6141/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend Einsatz von nuklearer Munition der NATO in Jugoslawien

 

Die NATO hat am 21. Februar erstmals eingeräumt, daß sie bei den Angriffen

auf Jugoslawien Geschosse aus „abgereichertem“ bzw. „verarmten“ Uran

verwendet. NATO - Sprecher Giuseppe Marani sagte der japanischen

Tageszeitung „Mainichi“ (Mittwochsausgabe), US - Kampfflugzeuge seien mit den

Uran - Geschossen ausgerüstet. Sie sollten damit jugoslawische Panzereinheiten

bekämpfen.

US - Kampfflugzeuge setzten Geschosse aus abgereichertem Uran (Depleted

Uranium, Uran - 238) im Kampf gegen jugoslawische Panzereinheiten im Kosovo

ein. Das Metall wird nach Angaben von Militärexperten nicht wegen seiner

Strahlung, sondern wegen seiner extremen Härte als Ummantelung von

spezieller Munition eingesetzt. Es kann mit sehr hoher Geschwindigkeit auch

dickste Panzerungen durchschlagen. Beim Aufschlagen auf ein Ziel verbrennt die

Munition zum Teil und hinterläßt einen radioaktiven Dunst, der eingeatmet

werden kann oder in die Natur gelangt. Es gab aber mehrfach Berichte über

schwerwiegende Folgen für Überlebende solcher Angriffe. Der Einsatz dieses

Materials wird vermutlich die Anzahl der Krebserkrankungen bei Kindern in

Serbien in die Höhe treiben. Ein britischer Veteranenverband hatte im Februar

erklärt, bei dem Einsatz abgereicherten Urans im Golfkrieg seien 16 britische

Soldaten verseucht worden. Die Betroffenen klagten über chronische Müdigkeit,

post - traumatische Verwirrung und andere Symptome. Russische Experten

hatten der NATO Anfang April vorgeworfen, gegen Jugoslawien international

verbotene radioaktiv strahlende Waffen einzusetzen.

Beim Ratsgipfel der Europäischen Union in Berlin hat die Bundesregierung den

Angriff der NATO auf Jugoslawien zugestimmt und sie als notwendige

Maßnahme bezeichnet.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundeskanzler folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Seit wann haben Sie davon gewußt, daß bei den NATO - Angriffen in

     Jugoslawien Munition mit abgereichertem Uran eingesetzt wird?

2. Hat sich Ihre Zustimmung zu diesem völkerrechtswidrigem Akt beim EU -

     Gipfel in Berlin auch auf den Fall bezogen, daß derartige Munition

     eingesetzt wird?

 

3. Ist Ihnen bekannt, wo diese radioaktiv verseuchende Munition in

     Jugoslawien durch die NATO eingesetzt wurde?

 

4. Wie stellen Sie sich eine Rückkehr von Flüchtlingen mit ihren Kindern in

     verstrahlte Regionen vor?

 

5. Werden Sie aufgrund dieser jetzt bekannt gewordenen Entwicklung

     weiterhin Ihre politische Zustimmung zu den NATO - Angriffen

     aufrechterhalten?

 

6. Wenn ja, an welchem Punkt der kriegerischen Eskalation (Einsatz von

     Bodentruppen, Einsatz von Atomwaffen) wird Österreich zu einer

     neutralen Politik zurückkehren und die kriegerischen Aktivitäten aller

     Kriegsparteien gleich behandeln oder sogar verurteilen?