3468/J XXI.GP

Eingelangt am: 26.02.2002

ANFRAGE

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur

betreffend Missstände im Arbeitsbereich Literaturwissenschaft am Institut für
Romanistik der Universität Wien

Der Dienststellenausschuss für Hochschullehrerinnen an der Universität Wien hat
sich am 13. Nov. 2000 an den Rechnungshof gewendet, um die Sachlage in einem
Fall vermuteter Missstände im Arbeitsbereich Literaturwissenschaft von Frau Prof.
Hassauer (Institut für Romanistik, Uni Wien) zu prüfen. Der zuständige Ministerialrat
hat zwar Untersuchungen angekündigt. Bis heute gibt es allerdings kein Ergebnis der
Nachforschungen.

Aus dem Schreiben des Dienststellenausschusses geht hervor, dass es Frau Prof.
Hassauer offenbar ihrem Mann, Herrn Peter Roos, seit einigen Jahren ermöglicht,
die Ressourcen des Arbeitsbereiches für seine eigenen beruflichen Angelegenheiten
- er schreibt Artikel für Zeitgeistmagazine - zu verwenden. Die Mitarbeiterinnen und
Sekretärinnen müssen für Herrn Roos laufend Privataufträge erledigen. Neben
Kopier- und Bindearbeiten sind das auch Recherchen zu Artikeln, die mit dem
Fachbereich in keinerlei Zusammenhang stehen.

Neben der zweckentfremdeten Nutzung des Sekretariats pflegt Herr Roos auch
lange Privattelefonate ins Ausland zu führen. Während eines halbjährigen
Auslandsaufenthaltes von Frau Prof. Hassauer wurden auf diese Weise eben so
viele Budgetmittel verbraucht wie während ihrer Anwesenheit.

Auch Frau Prof. Hassauer nützt das Telefon in einer Weise, die nicht mehr als
"dienstlich begründet" bezeichnet werden kann: Während ihrer zahlreichen
Auslandsaufenthalte in Elba oder Deutschland lässt sie sich von den Sekretärinnen
immer wieder am Telefon ihre gesamte Post vorlesen.

Natürlich führte diese Art der Ressourcennutzung dazu, dass das Budget des
Arbeitsbereiches immer wieder überzogen wurde und für die Mitarbeiterinnen kaum
noch Mittel zur Verfügung standen.

In der Institutskonferenz des Instituts für Romanistik am 11. Oktober 2000 wurde
unter dem Tagesordnungspunkt "Mitteilungen des Institutsvorstands" protokolliert,
dass Frau Ao. Prof. Dr. Johanna Borek auf Ersuchen von Frau o. Prof. Dr. Friederike
Hassauer aus ihrem Arbeitsbereich Literaturwissenschaft ausgegliedert wird. (Frau
Prof. Hassauer leitet diesen Arbeitsbereich.) Frau Borek erfuhr von dieser
Ausgliederung - sie
entzieht ihr die Möglichkeit, das Sekretariat und das Telefon zu -
benutzen - durch das Protokoll.

JOGA G:\ANFRAGEN\BMBWK\ANF522 DOC


Die dienstrechtlich nicht zulässige Ausgliederung von Frau Borek lässt vermuten,
dass hier eine Kollegin aus dem Arbeitsbereich entfernt werden soll, die nicht bereit
ist, bei einer missbräuchlichen Verwendung der ohnehin so knappen ordentlichen
Dotation einfach nur zuzusehen. Frau Borek hat wiederholt auf die Missstände
hingewiesen bzw. "Dienstanweisungen" von Herrn Roos verweigert.

Da es sich im Fall von Herrn Roos eindeutig um die private Verwendung von
Budgetmitteln und Institutspersonal handelt, der Institutsvorstand aber offensichtlich
nicht bereit ist, den Missstand abzustellen, ersuche ich Sie, diese Angelegenheit zu
prüfen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1. Warum gibt es bis dato keine Prüfung des Sachverhalts durch den
Rechnungshof?

2. Was gedenken Sie zu tun, um die Situation in besagtem Arbeitsbereich zu klären
und im Falle nachgewiesener Missstände diese auch abzustellen?

3.  Sollten die Anschuldigungen zutreffen, welche Konsequenzen würden Sie daraus
ziehen?

4.  Halten Sie Prof. Hassauer aufgrund der angeführten Vorfälle sowie aufgrund ihrer
äußerst polarisierenden Institutsleitung wirklich für eine glaubwürdige
“Kronzeugin" der Ausgliederung der Universitäten inkludierend der Reduktion der
Mitbestimmung und des Neuen Dienstrechts?