5306/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Hofmann

und Kollegen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Umweltskandal Semmering

 

In den letzten Wochen hat sich gezeigt, daß die Kritik der Gegner des SBT mehr als berechtigt

war, und ihre schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich des Wasserhaushaltes und des Bestandes

der Quellen im Gebiet des Semmering leider bei weitem übertroffen wurden:

Bereits 1996 haben die Freiheitlichen in einer parlamentarischen Anfrage auf die Gefährdung

der zur Trinkwassernutzung notwendigen bzw. zumindest geeigneten Quellen am Semmering

hingewiesen. Bereits damals erschien bei einem großen Wassereinbruch die Edlach - Quelle

gefährdet.

Damals hatte der zuständige Bundesminister geantwortet, daß man natürlich größtmögliches

Hauptaugenmerk auf die Minimierung der Gefahren für die Bergwasserverhältnisse lege, und

die dazu erforderlichen Maßnahmen noch während der Bauausführungen erfolgen würden.

Speziell in Bezug auf die genannte Edlach - Quelle wurde darauf verwiesen, daß vorsorglich für

die betroffene Gemeinde bereits eine andere Quelle erschlossen worden sei und die

Wasserversorgung somit als gesichert gelte. Überdies könne laut Auskunft des Ministers der

Sondierstollen bei Bedarf als ideale zusätzliche Trinkwasserfassung genützt werden.

 

Die Situation stellt sich heute völlig anders dar:

Entgegen der Versicherung des Ministers sind Wasserhaushalt des Semmering und

Wasserversorgung akut gefährdet. Entgegen der Versicherung des Ministers sind keine

Maßnahmen zu erkennen, die darauf hinweisen, daß der Sondierstollen als Trinkwasserfassung

genutzt werden würde.

Ganz im Gegenteil:

Durchschnittlich 2,6 Millionen Liter bestes Quellwasser werden täglich aus dem Sondierstollen

abgepumpt und in einen Bach geleitet.

Die Hausbrunnen in der Gemeinde Semmering und die Quellen sind bereits am Austrocknen.

Die Görig - Quelle, eine der Lebensadern der Gemeinde und wichtigste Wasserreserve, ist

bereits versiegt.

Der Schaden, der dem Wasserhaushalt am Semmering zugefügt wurde, ist bereits enorm. Der

Berg droht auszutrocknen. Nicht nur die Wasserversorgung am Semmering ist gefährdet,

sondern auch viele Teile Wiens beziehen ihr Wasser aus jenen beeinträchtigten Quellen.

 

Die Ignoranz, die der Bundesminister diesbezüglich an den Tag legt, läßt nur einen Schluß zu:

Er wird sein Wasser wohl in Zukunft von woanders beziehen - vielleicht aus Vichy.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr nachstehende

 

Anfrage:

 

1. Wie viele Wassereinbrüche gab es bisher insgesamt beim Bau des Sondierstollens?

 

2. Welche Quellen waren davon betroffen?

 

3. Ist Ihnen bekannt, daß eine Reihe sehr starker und zur Trinkwassergewinnung genutzter

    bzw. geeigneter Quellen durch den Bau des Sondierstollens gefährdet sind?

    Wenn ja, welche und welche Maßnahmen wurden diesbezüglich gesetzt?

 

4. Wurde im Zuge des Baues des Sondierstollens überprüft, ob die Austrocknung der

    Hausbrunnen in der Gemeinde Semmering und das Versiegen der Görig - Quelle damit in

    Zusammenhang stehen?

    Wenn nein, aus welchen Gutachten geht das hervor?

    Wenn ja, wie, mit welchem Ergebnis und welche Maßnahmen werden gesetzt, um das

    völlige Versiegen der Görig - Quelle zu verhindern?

 

5. Welche Maßnahmen wurden bzw. werden noch gesetzt, um, wie angekündigt, den

    Sondierstollen als Trinkwasserfassung nutzen zu können?

6. Ist es richtig, daß täglich Millionen Liter Wasser aus dem Sondierstollen gepumpt und in

    einen Bach geleitet werden?

    Wenn ja, wie begründen Sie eine derartige Verschwendung von kostbarem Trinkwasser?

 

7. Sehen Sie die Trinkwasserversorgung der Gemeinde Semmering durch den Bau des

    Sondierstollens gefährdet?

    Wenn nein, warum nicht?