122/A (E) XXI.GP

 

                                                               E n t s c h l i e ß u n g s a n t r a g

 

 

der Abg. Dr. Peter Kostelka

und Genossen

betr. Brief des Bundespräsidenten Dr. Thomas Klestil an den portugiesischen

Ratsvorsitzenden Antonio Guterres - Unterstützung der dort erwähnten Initiative

durch die gesamte Bundesregierung.

 

Am 21. März 2000 hat der Bundespräsident in einem beeindruckenden Brief an den

portugiesischen Ratsvorsitzenden Antonio Guterres eine bemerkenswerte Initiative für die

Schaffung eines Mechanismus, der ein vorbeugendes Einschreiten schon bei Verdacht einer

Abkehr von europäischen Werten erlaubt, gesetzt.

 

Diese Initiative ist auch deswegen von besonderem Interesse, weil sie einen

Ausweg aus der gegenwärtigen Situation zum Wohle Österreichs aufzeichnet.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die Bundesregierung folgenden

 

                                                               Entschließungsantrag:

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

                                                               Entschließung

 

Der Nationalrat hat beschlossen:

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, alles zu unternehmen, um die bemerkenswerte

Initiative von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil, die in seinem Brief an den portugiesischen

Ratsvorsitzenden Antonio Guterres dargestellt ist, zu unterstützen.

 

 

Zuweisungsvorschlag: Außenpolitischer Ausschuss

 

 

Beilage (gegenständlicher Brief)

                                                                                                              Beilage

"Sehr geehrter Herr Präsident!

 

   Bei meinem Arbeitsbesuch bei der Europäischen Kommission am 8.

März in Brüssel habe ich im Zusammenhang mit der gemeinsamen Reaktion

von 14 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vom 31. Jänner die

Frage nach der rechtlichen Relevanz dieses Beschlusses und nach der

Zukunft solcher Beschlüsse gestellt. Wenn ein Mechanismus geschaffen

werden sollte, der ein vorbeugendes Einschreiten schon bei Verdacht

einer Abkehr von europäischen Werten erlaubt, so müssten meiner

Meinung nach Beratungen darüber mit allen 15 Mitgliedsstaaten geführt

werden.

 

   Die Schaffung eines derartigen Mechanismus ist in der Europäischen

Kommission auf Interesse gestoßen, wobei Kommissar Barnier anregte,

in der derzeit laufenden Regierungskonferenz darüber zu beraten. Die

Kommission werde entsprechende Vorschläge unterbreiten. Darüber

hinaus wurde mir zugesichert, dass die Kommission als Hüterin der

Verträge dafür Sorge tragen wird, dass die Mitarbeit Österreichs in

der Europäischen Union klaglos funktioniert und keine

diskriminierenden Handlungen gegenüber Österreich gesetzt werden,

welche auch gegen EU - Recht verstoßen. Den Wortlaut meiner Erklärung

vor der Europäischen Kommission lege ich zu Ihrer Information bei.

 

   Meiner Meinung nach wäre ein Verfahren auf gemeinschaftlicher

Ebene auch deshalb vorzuziehen, da damit dem beschuldigten Mitglied

Gelegenheit gegeben wird, zu Befürchtungen Stellung zu nehmen, bevor

allfällige Maßnahmen gegen dieses Mitglied ergriffen werden.

 

   Dies erscheint mir auch insofern sehr wichtig, da die gegen

Österreich ergriffenen Maßnahmen wiederholt gezeigt haben, dass eine

klare Trennung der bilateralen Sanktionen und der Zusammenarbeit im

Rahmen der Europäischen Union in der Praxis nicht möglich ist.

   Ferner - und das scheint mit besonders bedenklich - kam es in

einzelnen EU - Ländern auch zu Boykottmaßnahmen, die weit über das von

den 14 anderen Mitgliedern vereinbarte Maß hinausgingen und die -

begleitet von einer oft weit überzogenen Medienberichterstattung -

auch zu Vorfällen führen, wie etwa der Beschimpfung österreichischer

Teilnehmer beim Schülerparlament in Straßburg oder der Bombendrohung

beim Konzert der Wiener Philharmoniker in Paris.

 

   Es erscheint mir daher dringend geboten, dass auch seitens des

Europäischen Rates im Geiste europäischer Solidarität und der

gemeinsamen Grundwerte der EU sowie des Gebotes der Objektivität und

der Fairness gegenüber Österreich zur Versachlichung der Diskussion

beigetragen wird.

 

   Ich wäre Ihnen, sehr geehrter Herr Präsident, dankbar, wenn Sie

mein Schreiben den anderen Staats - und Regierungschefs anlässlich des

bevorstehenden außerordentlichen Rates zur Kenntnis bringen und über

den Vorschlag, ein gemeinschaftliches Verfahren zu schaffen, beraten

würden.

 

   Es dürfte auch im Interesse der Europäischen Union liegen,

möglichst bald den erwähnten Mechanismus zu entwickeln, um einen

Ausweg aus der gegenwärtigen Situation zu finden und zum Wohle meines

Landes und seiner Bevölkerung die von den 14 gegenüber Österreich

beschlossenen Maßnahmen so rasch wie möglich auszusetzen.

 

   Ich danke Ihnen und Ihren Kollegen für Ihre Arbeit im Dienste der

Europäischen Union und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung

 

   Thomas Klestil"