29/J XXII.GP
Eingelangt am: 23.01.2003
Anfrage
der Abgeordneten Maga. Melitta Trunk und GenossInnen
an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
betreffend Hilfe des Bundes für strukturschwache Regionen der Kärntner Wirtschaft
In den
letzten Wochen sind die akuten Strukturprobleme der Kärntner Wirtschaft
wieder
offensichtlich geworden. Sowohl der Fall der freigesetzten 300 MitarbeiterInnen
der Firma Gabor
in
Spittal an der Drau, wie auch der Personalabbau bei der Firma Adidas steigern
die ohnehin hohen
Arbeitslosenzahlen
in Kärnten zusätzlich. Im November 2002 hatte Kärnten mit 9,1%
klar die
höchste
Arbeitslosenquote Österreichs und im Dezember wurde mit 11,4 % ein
neuerlicher
Negativ-Rekord
erreicht.
Neben den akuten
Problemen der betroffenen Regionen hat nun die Lösung der tief greifenden
Strukturprobleme
der Kärntner Wirtschaft oberste Priorität. Kärnten hat einen
Arbeitsmarkt, der
vom
Tourismus geprägt ist und sich daher überproportional aus
Niedriglohnjobs, Saisonier-Jobs
und
Teilzeitarbeitsplätzen zusammensetzt. Gleichzeitig ist gerade die
Bauwirtschaft in Kärnten von
Infrastrukturprojekten
des Landes und des Bundes abhängig. Insbesondere die Regionen Spittal,
Wolfsberg
und Völkermarkt sind hier regionale Problembereiche. Besonders tragisch
ist diese
Situation
für Jugendliche, die keine Lehrstelle finden bzw. nach der Berufausbildung
direkt in der
Arbeitslosigkeit landen, ältere ArbeitnehmerInnen und Frauen, die immer
noch überproportional in
den
schlecht bezahlten Jobs (oftmals Teilzeitjobs) tätig sind.
Wie Ihnen
spätestens seit Ihrer eigenen Anfragebeantwortung 3458/AB XXI. GP (in
Beantwortung
der Anfrage 3526/ J XXI. GP betreffend Lohndumping als Standortwerbung)
bekannt ist, wird auch
von Seiten des Landes Kärnten bzw. der Kärntner Technologie GmbH
offensiv mit dem
"interessanten" (=niedrigen) Lohnniveau des Wirtschaftsraumes
Kärnten geworben. Diese Strategie
ist
äußerst kurzsichtig, da gerade solche Niedriglohnjobs leicht
wegrationalisiert werden. Sie selbst
haben
in der damaligen Anfragebeantwortung die Strukturprobleme des Wirtschaftsraumes
Kärnten
festgestellt: "Regionale Einkommensunterschiede sind in einer
Ökonomie nichts
Außergewöhnliches. Dabei ist anzumerken, dass der relativ
signifikante Einkommensunterschied zu
Wien
ökonomisch erklärbar ist (Niveau- und Struktureffekte auf regionalen
Arbeitsmärkten)."
(Anfragebeantwortung
BM Bartenstein 3458/AB XXI. GP).
Daher
sind gerade in wirtschaftlich strukturschwachen Regionen wie in Kärnten
umfassende
Maßnahmen
nötig die folgende Elemente umfassen:
•
Aktive und Aktivierende Arbeitsmarktpolitik des Arbeitsmarktservice
(Ausbildungs-
und Qualifizierungsmaßnahmen; Förderprogramme usw.)
•
Offensive Regionalförderungsmaßnahmen (aktive Wirtschafts- und
Strukturförderung
durch Förderung der Übergabe und Gründung von Unternehmen,
Unterstützung
der Exporttätigkeit und von Ausbildung, Forschung und
Technologieentwicklung usw.).
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage
1.
Wie
liegt Kärnten in den wichtigsten wirtschaftspolitischen Kennzahlen im
Vergleich zum
österreichischen Durchschnitt, insbesondere bei den Werten
Arbeitslosenquote,
Arbeitslosenquote Jugendlicher und älterer Menschen;
Kaufkraft/Durchschnittseinkommen;
Lohnniveau; Zahl der Betriebsansiedelungen bzw. Neugründungen;
Zahl der Insolvenzen
und abgewiesenen Konkursanträge; usw.
