Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 205

Verabschieden möchte ich mich jetzt mit dem tirolerischen Gruß beziehungsweise fast Kampfruf: Frauen, 's ischt Zeit! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

22.09

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Aumayr. 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte.

22.09

Abgeordnete Anna Elisabeth Aumayr (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Ministerin! - Frau Ministerin, so redselig wie heute hätte ich Sie eigentlich gerne im Ausschuß erlebt. Ich muß Kollegin Gatterer recht geben: Auch die SPÖ-Damen waren in den Unterausschüssen dermaßen schweigsam und zurückhaltend, daß man bis zum Schluß wirklich nicht gewußt hat, was sie eigentlich wollen! (Abg. Mag. Stadler: Auch vom Opa hat man nichts gehört!) Wenn Sie jetzt hergehen und uns die Schuld geben, daß nichts weitergegangen ist, dann ist das äußerst billig! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich erinnere nur an die erste Unterausschußsitzung, Frau Ministerin: Sie waren nur ganz kurz anwesend, erinnern Sie sich? Sie hatten einen dringenden Termin in Graz. Sie hätten Ihrer Vorgängerin, Frau Kollegin Konrad, damals aus der Patsche helfen sollen. - Frau Ministerin! Sie waren nicht erfolgreich in Graz, Sie waren aber auch beim Frauen-Volksbegehren nicht erfolgreich! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Frau Ministerin! Sie haben dieses Frauen-Volksbegehren für sich vereinnahmt. Genau deswegen waren Sie nicht erfolgreich, Sie haben sich vielmehr dabei total übernommen. Denn Sie betreiben keine Frauenpolitik, sondern ganz schlicht und einfach sozialistische Ideologie. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Anders ist es einfach nicht erklärbar, daß Sie derartig heftig reagieren, wenn wir den Kinderbetreuungsscheck thematisieren. Den werde es nicht geben, haben Sie heute von der Regierungsbank aus gesagt. (Abg. Fuchs: Hoffentlich!)

Ich möchte wirklich wissen, welche Argumente es gegen diesen Kinderbetreuungsscheck gibt. Frau Ministerin! Das würde Wahlfreiheit bedeuten. Es stört Sie aber, daß es dann wahrscheinlich keine staatliche Kindererziehung mehr gibt. Denn es könnten einige Frauen auf die Idee kommen, daß sie eigentlich bei ihren Kindern bleiben und die Erziehung nicht in Ihre Hände legen wollen. (Abg. Fuchs: Und was ist mit den anderen?) Das ist der einzige Grund! Sie wollen eine staatliche, eine ideologische Erziehung, und deshalb paßt Ihnen die Familie nicht. (Abg. Fuchs: Sie haben keine Ahnung! Nicht ein bißchen!)

Es ist nicht in Ordnung, eine Politik zu machen, durch die die Leistungen jener Frauen, die sich dafür entscheiden - und das ist ihr ureigenstes Recht und ihre Pflicht -, für ihre Kinder dazusein und für sie zu sorgen, nicht mit einem einzigen Schilling abgegolten werden. Ich sage Ihnen, das ist wirklich ein Skandal! (Beifall bei den Freiheitlichen.) Sie fördern Emanzipation auf Kosten der Kinder! Dafür wird es niemals eine Unterstützung der Freiheitlichen geben. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wie notwendig die Erziehung der Kinder im Familienverband ist, ist bereits an allen Ecken und Enden zu erkennen. Lesen Sie überhaupt keine Zeitungen mehr? In der letzten Ausgabe von "Die Zeit" steht: "Es sind unsere Kinder, die Gewalt nimmt unter Jugendlichen dramatisch zu." Heute in der "Kronen-Zeitung": "Die Monster schlagen zurück. Immer mehr Jugendliche werden straffällig, drogenabhängig, schwerst straffällig." Oder in einer anderen Zeitung: "Kollektiverziehung macht krank!" (Abg. Fuchs: Sagen Sie das bitte schön einer Erzieherin!) Nein! Wenn man durch die Politik den Kindern keine Möglichkeit gibt, in ihren ersten Jahren ihr Recht auf Geborgenheit, auf Liebe und auf Schutz zu bekommen, dann dürfen wir uns nicht wundern (Abg. Fuchs: Dazu gibt es so viele wissenschaftliche Studien!) - nein, Frau Kollegin! -, wenn es derartige Probleme mit unseren Jugendlichen gibt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir wollen, daß jene Frauen, die sich für ihre Kinder Zeit nehmen, Zeit, Liebe und Geduld ... (Abg. Fuchs: Das ist sinnlos!) Nein, das ist nicht sinnlos! Sinnlos ist Ihre Politik. Wir wollen, daß


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