6522/J XX.GP
Anfrage
der Abgeordneten Maria Schaffenrath, Helmut Peter
und PartnerInnen
an die Bundesministerin für Arbeit und Soziales
betreffend Lehrlingsstiftungen und Berufslehrgänge
Die Lehrlingsausbildung steckt in einer strukturellen Krise. Die bewährte
Ausbildungsform ‚Lehre‘ verliert durch Überreglementierung und kostenmäßige
Überfrachtung immer mehr an Bedeutung. Für die ausbildenden Betriebe ist es
zunehmend unfinanzierbar, die laufenden Kosten für die schulische Ausbildung zu
übernehmen. Die Zahl der angebotenen Lehrstellen sinkt daher bereits seit 1992
schneller als die absolute Zahl der Lehrstellensuchenden. Statt einer grundlegenden,
strukturellen Reform der Lehrlingsausbildung schnürt die Bundesregierung seit 1997
jährlich ein kosmetisches Lehrlingspaket, das allein 1998199 1,8 Milliarden Schilling
verschlang. Laut NAP 1999 soll dieses ,Lehrlingsauffangnetz‘ im Ausbildungsjahr
1999/2000 weitergeführt werden.
All jene Lehrlinge, die über die Sommermonate keine Lehrstelle finden konnten,
wurden 1998/99 in staatlich finanzierten Berufslehrgängen (2500 Plätze) und
Lehrlingsstiftungen (1500 Plätze) zeitlich befristet untergebracht. Das Ziel, die in den
Kursen ‚zwischengeparkten‘ Jugendlichen nach und nach an den freien Markt zu
vermitteln, konnte laut ÖGB nicht einmal zur Hälfte erreicht werden. Damit wird das
Lehrlingsproblem nicht nur von Jahr zu Jahr verschoben, sondern es werden
1999/2000 zusätzlich noch 2000 Jugendliche vom Vorjahr keinen Ausbildungsplatz in
einem Unternehmen bekommen.
1. Wie viele Jugendliche wurden im Ausbildungsjahr 1998/99 - unterteilt nach
Geschlecht und Bundesländer - in Lehrlingsstiftungen bzw. in Berufslehrgängen
untergebracht?
2. Wie viele Jugendliche haben im Ausbildungsjahr 1998/99 - unterteilt nach
Geschlecht und Bundesländer - während ihrer Ausbildung in einer Lehrlingsstiftung
bzw. einem Berufslehrgang eine reguläre Lehrstelle in einem Unternehmen
gefunden?
3. Wie viele Jugendliche werden nach ihrem 1. Jahr in einer Lehrlingsstiftung bzw.
einem Berufslehrgang 1998/99 - unterteilt nach Geschlecht und Bundesländern -
für ein weiteres Jahr (1999/2000) in einer Lehrlingsstiftung bzw. einem
Berufslehrgang untergebracht?
4. Ist von Seiten Ihres Ministeriums geplant, das Kontingent von 1500
Ausbildungsplätzen in
Lehrlingsstiftungen bzw. von 2500 Plätzen in
Berufslehrgängen zu erhöhen, sollte sich der Lehrstellenmangel wie zu erwarten
weiter zuspitzen?
5. Wie viele Jugendliche werden voraussichtlich im Ausbildungsjahr 1999/2000 mit
einer Ausbildung in einer Lehrlingsstiftung beginnen?
6. Wie lange ist von Seiten Ihres Ministeriums geplant, diese ,Lehrlingsauffangnetze‘
fortzuschreiben und welche Maßnahmen werden Sie setzen, das duale
Lehrlingsausbildungssystem grundlegend und strukturell zu reformieren?