6578/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

 

betreffend Anhalten des desaströsen Zustands des Pathologisch - Anatomischen

Bundesmuseums im „Narrenturm“

 

Aus den bisher erschienenen Kulturberichten geht hervor, daß das Pathologisch -

Anatomische Bundesmuseum im „Narrenturm“ nach wie vor sowohl finanziell als auch

personell kraß unterdotiert ist und die seit langem erforderlichen

Restaurierungsmaßnahmen für den Narrenturm noch nicht in Angriff genommen

wurden. Das bedeutet, daß das Gebäude zusehends weiter Schaden nimmt. Die

bisherigen baulichen Maßnahmen sind lediglich als Notmaßnahmen für die Erhaltung

der unabdingbaren Sicherheitserfordemisse zu verstehen, um einem Zustand

vorzubeugen, der zur Sperre führen müßte.

 

Seitens des „Vereins der Freunde der Pathologisch - Anatomischen Museen Österreichs“

wurde in einer Studie eines Architekten nachgewiesen,

 

• daß das Gebäude des Narrenturms für die Zwecke dieses Museums besonders gut

   geeignet ist,

• daß als besonderer Vorteil bei Nutzung des Narrenturms für Zwecke des

   Pathologisch - Anatomischen Museums die Gebäudesubstanz optimal erhalten und

   daher mit geringen Adaptierungsmaßnahmen genutzt werden kann,

• daß zur baulichen Adaptierung des Narrenturms für Museumszwecke nur

   vergleichsweise bescheidene Geldmittel ausreichen,

• daß ca. öS 29,3 Mio Nettobauwerkskosten (sog. „reine Baukosten“) benötigt werden,

• und somit dieser Betrag bei ca. 3.500 m2 Nutzfläche des Narrenturms nur ca. netto

   öS 8.500,--/m2 entspricht,

• daß bei dieser Sanierungsvariante zugunsten der Museumsnutzung

   Bruttogesamtkosten (ohne Einrichtung) von ca. öS 46,8 Mio anfallen,

• daß dieser Betrag über den vorgeschlagenen ca. dreijährigen Sanierungszeitraum zu

   finanzieren wäre, also eine jährliche Belastung (ohne Verzinsung) von ca. öS 15,6

   Mio ergibt.

 

Weiters wurde in der zitierten Studie festgestellt;

 

• daß dieser dreijährige Sanierungszeitraum mit den ca. drei Jahre andauernden

   Erfordernissen des Museums betreffend eine Neuinventarisierung bestens

   abgestimmt werden kann,

• daß als besonderer Vorteil bei dieser Sanierungsmethode die fast vollständig aus der

   Erbauungszeit (1784) stammende Gebäude substanz optimal erhalten werden kann,

• daß auch für die weitere Erhaltung des wertvollen Denkmals die Museumsnutzung

   geradezu prädestiniert ist,

• daß beim andauernden Verbleib des Museums im Narrenturm Übersiedlungskosten

   in Höhe von ca. öS 1,8 Mio brutto entfallen,

• daß der laufende Museumsbetrieb während der gesamten Restaurierungszeit

   aufrechterhalten werden kann,

• daß die Neuaufstellung der Sammlung in moderner Form nach zeitgemäßen

   museologischen und museumspädagogischen Erfordernissen während dieser Zeit in

   den restaurierten Bereichen laufend erfolgen kann.

 

Das Museum ist derzeit, so wie vor einigen Jahren, nur mit 4 Dienstposten besetzt,

obwohl die Anforderungen weiter gestiegen sind. Nicht nur die wissenschaftlichen

Außenkontakte zu Forschern und Lehrern der Universität Wien und ausländischen

Gelehrten wurden vermehrt und intensiviert, auch der Lehrbetrieb im Museum wurde

erweitert. Die Besucherzahlen wurde im Jahr 1997 - trotz erheblicher

Zugangserschwernis durch die Baustelle des Alten AKH - um ca. 15 %, im Jahr 1998

um weitere ca. 21 % gesteigert und betrugen in diesem Jahr bereits ca. 21.000. Bin

verstärktes Interesse an diesem medizinischen Museum ist heuer zu verzeichnen. Nach

wie vor ist auch die Direktorenstelle seit 1993 verwaist. Das Museum wird nach wie vor

nur von einer provisorischen Leiterin - mit einem halben A - Posten, also halbtags,

geführt.

