programmen, obwohl sich Österreich beim
EU - Beitritt ohne Wenn und Aber mit allen Förderungsricht -
linien einverstanden erklärt hat ?
6. Wann ist damit zu rechnen, daß Erkenntnisse der Forschungs -
ökonomie
a) in die österreichische Forschungspolitik,
b) in die Forschungsförderung der EU und ihrer Nebenorgani -
sationen
einfließen und die Vergabe von Forschungsmitteln bestimmen ?