2. Können Sie daher
die Strukturprobleme in der Kärntner Wirtschaft, insbesondere auf dem
Arbeitsmarkt (tourismusabhängige Saisonier- und Niedriglohnjobs,
große Zahl der
Teilzeitarbeitskräfte)
und die daraus resultierenden Gefahren für die kommenden Jahre
erkennen?
Wenn Nein, warum sehen sie keine Strukturprobleme?
3. A. Welche
Maßnahmen wurden seitens des Bundes in den Jahren 2000, 2001 und 2002 zur
aktiven
und aktivierenden Arbeitsmarktpolitik in den strukturschwachen Regionen
Kärntens
unternommen?
(Bitte um detaillierte Aufzählung)
B.
Welche arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben hatte das Arbeitsmarktservice
für den
Raum
Kärnten seit dem Jahr 2000, insbesondere die strukturschwachen Regionen?
(Bitte um
konkretere
Angabe als in 3694/AB XXI. GP durch den Satz "bestmögliche
Lösungsmöglichkeiten
bzw. entsprechende Integrationsmaßnahmen zu entwickeln und
anzuwenden")
Wurden diese Vorgaben auch erreicht?
4. A. Welche Regionalfördermaßnahmen
(Struktur- und Wirtschaftsforderung) für die
Kärntner
Wirtschaft wurden seitens des Bundes in den Jahren 2000, 2001 und 2002
unternommen, insbesondere durch wirtschaftspolitische Förderinstrumente
Ihres
Ministeriums
(ERP-Fonds, Austria Wirtschaftsservice GmbH, KMU-Förderprogramme,
"Technologieoffensive",
"TOP-Tourismus-Förderung" usw.)? (Bitte um detaillierte
Aufzählung)
B.
Bestehen auch gemeinsame Regionalfördermaßnahmen des Landes
Kärnten und des
Bundes?
Wenn ja, welche? (Bitte um detaillierte Aufzählung)
C.
Wurden Sie seit dem Jahr 2000 vom Land Kärnten, insbesondere durch den
Landeshauptmann,
den Finanzlandesrat und den Wirtschaftslandesrat, mit den Problemen
der
strukturschwachen Regionen Kärntens vertraut gemacht bzw. wieviele Besprechungen
gab es
zu dieser Frage und wann haben diese stattgefunden?
D.
Wurden aus Ihrer Sicht vom Land Kärnten ausreichende wirtschaftspolitische
Maßnahmen zur Lösung der Strukturprobleme der Kärntner
Wirtschaft ergriffen und alle
landespolitischen
Möglichkeiten und EU-Förderungen ausgeschöpft?
5. In der Anfragebeantwortung
3668/AB XXI. GP halten Sie fest: "Wie eine von mir in Auftrag
gegebene
Studie der Synthesis-Forschungsgesellschaft bestätigt hat, werden in den
nächsten
Jahren
in mehreren Berufsfeldern Fachkräfteknappheiten entstehen, die kurzfristig
nicht
ausschließlich durch verstärkte Ausbildungs- und
Qualifizierungsmaßnahmen ausgeglichen
werden
können ". Welche Berufsfelder sind dies, insbesondere für den
Kärntner Raum, und
welche Schlüsse lassen sich aus dieser Studie für den Kärntner
Arbeitsmarkt ziehen?
6. A. Welche
wirtschaftspolitischen Maßnahmen (im Sinne der Fragen 3 und 4) werden Sie
in
der
Arbeitsmarktpolitik und der Regionalförderung (Struktur- und
Wirtschaftsförderung) in
den kommenden
Jahren für den Arbeitsmarkt und Wirtschaftsraum Kärnten setzen?
(Bitte
um
detaillierte Aufzählung)
B.
Welche sonstigen Konzepte bestehen seitens des Bundes für die
strukturschwachen
Kärntner Regionen?
C. Wie
wollen Sie die Förderung von Betriebsansiedelungen und eine parallel dazu
notwendige
Ausbildung von entsprechend qualifizierten Mitarbeiterinnen in Kärnten
gewährleisten, wenn die Mittel des AMS für die aktive
Arbeitsmarktpolitik in den letzten
Jahren
laufend gekürzt wurden?
7. Welche konkreten
Soforthilfemaßnahmen wird der Bund für die von den derzeitigen
Massenentlassungen
im Kärntner Raum betroffenen Menschen setzen?