Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 198

die in der Realität einfach nicht existiert - Menschen leben eben oft alleine, es gibt Alleinerzieher und Alleinerzieherinnen aus verschiedensten Gründen -, und der Kernpunkt ist meiner Ansicht nach das Übergewicht von Wirtschaftsinteressen. Das ist der beschämende Kernpunkt, meine Damen und Herren, denn trotz bester Konjunkturprognosen gibt es, wie auch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung im März 1998 festgestellt hat, keine Bereitschaft der Wirtschaft, den Frauen, die wichtige Trägerinnen dieser Entwicklung sind, einen auch nur einigermaßen gerechten Ausgleich für die Zusatzbelastungen zuzugestehen; zum Beispiel dann, wenn es um die Ausdehnung der Behaltefrist nach dem Karenzurlaub geht - Punkt 9 des Volksbegehrens und SPÖ-Antrag (Abg. Dr. Fekter: Haben Sie das dem Finanzminister auch gesagt?) -, zum Beispiel, wenn es um die Verbesserung des Karenzgeldes für Alleinstehende geht - Punkt 7 des Volksbegehrens und SPÖ-Antrag (Abg. Dr. Fekter: Da haben wir nichts dagegen! Das ist scheinheilig! Er hätte zuzugeben, daß der Finanzminister nicht genug Geld hat?) -, oder dann - jetzt kommen die Unternehmer dran, Frau Kollegin Fekter -, wenn es um Erleichterungen bei den Teilzeitbeschäftigungen für Frauen geht, also zur Abwechslung einmal um Flexibilisierung für Frauen und nicht nur für Unternehmer.

Ich erzähle Ihnen eine Geschichte aus der Realität. Das kennen Sie nicht. Ich war bei der Eröffnung eines Supermarktes in der Steiermark. Der Geschäftsführer hat von der großen Zufriedenheit, ja fast von der Begeisterung der Frauen mit ihren 30-Stunden-Verträgen und der flexiblen Arbeitszeit gesprochen. Eine Gruppe von Mitarbeiterinnen ist in der Ecke gestanden und hat tapfer genickt. - Soweit der offizielle Teil.

Später und inoffiziell sind die Damen zu mir gekommen und haben gesagt: Herr Kräuter! Wir sagen Ihnen, wie es wirklich ist: Es wird uns immer erst in der Vorwoche mitgeteilt, wie die Dienstzeit in der nächsten Woche ausschaut. Oft sind das drei Stunden am Vormittag, dann zwei Stunden am Nachmittag, das nächste Mal zwei Stunden Vormittag, fünf Stunden am Abend, dann wieder am Samstag. Natürlich bringt das allergrößte, nahezu unlösbare Probleme für die Familien und die Kinderbetreuung. Betriebsrat? (Zwischenruf des Abg. Dr. Ofner.) - Wehe, wenn jemand im Betrieb dieses Wort auch nur in den Mund nimmt! Und der Geschäftsführer meint, wenn das jemandem nicht paßt - das ist natürlich inoffiziell -, dann kann er gleich seinen Mantel abgeben. Es warten genug andere. (Abg. Dietachmayr: Das ist die Realität!)

Meine Damen und Herren! So etwas gibt es in einem Bundesland, in dem der Familienminister der ÖVP nie um schöne Worte verlegen ist, und in einem Bezirk, wo eine ÖVP-Abgeordnete, die auch diesem Hause angehört und sich hier vor zehn Minuten mit Selbstlob überschüttet hat, in einem Referat des Landes vorgibt, für Frauen und Mütter einzutreten. Es sind wirklich traurige Zustände! (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.)

Abschließend, Frau Kollegin Fekter: Für Fortschritte ist leider heute hier im Parlament der Weg versperrt! Aber es gibt auch gute Tage für die Frauen hier im Parlament. Ich erinnere an die Pensionsreform, bei welcher wirklich relevante Verbesserungen für die Frauen erzielt worden sind. (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.) Daher, Frau Fekter, wird die SPÖ entschlossen, kämpferisch und glaubwürdig für die gerechte Sache der Frauen eintreten. (Beifall bei der SPÖ.)

21.41

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Der von Herrn Abgeordneten Dr. Kräuter verlesene Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt und wird in die Verhandlungen miteinbezogen.

Zu Wort gelangt jetzt Frau Abgeordnete Dr. Povysil. 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte.

21.41

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Wir Frauen, meine Herren, halten über 51 Prozent der Bevölkerung, und das ist eindeutig die absolute Mehrheit!

Frau Abgeordnete Konrad! Über eine Ihrer Äußerungen war ich sehr erstaunt: Sie haben quasi zwangsweise postuliert, daß in einer Partnerschaft der schwächere Teil die Frau ist. Jetzt weiß ich nicht: Ist das Ihr Gesellschaftsbild? Ist das das Gesellschaftsbild Ihrer Fraktion? (Abg.


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