Parlamentarische Materialien

Die Abgeordneten Theresia Haidlmayer, Kolleginnen und Kollegen haben am 28. Februar
2002 an den Präsidenten des Nationalrates eine schriftliche Anfrage gerichtet, die die
barrierefreie Gestaltung der Webangebote zum Gegenstand hat.

Die Anfrage hat folgenden Wortlaut:

1. Welche Webangebote betreibt das Parlament? (Auflistung nach Domains)

2. Erfüllen diese Angebote die Voraussetzungen der Zugänglichkeitsrichtlinien für
barrierefreie Web-lnhalte 1.0 (zumindest Priority 1)?(Auflistung nach Domains)

Wenn ja, welche dieser Domains erfüllen dieses Angebot?
(Auflistung nach Name der Domains und Stufe der Richtlinie)
Wenn nein, wann ist eine Verbesserung der Zugänglichkeit geplant?

3. Welche neuen Webangebote sind für das Jahr 2002 geplant?
(Kurzbeschreibung)

4. Werden diese Angebote die Voraussetzungen der Zugänglichkeitsrichtlinien für
barrierefreie Web-lnhalte 1.0 (zumindest Priority 1) erfüllen?
(Auflistung nach Domains)

5. Welche Mittel hat das Parlament im letzten Jahr für die barrierefreie Gestaltung von
Webangeboten aufgewendet?

6. Welche Maßnahmen sind für das Jahr 2002 geplant, um die Zugänglichkeit der Web-
angebote zu erhöhen?

7. Welche Maßnahmen sind für das Jahr 2003 geplant, um die Zugänglichkeit der Web-
angebote zu erhöhen?

8. Welche Schritte wurden von Ihrem Ministerium in der Vergangenheit gesetzt, um die
Zugänglichkeit der Webangebote zu erhöhen und welche Ergebnisse konnten erzielt
werden?

9. Sind Sie bereit, nur noch Aufträge für Webangebote zu vergeben, die zumindest
Priority 1 der Zugänglichkeitsrichtlinien erfüllen?
Wenn ja, ab wann?
Wenn nein, warum nicht?

Zu Frage 1:

Das öffentlich zugängliche Webangebot der Parlamentsdirektion ist unter folgenden "Domain
Names" verfügbar:

www.parlament.gv.at

www.parlinkom.gv.at

www.parliament.gv.at

www.parliament.at

www.parlinkom.at

Angeboten werden derzeit folgende Informationsgruppen:

Zu Frage 2:

Die Parlamentsdirektion betreibt ihr öffentlich zugängliches Webangebot seit November
1996. Das Dokument "Techniques for Web for Web Content Accessibility Guidelines 1.0" (im
Folgenden mit WCAG abgekürzt) wurde erst am 5. Mai. 1999 publiziert. Derzeit umfasst das
Webangebot der Parlamentsdirektion über 90.000 Dateien. Diese Dateien wurden - und
werden laufend - mit einer Fülle von Konversionsprogrammen aus Datenbankinhalten sowie
aus Winword-Dokumenten (d.h. Dokumente, die mit Hilfe von Microsoft Word for Windows
erstellt wurden) erzeugt. Diese Konversionsprogramme sind größtenteils vor 1999 ent-
standen. Daher konnten die "Web Content Accessibility Guidelines 1.0" nicht berücksichtigt
werden.

Allerdings werden die WCAG teilweise sozusagen automatisch dadurch eingehalten, dass
viele der reglementierten Techniken beim Webangebot der Parlamentsdirektion noch nicht
eingesetzt werden. Von 17 Checkpoints der Priorität 1 werden derzeit 10 eingehalten und
3 weitere großteils eingehalten.

Zum Zeitpunkt des Designs waren die beim durchschnittlichen Internet-Benutzer erwartbaren
Übertragungsbandbreiten viel geringer als heute, sodass das Webangebot so gestaltet
wurde, dass der Benutzer das Übertragen von Grafiken ausschalten konnte und das Web-
angebot somit auch ohne diese Grafiken nützen konnte. Von vornherein wurde auch - nach
Möglichkeit - auf den bestimmungsgemäßen Einsatz von HTML-Tags geachtet. Ein weiteres
Anliegen war eine möglichst kontrastreiche Auswahl von Vorder- und Hintergrundfarben.

