503/A(E) XXI.GP

Eingelangt am: 26.09.2001

 

Entschließungsantrag

 

der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Riepl, Gabriele Heinisch - Hosek

und GenossInnen

betreffend Sofortmaßnahmenpaket für die Verbesserung der Situation auf dem Lehrstellenmarkt

 

Die Bundesregierung schiebt die Verantwortung für den extremen Anstieg der Arbeitslosigkeit

auf das abgeschwächte Wirtschaftswachstum ( BM Bartenstein Meldung Nr. 96 OTS WI vom

2001 - 09 - 04 12:00:02).

 

Es gibt deutlich mehr Arbeitsuchende als im Vorjahr und nur mehr ein schwaches

Beschäftigungswachstum am heimischen Arbeitsmarkt im August. Die Zahl der Arbeitslosen

wuchs im Vorjahresvergleich um 15.314 oder um 9,8 Prozent auf 173.313.

 

Am Lehrstellenmarkt ist die Zahl der Lehrstellensuchenden auf 10.500 Jugendliche gestiegen,

dem stehen 5.400 offene Lehrstellen gegenüber.

 

Hier sind aber die Jugendlichen, die sich in Überbrückungsmaßnahmen befinden, aber natürlich

auch weiter auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, noch gar nicht mitgerechnet.

 

Werden die rund 3.000 Jugendlichen in Überbrückungsmaßnahmen und jugendliche

ArbeitslosengeldbezieherInnen hinzugerechnet, dann sind derzeit über 13.000 Jugendliche für

das laufende Ausbildungsjahr ohne Lehrplatz. Nach den derzeit vorhandenen Zahlen werden

daher zumindest 4.000 Ausbildungsplätze benötigt.

 

Das Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz wurde nur befristet in Kraft gesetzt und sieht

Ausbildungsprojekte für Jugendliche des Schulentlassjahrganges 2000 vor.

 

Für den Schulentlassjahrgang 2001 sind aber noch keine Maßnahmen vorgesehen, um

lehrstellensuchende Jugendliche mit den notwendigen Ausbildungsplätzen zu versorgen.

 

Für Jugendliche müssen daher sofern sie keine Lehrstellen bekommen - weitere

Ausbildungsplätze geschaffen werden, die ihnen eine anrechenbare Berufsausbildung nach den

Bestimmungen des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) bzw des Jugendausbildungs -

Sicherungsgesetzes (JASG) ermöglichen.

 

Das Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz muss verlängert werden, damit auf diese Art die

Finanzierung aus dem Bundesbudget gesichert ist und den Jugendlichen die in Lehrgängen und

Stiftungen verbrachte Ausbildungszeit bei Übertritt auf eine Lehre im Betrieb auf die Lehrzeit

angerechnet werden kann.

 

Bei der Finanzierung des Auffangnetzes ab Herbst kann die Regierung zum Teil auf nicht

verbrauchte Mittel aus dem bisherigen Auffangnetz zurückgreifen. Es wurde sparsam

gewirtschaftet. Insgesamt sind 500 Mio. ATS für das Ausbildungsjahr 2001/2002 erforderlich.

 

Auch die fürs Auffangnetz zuständigen Landesprojektgruppen, sowie die Wiener

Vizebürgermeisterin Laska und der Niederösterreichische Landeshauptmann Pröll verlangen

bereits seit Februar die Verlängerung des Auffangnetzes.

 

Die Wirtschaft klagt über einen Mangel an Fachkräften vor allem für Information und

Telekommunikation. Allein deshalb müssen Wirtschaft und Regierung zusätzliche

Ausbildungsplätze schaffen.

 

Die Arbeitslosenzahlen explodieren und was tut diese Regierung, anstatt Arbeitslosigkeit zu

bekämpfen machen sie Politik gegen arbeitslose Menschen.

 

BM Haupt verlangt im "Kurier“ von 6. September dJ: „Wer nicht arbeiten will, wird sich die

Frage stellen müssen, ob in einer Gesellschaft, in der genügend Arbeit vorhanden ist, mehr

herausschaut als die Mindestversorgung“. Vor allem geht es ihm um Notstandshilfe - Bezieher,

die er „wieder berufsfähig“ machen will. Als Mittel schweben ihm u.a. gemeinnützige

Tätigkeiten oder Qualifizierungsprogramme vor.

 

BM Haupt stempelt damit arbeitslose Menschen wieder einmal zu Sündenböcken für die

schlechte Konjunktur ab. Er holt alte Hüte aus der freiheitlichen Mottenkiste um auf dem Rücken

arbeitsloser Menschen Politik zu machen.

 

In den letzten Jahren haben wir SozialdemokratInnen sehr viel Kraft und Energie und auch Geld

aufgewendet, um das Angebot für alle Jugendlichen auf einen Arbeitsplatz oder eine Ausbildung

sicherzustellen. Die Auffangnetze waren ein gemeinsames Ergebnis mit den Arbeiterkammern,

den Gewerkschaften und den Länder.

 

Es war der richtige Weg, denn wir haben erreicht, dass wir weltweit die niedrigste

Jugendarbeitslosenrate haben. Die guten, hocheffizienten Stiftungsmaßnahmen wurden von

dieser Regierung in Frage gestellt und nicht mehr verlängert. Daher hat es die schwarz - blaue

Regierung zu verantworten, wenn heuer Tausende junge Menschen keinen Lehrplatz finden

werden.

Insbesondere lernschwachen Jugendlichen bleibt somit nur mehr der Weg in die Ausbildung

zweiter Klasse, die Vorlehre, die noch dazu einmalig im Arbeitsrecht eine sechs monatige

Probezeit hat und die nur bis zu 6 Monaten angerechnet wird, auch dann, wenn die Vorlehre z.B.

3 Jahre angedauert hat.

 

Diese Regierung will die Arbeitslosigkeit und das AMS privatisieren, sie wollen die

Arbeitslosenversicherung und den Arbeitsmarkt finanziell aushungern, um dann den

Arbeitslosenversicherungsbeitrag für Unternehmer einseitig zu senken. Damit fehlen die nötigen

Mittel, um eine erfolgreiche sozialdemokratische Arbeitsmarktpolitik fortzuführen.

 

Wir forderen daher einen Abkehr von diesem Weg. Zur erfolgreichen Integration Jugendlicher in

den Arbeitsmarkt ist es erforderlich die bewährten Maßnahmen des Jugendausbildungs -

sicherungsgesetzes weiterzuführen und anstelle einer Senkung der Beiträge zum

Insolvenzausfallgeldfonds zugunster der Unternehmer sollen diese Mittel für die Finanzierung

von Maßnahmen nach dem Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz verwendet werden.

 

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten nachfolgenden

 

Entschließungsantrag:

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wird aufgefordert dem Nationalrat bis zum

31. Oktober 2001 ein Sofortmaßnahmenpaket für die Verbesserung der Situation auf dem

Lehrstellenmarkt zuzuleiten, das insbesondere folgende Maßnahmen enthält:

 

1. Das Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz soll für den Schulentlassjahrgang 2001 verlängert

werden.

2. Die dafür erforderlichen Mittel in der Höhe von 500 Mio. ATS sollen aus dem Bundesbudget

zur Verfügung gestellt werden.“

 

 

 

 

Zuweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales