434/AE XXI.GP

 

Eingelangt am:10.05.2001

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Freundinnen und Freunde

betreffend Schuldenerlaß für die ärmsten Entwicklungsländer

 

Eine erdrückende Schuldenlast - zum größten Teil unbezahlbar und aufgebläht

durch Zinsen und Zinseszins von säumigen Rückzahlungen - zwingt die verarmten

Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika, die Bildungs - und Gesundheitsbudgets zu

kürzen. Dies ist eine unhaltbare Situation, unter der vor allem die Ärmsten zu leiden

haben.

 

1996 hatten die Weltbank und der Internationale Währungsfond auf multilateraler

Ebene einen Entschuldungs - Plan für die ärmsten Länder beschlossen. Die im

Rahmen der internationalen Entschuldungsinitiative festgelegten Nachlässe, so sie

einmal umgesetzt werden, reduzieren die Schulden zwar, werden aber nicht

ausreichen, um genügend Mittel für eine effektive Armutsbekämpfung freizusetzen.

Laut Berechnungen der Weltbank wird der Schuldendienst für die ersten 22 Länder,

die sich für die Entschuldungsinitiative qualifizieren konnten, nur um durchschnittlich

26,7 % reduziert. Viele Gläubigerländer haben sich daher bereit erklärt, über die

international vereinbarten Mindesterlässe hinauszugehen und die Schulden zur

Gänze zu streichen. Österreich gehörte bisher nicht dazu.

 

Die von „Erlaßjahr 2000 Österreich“ und von der Österreichischen

Forschungsstiftung für Entwicklungspolitik (ÖFSE) kürzlich herausgegebene Studie

"Zukunft ohne Schulden? Alternativen zur bisherigen Gläubigerpohtik Österreichs

gegenüber den hoch versch uldeten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas“

präsentiert konkrete Vorschläge, wie Österreich im Falle von 22 Schuldnerländern in

Afrika, Asien und Lateinamerika vorgehen könnte. 21 der in der Studie angeführten

Länder waren bereits Ende 1997 mit 20 Milliarden Schilling gegenüber Österreich

verschuldet. Umgerechnet auf die Belastungen der Österreicherinnen pro Kopf

wären das nur maximal 21 Schilling pro Monat über zehn Jahre hinweg, um diese

Länder komplett zu entschulden. Dieser Betrag verringert sich, wenn man die im

internationalen Rahmen ohnehin nachzulassenden bzw. in der Zwischenzeit bereits

nachgelassenen Schulden abzieht.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 


 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Die österreichische Bundesregierung wird aufgefordert, über die international

vereinbarten Mindesterlässe hinauszugehen und entsprechend den Vorschlägen der

Studie "Zukunft ohne Schulden" Alternativen zur bisherigen Gläubigerpolitik

Österreichs gegenüber den hochverschuldeten Ländern Afrikas, Asiens und

Lateinamerikas“ (Hg. „Erlaßjahr 2000“ und ÖFSE) den ärmsten Ländern die

bilateralen Schulden unter den in der Studie vorgeschlagenen Bedingungen zur

Gänze zu streichen und in Fällen von Bürgerkrieg oder gravierenden

Menschenrechtsverletzungen einlangende Schuldenrückzahlungen auf ein

Treuhandkonto für Entwicklungsprojekte zu überweisen.

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Finanzausschuß vorgeschlagen.