4190/J XXI.GP
Eingelangt am: 11.07.2002
Dringliche Anfrage
gemäß
§ 93 Abs. 1 GOG-NR
der Abgeordneten Dr. Graf, Mag. Martina Pecher
und Kollegen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Forschung und Technologie - sichern Arbeitsplätze und stärken den
Wirtschaftsstandort
Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung in Hinblick auf
nachhaltige Standort-
sicherung, die Erhöhung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
sowie die Stärkung der
Wirtschaftskraft nimmt immer mehr zu. Die Multiplikatoreffekte, die von
Investitionen und
Aufwendungen im Bereich Forschung und Technologie, insbesondere hinsichtlich
der Um-
satzentwicklung der heimischen Unternehmen sowie der Schaffung
zusätzlicher Arbeitsplätze
ausgehen, sind unbestritten. Der sogenannte Förderungsmultiplikator zeigt
an, wie hoch die
durch ein Forschungsprojekt zusätzlich akquirierten Umsätze im
Verhältnis zu den
eingesetzten Forschungskosten sind. So ergibt beispielsweise ein
Förderungseuro bei
geförderten FFF-Projekten rund 23 zusätzliche Umsatzeuros, wie
entsprechende
Berechnungen des Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche
Wirtschaft zeigen.
Trotz dieser Erkenntnisse wurde es von dem seinerzeit
zuständigen sozialistischen
Wissenschaftsminister verabsäumt, eine nachhaltige Forschungs- und
Technologiepolitik -
nicht zuletzt im Sinne der Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze - in
der Realität umzusetzen.
Anstatt
effektive Maßnahmen einzuleiten, ließ der zuständige
sozialistische Bundesminister
wertvolle Zeit ungenützt verstreichen, und beließ es bei
bloßen Ankündigungen.
Die Aussage des damaligen sozialistischen Bundeskanzlers
Klima vom 18.11.1998 (OTS213):
“Forschung ist eine Investition in die Zukunft. Was wir heute in die
Forschung und
Entwicklung investieren, erhalten wir für kommende Generationen mehrfach
durch Fortschritt
und Beschäftigung wieder zurück," ist angesichts der damaligen
Untätigkeit als blanker
Zynismus zu bezeichnen.
Entgegen der verantwortungslosen sozialistischen
Ankündigungspolitik hat diese
Bundesregierung die Konsequenzen gezogen und endlich den jahrelangen
Ankündigungen
Taten und Maßnahmen im Bereich Forschung und Technologie folgen lassen.
Hiedurch war es möglich, das im Regierungsprogramm vom
Februar 2000 festgeschriebene
Ziel einer Forschungsquote von 2,0 % des BIP bis zum Jahr 2002 mit einer Quote
von 1,91 %
bereits ein Jahr früher annähernd zu erreichen.
Im ersten Jahr
dieser Koalitionsregierung konnte Österreich mit 1,79% F&E-Ausgaben
erstmals zum EU-Durchschnitt aufschließen und mit 1,38%
F&E-Personalanteil den EU-
Durchschnitt sogar übertreffen. Die für
2001 erhobene F&E-Quote von 1,91% zeigt, daß
durch die Maßnahmen der Bundesregierung die Dynamik der
F&E-Entwicklung fortgesetzt
werden konnte.
Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang,
daß gerade die österreichischen
KMU im EU-Vergleich einen sehr hohen Innovationsgrad aufweisen.
Gemäß einer EU-
Innovationserhebung liegt Österreich bei der Anzahl der innovativen KMU
auf dem 2. Platz in
der EU (Österreich 59,1%, EU-Durchschnitt 44%). Dazu kommt noch, daß
die
mittelständischen Unternehmen des produzierenden Sektors auch bei
Innovationskooperationen über dem EU-Durchschnitt liegen.
Österreichische KMU führen
schwerpunktmäßig ihre F&E-Tätigkeiten vor allem im Bereich
der experimentellen Entwicklung
durch.
Trotz
dieser Erfolgsbilanz der Bundesregierung erfordern die zunehmende Bedeutung von
Forschung und Technologie für
Wirtschaftswachstum und gesellschaftlichen Fortschritt sowie
die Herausforderung eines rasch entstehenden europäischen Forschungsraumes
eine
Weiterentwicklung der Forschungspolitik. Die Forschungs-, Innovations- und
Technologiepolitik macht klare Rahmenbedingungen und Kompetenzen im nationalen
wie
auch im internationalen Bereich notwendig. Mittelfristige Planungssicherheit,
verstärkte
Ergebnisorientierung
und die Erstellung eines langfristigen Finanzierungsplanes sind
unabdingbare Kriterien für eine zukunftsorientierte und von Nachhaltigkeit
getragene
Forschungs- und Förderungspolitik der Zukunft.