 

Auf Grund des krassen Personalmangels konnte die Öffnungszeit von ca. 8 Stunden

wöchentlich nicht erweitert werden, obwohl der Druck der interessierten Öffentlichkeit,

durch die stark gestiegenen Besucherzahlen dokumentiert, deutlich zunimmt. Nach wie

vor können selbst diese geringen Öffnungszeiten kaum bewältigt werden. Die

Führungen muß nach wie vor der „Verein der Freunde der Pathologisch - Anatomischen

Museen Österreichs“ abwickeln, da dafür noch immer kein Personal zur Verfügung

steht. Nach wie vor steht bisher aus Personalmangel noch immer kein

Museumspädagoge für Schülerführungen zur Verfügung, obwohl die Anfragen in diese

Richtung seitens der Schulen deutlich zugenommen haben.

 

Die derzeitige Schausammlung bedarf einer Aktualisierung, die aus den angeführten

Ressourcenmängeln nicht mit der wünschenswerten Intensität erfolgen kann. Auch die

dringend erforderliche wissenschaftliche Bearbeitung des Bestandes erfolgt aus den

beschriebenen Gründen nur schleppend, obwohl, wie die ersten Ergebnisse der

"Provenienzforschung '38 - '45'' zeitigen, offenkundig Unmengen von dringend

Erforschungswürdigem im Präparatfundus schlummert.

 

Angesichts der anhaltenden mißlichen Zustände hat man den Eindruck, daß dieses

Bundesmuseum nicht nur keine besondere Wertschätzung erfahrt, sondern offenkundig

finanziell und personell ausgehungert werden soll. Bedenkt man das

erforschungswurdige Potential, unterliegt das Museum seitens des Ministeriums

offenkundig einem Freud‘schen Verdrängungsprozeß.

 

Bedenkt man, wie Ausstellungen, denen ausreichend Geldmittel und Personal zur

Verfügung stehen, mit medizinischen Themen reüssieren, schmerzt es besonders, daß

die in dieser international einzigartigen, bedeutendsten und größten Sammlung vereinten

Schätze Österreichs nur mit derartig rigorosen zeitlichen Einschränkungen nutzbar sind.

Das touristische Potential dieser Sammlung ist nach wie vor ungenutzt.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wissenschaft

und Verkehr folgende

 

ANFRAGE:

 

1.  Ist es richtig, daß es vorgesehen ist, das Museum auszusiedeln?

  

     a) Wenn ja, welche Nutzung ist für den Narrenturm vorgesehen?

     b) Wenn ja, ist die vorgesehene künftige Nutzung des Narrenturms finanziell

     abgesichert?

     c) Wenn ja, wie hoch sind die Sanierungskosten für die vorgesehene künftige

     Nutzung des Narrenturms?

     d) Wenn ja, ist bei der vorgesehenen künftigen Nutzung des Narrenturms die

     Auswirkung auf die Umgebung bedacht? Ist dabei sichergestellt, daß es nicht so

     wie im nun von der Universität Wien genutzten Teil zu einer Verödung kommt?

     e) Wenn ja, ist die vorgesehene künftige Nutzung des Narrenturms vollständig

     oder teilweise universitär? Welchen Besucherzustrom benötigt eine eventuell

     vorgesehene nicht - universitäre Nutzung? Wie wird dieser gesichert und wie wird

     im Fall des Versagens einer künftigen Verödung des Teilbereichs

     entgegengetreten?

     f) Wenn ja, bleibt der Narrenturm auch bei der vorgesehenen künftigen Nutzung

     allgemein zugänglich?

 

2. Gibt es von Ihrem Ressort einen Plan, wie das Museum in den

    "Universitätscampus“ integriert wird?