3562/J XXI.GP
Eingelangt am: 28.02.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Lunacek, Kogler, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Umweltzerstörung in Indonesien mittels öffentlicher Exportfinanzierung
Die Exportkreditagenturen haben eine herausragende Rolle
bei der Finanzierung
und Förderung von umweltschädigenden und sozial unhaltbaren
Investitionen und
Exporten nach Indonesien. Auch österreichische Firmen, Banken und die OeKB
haben sich am indonesischen Zellstoff-Boom kräftig beteiligt. Der
österreichische
Staat haftet im Falle Indonesiens insgesamt für 1,52 Mrd. Euro an
Exportkrediten.
Einige der umweit-, gesundheits- und sozial destruktiven Projekten seien hier
angeführt:
Projekt Indah Kiat: Im Jahr 1996 wurde die Beteiligung Österreichs an der
Papierfabrik "Indah Kiat" in Perawang, Sumatra bekannt, die zum
indonesischen
Papierkonzern "Asia Pulp and Paper" (APP) gehört,
österreichische Banken
("Creditanstalt Bankverein" und "Erste Bank") haben APP im
Jahr 1996 mit
Exportfinanzierungen mittels OeKB-Garantien von über 21 Mio. USD unterstützt.
"Indah Kiat" ist eines der berüchtigtsten Fälle unter den
Papierfabriken in Indonesien
aufgrund der umweltzerstörerischen Arbeitsweise (Schlägerungen des
Regenwaldes, Vertreibung von Dorfbewohnern, Verseuchung der Gewässer).
Projekt "Inti Indoravon Utama" (IIU): Dieses Unternehmen ist eines der
bekanntesten
Umweltsünder Indonesiens. Auf das Konto von IIU gehen
Urwaldschlägerungen,
eine Vergiftung der Flüsse und Hautkrankheiten der ansässigen
Bevölkerung. Auch
dieses Projekt wurde mit österreichischer Hilfe unterstützt: die
Maschinen für IIU
kamen von der österreichischen Fa. Simmering-Graz-Pauker. Die
Girocredit-Bank
vergab mit anderen internationalen Banken einen Kredit an die IIU. Vermutlich
ist
hier die Kontrollbank beteiligt, doch bisher wurde diesbezüglich jede
Auskunft
verweigert.
P.T. South Pacific Viscose. West-Java: Im Jänner 1999 griffen
Hunderte von
aufgebrachten BewohnerInnen in West-Java Einrichtungen der Firmen P.T. Indo-
Bharat und P.T. South Pacific Viscose an. Grund: Der anhaltende Gestank nach
Schwefelgasen. An der P.T. Pacific Viscose ist die österreichische Lenzing
AG
maßgeblich
beteiligt.
Das
Ausmaß des sozialen, ökologischen und ökonomischen Desasters in
Indonesien hat in einigen der ehemaligen Förderländern zu einer
starken
Betroffenheit geführt. Die schwedische Exportkreditagentur hat drastische
Konsequenzen gezogen und eine unabhängige Evaluierung in Auftrag gegeben.
Diesem Projekt hat sich auch die finnische ECA angeschlossen. Bis zum Ergebnis
der unabhängigen Evaluierung haben beide ECAs eine totale Einstellung
neuer
Garantien für Lieferungen in diesem Bereich beschlossen. Zu dieser
Evaluierung sei
It. Angaben der schwedischen
Exportkreditagentur EKN auch die OeKB eingeladen
worden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Stimmt es, dass es für die o.a.
Projekte in Indonesien OeKB-Garantien gegeben
hat? Wenn ja, für welche Projekte, wann, in welcher Höhe und mit
welcher
Begründung?
2. Für welche sonstigen der
zahlreichen österreichischen Geschäftsbeziehungen
mit Indonesien gab es wann und in welcher Höhe OeKB-Garantien?
3. Stimmt es, dass die OeKB zu einer
unabhängigen Evaluierung der Projekte
eingeladen wurde und eine solche abgelehnt hat? Da sich Österreich
gemeinsam
mit Schweden und Finnland am Projekt "Indah Kiat" engagiert hat,
ergibt sich die
Frage: mit welcher Begründung wurde seitens Österreichs eine
Evaluierung
dieses viel kritisierten Projekts abgelehnt?
4. Werden Sie sich angesichts dieser
massiven negativen ökologischen und
sozialen Schäden, die die o.a. Projekte verursacht haben, für eine
Evaluierung
der österreichischen Projekte in Indonesien, für die es
OeKB-Garantien gegeben
hat, einsetzen? Wenn ja, welche Projekte sollen evaluiert werden, wenn nein,
wie
werden Sie sonst dieser o.a. Kritik begegnen?