5379/J XX.GP

 

                                      ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten G.Moser, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

 

betreffend Rechnungshofbericht “Semmering - Basistunnel”

 

Im angeführten Bericht des Rechnungshofes wird der bisherige Planungsverlauf des

Eisenbahnprojekts umfassend dargestellt. Zu diversen Bemerkungen und Kritikpunkten des

Rechnungshofes (insgesamt zwei Dutzend) nimmt das Bundesministerium für Wissenschaft

und Verkehr nicht Stellung. Nur sechsmal bezieht es Position. Außerdem bedürfen

verschiedene Vorgänge einer weiteren Klärung. Der Rechnungshof bemängelt, daß der

Entscheidung zum Semmering - Basistunnel keine Grundsatzentscheidung über den

zukünftigen Verlauf der Südbahn voranging.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

                                      ANFRAGE:

 

1. Wann wird die fehlende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bzw. - berechnung einerseits für

    den Basistunnel andererseits für die SO - Spange durchgeführt und der Öffentlichkeit

    vorgelegt?

 

2. Welche Untersuchungen liegen dem Masterplan zur Frage der optimalen Trassenführung

    konkret zugrunde, welche Bewertungen wurden durchgeführt und wie lauten die

    Ergebnisse in Zahlen?

 

3. Warum wurde die Version des Masterplans, die auch eine stufenweise Realisierung der

    Südostspange zwischen Wien und Graz vorsah, verworfen?

 

4. Welche Auswirkungen auf die Erreichbarkeit und welche ökonomischen und

    ökologischen Konsequenzen ergeben sich daraus für den steirischen Zentralraum um

    Graz und das Südburgenland?

 

5. Welche Kapazität setzen Sie für die Südbahn unter der Annahme an, daß kein

     Semmering - Basistunnel, wohl aber eine entsprechend den Auflagen des Denkmalschutzes

     im Bestand sanierte Bergstrecke verfügbar wäre?

 

6. Wie groß wäre die Kapazität der Südbahn nach Realisierung des Basistunnels?

7. Wie stehen Sie zur Erkenntnis der Experten - Arbeitsgruppe, daß die Kapazität der

    Semmering - Bergstrecke bis 2015, unter Einbeziehung der Reserven, die die Aspangbahn

    bietet, sogar bis 2025 ausreicht?

 

8. Sind kapazitätserhöhende Maßnahmen auf den Zulaufstrecken vorgesehen? Wenn ja,

    welche und warum sollten diese nicht auch ohne den Ball des Semmering - Basistunnels

    möglich sein?

 

9. Wie hoch schätzen Sie das Gesamtpotential für betriebliche Einsparungen zufolge des

    Semmering - Basistunnel mit und ohne die Betriebskosten für das Weltkulturerbe der

    Ghega - Bahn?

 

10. Welche Baukosten erwarten Sie für den Basistunnel aus heutiger Sicht?

 

11. Wie hoch sind die Annuitäten für die Baukosten des Tunnels?

 

12. Wie hoch werden die jährlichen Erhaltungskosten für den Tunnel allein sowie für die

    Bergstrecke nach Bau des Tunnels eingeschätzt?

 

13. Gibt es eine Abschätzung, welche Auswirkungen eine Fahrzeitverkürzung von ca. 30

    Minuten infolge des Semmering - Basistunnels auf die Obersteiermark haben würde?

    Bruck/Mur wäre dadurch ungefähr in der gleichen Zeit aus Wien erreichbar wie derzeit

    Mürzzuschlag!

 

14. Die Experten - Arbeitsgruppe zum Ausbau der Südbahn hat empfohlen, die Südostspange

    in der Variante der Machbarkeitsstudie zu streichen. Nach welcher Methode hat die

    Experten - Arbeitsgruppe ihre Untersuchungen durchgeführt und zu welchen konkreten

    Bewertungsergebnissen ist sie dabei gekommen?

 

15. Wie man weiß, waren der Experten - Arbeitsgruppe auch andere Varianten zur

    Untersuchung vorgelegt worden, die durchwegs mit geringerem Aufwand, in kürzerer

    Zeit und in verkehrswirksamen Etappen realisiert werden könnten. Welche Ergebnisse

    hat die Experten - Arbeitsgruppe dazu erhalten?

