6041/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Schuster
und Kollegen
an den Bundesminister für Land - und Forstwirtschaft
betreffend die Kosten der österreichischen Milcherfassung
Im Jahre 1998 wurde das Institut für Betriebswirtschaftslehre des Forschungszentrums für Milch und
Lebensmittel Weihenstephan der Technischen Universität München von der Vereinigung
Österreichischer Milchverarbeiter, Linz (VÖM) und dem Bundesministerium für Land - und
Forstwirtschaft beauftragt, im Rahmen einer Studie die Wettbewerbsbedingungen der österreichischen
Molkereiwirtschaft mit anderen EU - Staaten (insbesondere Deutschland und Bayern) zu vergleichen.
Die Studie beschränkt sich dabei auf solche Faktoren, die hauptsächlich von staatlicher bzw.
öffentlicher Hand gestaltet werden.
Das Ergebnis hat gezeigt, daß die gravierendsten Nachteile für Österreich gegenüber Bayern im
Bereich der Rohstofferfassung bestehen.
Insgesamt resultieren im Bereich der Milcherfassung Mehrkosten österreichischer Molkereien im
Vergleich zu Deutschland bzw. Bayern von 20,2g/kg Milch. Ca. 71% dieser Kostenunterschiede werden
durch die Rohstofferfassungskosten und etwa 18% durch die molkereiinternen lieferantenspezifischen
Nebenkosten der Milcherfassung (Lieferantenabrechnung, Quotenverwaltung und Erzeugerberatung)
hervorgerufen.
Laut Grünem Bericht 1997 zeigt die Struktur bei den Milchlieferanten in Österreich, daß es bei einer
Liefermenge bis 20.000 kg 31.961 Lieferanten, bei 20.001 bis 40.000 kg 21.488 Lieferanten sowie bei
40.001 bis 70.000 kg 14.349 Milchlieferanten gibt
Oberösterreich mit 221.000 Milchkühen und einer durchschnittlichen Anlieferung pro Milcherzeuger von
32.770 kg erzeugt zirka ein Drittel an der gesamten Milchquote Österreichs und ist somit
milchwirtschaftlich gesehen das bedeutendste Bundesland Österreichs.
Die durchschnittliche Anlieferung in Bayern beträgt 88.270 kg pro Milcherzeuger. Sie ist damit fast
dreimal so hoch wie in Österreich und trotzdem stellt sich die Frage, ob diese Grössenordnung für das
wirtschaftliche Überleben des Betriebes ausreicht
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Land - und Forstwirtschaft
folgende
ANFRAGE:
1) Deutschland und Bayern wurden als Vergleichsland bzw. Vergleichsregion für Österreich gewählt.
Welche Berg - und Flachlandregionen wurden im einzelnen der Untersuchung
zugrunde gelegt?
2) Welche Maßnahmen scheinen Ihrer Meinung nach am geeignetsten,
a) die bestehenden Mehrkosten von 14,4g/kg Anlieferungsmilch im Bereich der Milcherfassung
sowie
b) die bestehenden Mehrkosten von 5,8g/kg Anlieferungsmilch bei den molkereiinternen
lieferantenspezifischen Nebenkosten der Milcherfassung
kurzfristig, mittelfristig sowie langfristig zu beseitigen?
3) Werden Sie Verhandlungen mit dem Finanzminister führen bzw. planen Sie eine Befreiung der
Milcherfassungsfahrzeuge von der Kfz - Steuer und von Straßenverkehrsabgaben, zumindest für
Fahrzeuge, mit denen in Berggebieten und benachteiligten Gebieten ausschliesslich Milch erfaßt
wird?
4) Beabsichtigen Sie Investitionsbeihilfen für Kühl - und Stapeleinrichtungen für Rohmilch in
Milcherzeugerbetrieben zur Förderung der flächendeckenden Umstellung auf die kostenmäßig
günstigere zweitägige Milcherfassung?
5) Gedenken Sie Zuschüsse von Seiten der öffentlichen Hand zu gewähren,
a) zum Ausgleich der höheren Kosten der Milcherfassung in Bergregionen und ungünstig
strukturierten Gebieten?
b) für die Untersuchungskosten von Rohmilch zur Angleichung an entsprechende staatliche Hilfen
in anderen Ländern, etwa in Bayern?
c) um die aufgrund der ungünstigen Milcherzeugerstruktur hohen Kosten der Quotenverwaltung
der österreichischen Molkereien einzudämmen?
6) Welche strukturellen Unterschiede bestehen hinsichtlich Betriebsgrösse und Liefermenge zwischen
den bayrischen und den österreichischen Milchlieferanten?
7) In Österreich gibt es 67.789 Milchlieferanten mit Liefermengen unter 70.000 kg. Werden diese
Betriebe im Hinblick auf die durch die Agenda 2000 geänderten politischen Rahmenbedingungen
auch in Zukunft eine Überlebenschance bzw. eine wirtschaftliche Lebensgrundlage haben?
8) Womit begründen Sie jeweils eine positive oder negative Beantwortung von Frage 7)?
9) Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Studie von Weihenstephan für Oberösterreich als grösstes
milcherzeugendes Bundesland, damit die flächendeckende bäuerliche Landwirtschaft erhalten
bleiben kann?
10) Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Europäisierung und Internationalisierung wäre ein
Benchmark mit anderen EU - Staaten notwendig.
Gibt es bereits statistisch ausgewertetes Datenmaterial über andere EU - Staaten, um die aktuelle
Position der Milchwirtschaft Österreichs aufzuzeigen und Handlungsmöglichkeiten abzuleiten?