6693/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Wurm, Niederwieser, Reheis und Tegischer

und Genossen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Erhöhung des Frauenanteils in der Wissenschaft

 

Im Verlauf des Berufungsverfahrens für den zu besetzenden Lehrstuhl für Frauenheilkunde an

der medizinischen Fakultät in Innsbruck gab es Gerüchte, daß mehrere Professoren in der

Berufungskommission der Auffassung sind, daß keine Frau im Dreiervorschlag aufscheinen

darf, weil sonst Wissenschaftsminister Caspar Einem automatisch die Frau berufen würde,

ohne mit anderen, auf der Liste möglicherweise vorgereihten, ernsthafte Verhandlungen zu

führen. Dem könne nur wirkungsvoll begegnet werden, wenn eben keine Frau in den

Dreiervorschlag aufgenommen werde. Das ist dann auch nachweislich geschehen.

Bei der Recherche dieses Gerüchtes, daß Minister Einem Frauen „auf Teufel komm raus“

beruft, wenn sie im Dreiervorschlag sind, stellte sich heraus, daß an der Universität Innsbruck

tatsächlich unter Professoren, aber auch Mittelbauvertretern, vor allem an der medizinischen

und naturwissenschaftlichen Fakultät, diese Auffassung vertreten wird.

Daß weniger als 5 % der ordentlichen UniversitätsprofessorInnen in Österreich weiblich sind

und daß die habilitierten Forscherinnen in den österreichischen Forschungseinrichtungen stark

unterrepräsentiert sind, ist seit langem evident und kann kaum bestritten werden.

Mit der beschriebenen Geisteshaltung vieler Professoren wird die sogenannte „gläserne

Decke“, die Frauen im Beruf oft behindert, deutlich sichtbar.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wissenschaft und

Verkehr nachstehende

 

 

Anfrage:

 

1. Wie hat sich der Frauenanteil bei den ordentlichen ProfessorInnen, den

    außerordentlichen ProfessorInnen, bei den DozentInnen und bei den AssistentInnen

    von 1960 bis zu Ihrem Amtsantritt entwickelt?

2. Wie hat sich der Frauenanteil der obengenannten UniversitätslehreInnen während

    ihrer Amtszeit entwickelt?

 

3. Wieviel Frauen und wieviel Männer haben sie in ihrer Amtszeit zu ordentlichen und

    außerordentlichen ProfessorInnen ernannt?

 

4. Würde die Unterstellung stimmen, daß Sie manchmal anstatt der Männer, weniger

    qualifizierte Frauen vom Dreiervorschlag bevorzugen, dann müßte die

    Wissenschaftliche Leistung, die Anzahl der Publikationen und der Impact dieser

    Lehrstühle signifikant sinken. Ist das der Fall?

 

5. Die Berufungskomissionen an den Universitäten sind oft sehr männerlastig besetzt.

    Glauben Sie, daß das unter anderem ein Grund sein könnte, daß so wenige Frauen in

    Dreiervorschläge kommen? Was ist Ihrer Meinung nach der Hauptgrund dafür, daß

    sowenig Frauen berücksichtigt werden?

 

6. Sollten Sie in der nächsten Legislaturperiode wieder Wissenschaftsminister sein,

    welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die sogenannte „gläserne Decke“ im

    Wissenschaftsbereich abzubauen?