 

16. Es gibt eine Studie über die Aspangbahn, die ein Experte (Dr. Petzmann) im Auftrag

    der niederösterreichischen Landesregierung ausgearbeitet hat. Ist Ihnen diese Studie

    bekannt? Demnach ist innerhalb von ca. 10 Jahren um ca. 3 Milliarden Schilling eine

    schrittweise Modernisierung dieser Bahn zwischen Wiener Neustadt und Hartberg

    möglich. Zusammen mit einem kurzen Lückenschluß zur Grazer Ostbahn (z.B. entlang

    der Südautobahn) könnte ein "Semmering Bypass" entstehen,

    - der eine Fahrzeit Wien - Graz von 2 Stunden ermöglichen würde,

    - der die Kapazität des Systems Südbahn um 5 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen würde

    - und der insgesamt geringere Baukosten verursachen würde wie der Semmering - Basis -

    tunnel.

Diese Ausbaumöglichkeit ist übrigens in ähnlicher Form im Masterplan enthalten, wie er

ursprünglich mit den Ländern bereits akkordiert war. Haben Sie auch diese Variante mit

der gleichen Methode und anhand der gleichen Kriterien bewertet wie die anderen

Varianten? Wenn ja, welche möglichen Trassenführungen zwischen Hartberg und Graz

bzw. Gleisdorf haben sie angenommen? Welche konkreten Ergebnisse habe Sie erhalten?

17. Welchen Stellenwert messen Sie der geplanten Eisenbahnverbindung zwischen Ungarn

    und Slowenien bei? Stimmt es, daß die Fertigstellung einer eingleisigen, nicht

    elektrifizierten Strecke in wenigen Jahren, jedenfalls noch vor Fertigstellung des

    Semmering - Tunnels zu erwarten ist?

 

18. Welche langfristigen Folgen hat nach ihrer Einschätzung der zeitliche Ablauf der

    Ausbaumaßnahmen im Südbahnkorridor im Hinblick auf den parallel dazu erfolgenden

    Ausbau des Korridors V?

 

19. Welcher Einfluß kommt dabei den jeweiligen Trassenpreisen zu?

 

20. Nicht zuletzt empfiehlt auch die Experten - Arbeitsgruppe ausdrücklich, die endgültige

    Entscheidung über den Bau des Semmering - Basistunnels erst nach Durchführung aller

    noch offenen Untersuchungen zu fällen, zumal auch die vorhandenen Kapazitätsreserven

    keinen unmittelbaren Handlungsbedarf nahelegen. Warum wollen Sie trotzdem mit dem

    Tunnelbau sofort beginnen, falls Ihnen der Verfassungsgerichtshof die rechtlichen

    Möglichkeiten dazu gibt, obwohl - wie der Rechnungshof aufgezeigt hat - die

    primitivsten Nachweise über die Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit des Projektes

    ausstehen und es offenbar eine Alternative gibt, die dem Tunnel in allen wesentlichen

    Belangen gleichwertig oder überlegen ist?

 

21. Warum wurde auf einen etappenweisen Ausbau nach Schweizer Muster verzichtet?

 

22. Weshalb drang das Ministerium nicht auf die Überprüfung und Adaptierung des

    Prognos - Gutachtens, sondern gab sich mit der Evaluierung der Bedeutung des Systems

    Südbahn zufrieden?

 

23. Aus welchen Gründen nahmen Sie und Ihre Amtsvorgänger die 1994 vom RH

    festgestellte zusätzliche Entscheidungsverantwortung nicht wahr?

 

24. Warum wurden die Hinweise des RH aus dem Jahr 1994 nicht berücksichtigt?

 

25. Wie erklären Sie sich, daß die Kosten für gebundenes Kapital nicht in die

    Kostenaufstellung des Gesamtprojekts aufgenommen wurden?

 

26. Weshalb wurde die betriebstechnisch günstigere Variante Langenwang bzw. der Ausbau

    der bestehenden Strecke nicht mit der gleichen Tiefe wie die zweigleisige Tunnellösung

    nach Mürzzuschlag untersucht?

 

27. Im Zusammenhang mit der Hochleistungsstreckenverordnung bemängelte der PH das

    Fehlen einer Prioritätensetzung, der Wirtschaftlichkeitsstudien und eines

    verkehrsträgerübergreifenden Bundesverkehrswegeplans. Wieso enthielt sich dabei das

    Ministerium einer Stellungnahme?

 

28. Aus welchen Gründen drangen Sie nicht auf eine Festlegung des Kostenrahmens in

    Verordnungsform?

29. Da es keine externen Gutachten mit einer gesamtwirtschaftlichen Darstellung gab, stellt

    sich die Frage, warum sie nicht von Ihren Stellen 1991 nachgefordert wurden?

 

30. Ende November 1994 erteilte das Bundesministerium die eisenbahnrechtliche

    Baugenehmigung für das Projekt Gloggnitz - Mürzzuschlag. Wie begründen Sie diese

    Entscheidung?

 

31. Weshalb erledigten Sie die von der HL -AG erhobenen Berufungen gegen die vom Land

    Niederösterreich abgewiesenen Enteignungsanträge bisher nicht und enthielten sich einer

    Stellungnahme?

 

32. Wieso nahmen Sie hin, daß die Ausfinanzierung der, der HL - AG aufgetragenen

    Projekte, nicht gesichert war?

 

33. Warum verabsäumten Sie, bei der öffentlichen Interessentensuche, einen breiten und

    internationalen Bewerberkreis für Bau, Betrieb und Finanzierung des Projektes

    zustandezubringen und dem RH diese Vorgangsweise zu erklären?

 

34. Aus welchen Beweggründen wurden gleichzeitig ohne Abgrenzung der

    Aufgabenstellung Interessenten für eine Bau - und Betriebskonzession gesucht?

 

35. Weshalb wurden in der Frage des Benützungsentgelts künftige Benützer nicht

    miteingebunden?

 

36. Wieso erging zur vom RH festgehaltenen Kapazität der Bergstrecke keine

    Stellungnahme?

 

37. Warum drangen Sie nicht auf die Vorlage harmonisierter Daten über den Güterverkehr

    auf der Bergstrecke?

 

38. Wie stehen Sie zu der Tatsache, daß die Führung des lokalen Reiseverkehrs auf der

    Bergstrecke nach der Errichtung des Tunnels wirtschaftlich nicht mehr gerechtfertigt

    erscheint?

 

39. Akzeptieren Sie die Feststellung des RH, daß der Neubau der S - O - Spange nicht mit

    dem Semmering - Projekt vergleichbar sei? Wenn nein, warum nicht?

 

40. Erreichbarkeit gilt als ein wesentliches Kriterium für Infrastrukturmaßnahmen. Wie

    stehen Sie zur Empfehlung des RH, den wirtschaftlich schwachen Raum SO - Österreichs

    bahnmäßig besser zu erschließen?

 

41. Erachten Sie die Empfehlung des RH, die Bauplanung nach der Entwicklung der

    Verkehrsströme auszurichten, als wesentlich? Warum gab es dazu keine Stellungnahme?

 

42. Warum wurde bis heute die 1991 in Auftrag gegebene vertiefte

    Wirtschaftlichkeitsberechung über die S - O - Spange nicht eingeholt?

43. Aus welchen Gründen wurde die Option einer zum Teil ausländischen Linienführung

    trotz der Erklärung der Abschnitte Graz - Staatsgrenze bei Mogersdorf zur

    Hochleistungsstrecke nicht näher verfolgt?

 

44. Weshalb enthält das Protokoll des Beitrittsvertrags vom Juni 1994 über die Pontebbana -

    Achse keine Infrastrukturrnaßnahmen und warum wird der zusätzliche Gütertransit mit

    nur 30 Zügen eingeschätzt?

 

45. Warum verzichtete man im Zuge des AGTC - Übereinkommens auf mögliche

    Folgekosten für den Bund hinzuweisen?

 

46. Da die Südbahn zu den transeuropäischen Netzen zählt, wurden von seiten der EU

    1996/97 nicht rückzahlbare Zuschüsse von insgesamt öS 30,8 Mio. für die Errichtung

    eines Sondierungsstollens in Aussicht gestellt. Warum wurden bis 1997 erst öS 12,5

    Mio. bezahlt?

 

47. Warum wurden nicht bereits 1989 anläßlich des Grundsatzbeschlusses im Nationalrat

    klare Aussagen über die Möglichkeiten des Finanzierungsmodus getroffen?