2/AE XXI.GP
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Petrovic, Freundinnen und Freunde
betreffend Weiterentwicklung der Außen - und Sicherheitspolitik der Europäischen Union
durch die Neutralen und Bündnisfreien
Die Europäische Union verhandelt derzeit die Frage wie ihre gemeinsame Außen - und
Sicherheitspolitik (GASP) in Zukunft aussehen soll. Auf dem letzten Gipfeltreffen in Köln
hat sich die Perspektive für nicht - militärische Konfliktbearbeitung deutlich verschlechtert.
Anstatt Mittel und Wege zur Formulierung einer gemeinsamen Außenpolitik zu entwickeln,
wurde beschlossen, Sicherheit militärisch zu schaffen. Dabei wird sich die EU zunächst auf
den europäischen Pfeiler der Nato stützen, Darüberhinaus sollen zusätzlich eigene
Streitkräfte - und Rüstungspotentiale aufgebaut werden. Mit der Wahl Javier Solanas zum
Vertreter der GASP wurde diese militärische Prioritätensetzung unterstrichen, handelt es
sich bei Solana doch um den bisherigen Generalsekretär der Nato.
Die finnische Ratspräsidentschaft hat mit dem Programm für ein nichtmilitärisches
Krisenmanagement einen wichtigen Vorschlag zur zivilen und präventiven
Friedenssicherung unterbreitet. Diese Intitiative eines neutralen und bündnisfreien EU -
Mitglieds ist bis dato von österreichischer Seite unbeantwortet geblieben. Am kommenden
EU - Ratsgipfel (10./11. Dezember) wird der finnische Vorschlag, den auch das schwedische
und das irische Außenministerium unterstützen, auf der Tagesordnung stehen. Spätestens
mit dem konstruktiven Beitrag des finnischen Staatspräsidenten Ahtisaari für einen
Waffenstillstand im Kosovo - Krieg wurde deutlich, daß Neutrale und Bündnisfreie auch
heute ebensowichtige Beiträge für Friedensvermittlung liefern können wie in Zeiten des
Kalten Krieges. Es ist nur eine Frage des politischen Willens.
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird beauftragt, sich mit den anderen neutralen und bündnisfreien
Mitgliedern in der EU zur Frage der Weiterentwicklung der GASP abzustimmen und
gemeinsame nichtmilitärische friedenspolitische Initiativen anzuregen und zu fördern:
1. Die Neutralen und Bündnisfreien begrüßen die Initiative für den Aufbau von
nichtmilitärischem Krisenmanagement durch die finnische Ratspräsidentschaft und
werden sich auf die Umsetzung dieser Initiative konzentrieren.
2. Die EU wird in erster Linie auf zivile, friedensbildende Einrichtungen wie OSZE,
Vereinte Nationen und Europarat setzen und würdigt dabei die besondere Roller ihrer
neutralen und bündnisfreien Mitglieder.
3. Die EU möge einen Rat für Außenpolitik und Diplomatie einrichten, der gemeinsame
außenpolitische Positionen der Union auslotet und Aktivitäten zur Stärkung einer
gesamteuropäischen zivilen Friedensordnung im Rahmen der OSZE entwickelt.
4. Die Union setzt sich gemeinsam mit dem in der OSZE bestehenden Büro für nationale
Minderheiten dafür ein, für die offenen territorialen und ethnischen Fragen in Europa
ein Frühwarnsystem und entsprechende Instrumentarien zur präventiven politischen
Lösung zu entwickeln.
5. Die EU richtet einen Fonds zur nichtmilitärischen Konfliktbewältigung ein, der
finanzielle Mittel bereitstellt, um präventive Maßnahmen und gewaltfreie
Konfliktlösungsmöglichkeiten aufzubauen und durch Wirtschaftshilfe Anreize setzen zu
können.
6. Die EU unternimmt alles, was die atomare Erstschlagdoktrin der Nato, die eine echte
Bedrohung des Friedens in Europa darstellt, überwindet und hebt die sogenannten
Nukleargarantien der WEU - Mitglieder auf.
7. Es darf durch EU - Regelungen zu keiner, wie immer gearteten Übernahme der
Beistandsverpflichtung der WEU in der EU kommen.
8. Aktionen nach Art. 17 Amsterdamer Vertrag dürfen nur auf Grundlage eines UNO -
Sicherheitsratsbeschlusses zur Abstimmung zugelassen werden.