Aufbauend
auf den bereits erfolgten Maßnahmen erscheint es darüber hinaus
unabdingbar,
daß die im FTI-Bereich tätigen Institutionen in einer
zeitgemäßen, übersichtlichen und
kundenorientierten Struktur zusammengefaßt und die Koordination und
Abstimmung
zwischen nationalen und internationalen Technologieprogrammen verbessert
werden.
Darüber
hinaus ist es notwendig, eine zentrale Strategie-, Finanz- und
Steuerungskompetenz
im FTI-Bereich aufzubauen, sowie die Kompetenzen von
FTI-Infrastrukturbeteiligungen zu
bereinigen.
Die wesentlichen
Versäumnisse der sozialistischen Forschungspolitik erfordern es, die im
Jahr
2000 von dieser Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen im Bereich
Forschung und
Technologie mit Nachdruck weiterzuverfolgen, um die aktuellen Herausforderungen
des
europäischen Forschungsraumes, basierend auf den Beschlüssen des
Rates von Barcelona,
auch tatsächlich bewältigen zu können. Die Dringlichkeit von
nachhaltigen Reformen im
Forschungsbereich wird insbesondere auch durch die nunmehr zur Beschlußfassung
anstehende Universitätsreform bekräftigt. In diesem Zusammenhang sind
unter anderem die
Förderinstrumente zu adaptieren bzw. zu evaluieren und an die
Herausforderungen der
geänderten Wissenschaftslandschaft anzupassen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation
und Technologie die nachstehende
DRINGLICHE ANFRAGE
1. Welche
Maßnahmen haben Sie als Bundesminister im Bereich Forschung und
Technologie
gesetzt, um der zunehmenden Bedeutung von F&E gerecht werden zu
können?
2. Wie beurteilen Sie den Stand der
österreichischen Forschungspolitik im europäischen
Vergleich?
3. Welche Maßnahmen planen Sie um eine Steigerung privater F&E Ausgaben zu erreichen?
4. Beabsichtigen Sie Maßnahmen zu
setzen, um ein verbessertes Monitoring und eine
Evaluierung im Forschungsbereich zu erreichen?
5.Planen Sie die Ausweitung von
internationalen bzw. europäischen
Forschungskooperationen?
6. Welchen Stellenwert räumen Sie den
Beteiligungen Österreichs an internationalen bzw.
europäischen Forschungskooperationen im Hinblick auf den
Wirtschaftsstandort
Österreichs ein?
7. Welche Maßnahmen planen Sie zur
Verbesserung der Koordination und Abstimmung
zwischen nationalen sowie internationalen Technologieförderprogrammen im
Einflußbereich Ihres Bundesministeriums?
8. Welche Maßnahmen gedenken Sie in
Richtung einer verstärkten Zusammenarbeit mit den
Bundesländern im Bereich F&E zu setzen?
9. Wie beurteilen Sie die
außeruniversitäre wirtschaftsbezogene Forschungsinfrastruktur im
Hinblick auf die Herausforderungen
des europäischen Forschungsraumes ?
10.Wie beurteilen Sie die bisherigen
Tätigkeiten des Rates für
Forschung und
Technologieentwicklung?
11.Welche Maßnahmen planen Sie im
Einflußbereich Ihres Bundesministeriums um für die im
FTI-Bereich tätigen Institutionen eine zeitgemäße und
effiziente Struktur erreichen zu
können?
12. Welche Maßnahmen gedenken Sie im
Hinblick auf die Notwendigkeit des Aufbaues einer
zentralen Strategie-, Finanz- und Steuerrungskompetenz im FTI-Bereich zu
setzen?
13. Welche
forschungsbezogenen Schritte zur Stärkung der KMU's haben Sie bereits
gesetzt
bzw. gedenken Sie noch zu setzen?
14. Werden
Sie Maßnahmen setzen, um die Synergien zwischen Ihren
Zuständigkeiten im
Verkehrs- und Innovationsbereich noch besser zu nutzen?
15. Welche Bedeutung messen Sie dem Projekt "Forschung-Technologie-Marketing" bei?
16. In
welchen F&E-Bereichen sehen Sie besondere Chancen für die österreichische
Wirtschaft
und Wissenschaft?
In formeller Hinsicht wird beantragt,
diese Anfrage gemäß § 93 Abs. 1 GOG-NR dringlich zu
behandeln und dem Erstunterzeichner Gelegenheit zur Begründung zu geben.
Wien, den 11. Juli 2002