Im Fall der Konversion von Winword-Dokumenten wird der bei Winword mitgelieferte
Konverter verwendet. Die Parlamentsdirektion hat nur wenig Einflussmöglichkeit auf den
damit generierten HTML-Code, insbesondere was die Einhaltung der WCAG-Richtlinien -
betrifft. So ist bei Dokumenten, die Grafiken beinhalten, die Angabe eines Alt-Texts (Check-
point 1.1) nur dadurch möglich, dass vom jeweiligen Autor statt eines normalen Winword-
Dokumentes ein HTML-Dokument erstellt wird.

In diesem Zusammenhang darf erwähnt werden, dass beträchtliche Teile des Web-
Angebotes als Winword-Dokumente von Quellen außerhalb der Parlamentsdirektion erstellt
werden, beispielsweise die Dokumente der Serie l der Beilagen zu den Stenographischen
Protokollen des Nationalrates sowie der Serie l der Beilagen zu den Stenographischen
Protokollen des Bundesrates, die e-Rechtsdokumente, die mittels e-Mail übermittelten
Ministerialentwürfe sowie die mittels e-Mail übermittelten Stellungnahmen dazu.

Im Jahr 2001 wurde ein Projekt Internet-Relaunch initiiert, dessen Ziel die vollständige
Erneuerung des Internetangebotes des Parlaments in inhaltlicher, graphischer und
navigationstechnischer Hinsicht ist. Dabei wird nach Möglichkeit (soweit es die budgetäre
Situation zulässt) auf die Einhaltung der WCAG-Richtlinien geachtet werden, zumindest was
Priorität 1 betrifft. Der Abschluss der Umsetzung der Ergebnisse dieses Projekts - und damit
die Veröffentlichung - wird aber nicht vor 2003 erfolgen können.

Zu den Fragen 3 und 4:

Für das Jahr 2002 sind keine neuen, öffentlich zugänglichen Webangebote geplant. Sollten
bei allfällig notwendigen Fehlerbehebungsmaßnahmen bzw. dringenden Detailerweiterungen
Dateien (HTML Pages) bearbeitet werden müssen, welche die WCAG nicht einhalten, wird
nach Möglichkeit versucht werden, solche Veränderungen durchzuführen, dass zumindest
die Checkpoints der Priorität 1 eingehalten werden.

Zu Frage 5:

Es wurden dafür keine deklarierten zusätzlichen Budgetmittel verwendet. Wenn bei allfällig
notwendigen Fehlerbehebungsmaßnahmen bzw. dringenden Detailerweiterungen einzelne
Dateien (HTML Pages) oder Gruppen von Dateien bearbeitet werden mussten, welche die
WCAG nicht einhielten, wurde nach Möglichkeit versucht, die Dateien so zu verändern, dass
zumindest die Checkpoints der Priorität 1 eingehalten werden.

Zu Frage 6:

Im Hinblick auf das schon erwähnte Projekt "Internet Relaunch" sind für 2002 keine
Änderungen geplant.

Zu Frage 7:

Im Zuge der Umsetzung des schon erwähnten Projektes "Internet Relaunch" wird auf die
barrierefreie Gestaltung des Webangebotes der Parlamentsdirektion nach Maßgabe der
(budgetären) Möglichkeiten geachtet werden. Es sei aber bemerkt, dass eine
Nachbearbeitung der umfangreichen Texte der Parlamentarischen Materialien, wie etwa
Einhaltung der Regeln für Überschriften, Kennzeichnung von Sprachwechseln, Kenn-
zeichnen von Abkürzungen udgl. auch in Hinkunft nicht garantiert werden kann.

Zu Frage 8:

In dieser Frage wird nach Schritten gefragt, die „von meinem Ministerium" in der Vergangen-
heit gesetzt wurden. Ich nehme an, dass es sich dabei um einen Formulierungsfehler in der
Anfrage handelt und dass es sich um eine Anfrage nach Schritten im Bereich der
Parlamentsverwaltung handelt.

Wie bereits bei Frage 2 ausgeführt, wurden bereits zum Zeitpunkt des Designs des Web-
angebotes der Parlamentsdirektion aufgrund damaliger technischer Gegebenheiten Ent-
scheidungen getroffen, die sich im Lichte der Web Content Accessibility Guidelines als vor-
teilhaft herausstellten.