162/A(E) XXIII. GP

Eingebracht am 22.03.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Scheibner
und Kollegen

betreffend die große Koalition als Sicherheitsrisiko für Österreich

Steigende Kriminalität - sinkende Aufklärungsraten - wachsendes Unsicherheitsgefühl:

Kriminalitätsentwicklung: War in den vergangenen Jahren ein Kriminalitätsrückgang zu ver-
zeichnen (2006 wurden 589.495 gerichtlich strafbare Delikte registriert, um 15.777 weniger
als 2005, damit blieb diese Zahl erstmals seit 2002 unter der Marke von 600.000), belegen die
aktuellen Kriminalstatistiken eine massive Zunahme der Kriminalität in Österreich.

Im Detail (alle Zahlen BMI): Im Jänner 2007 wurden in Österreich 51.895 Straftaten ange-
zeigt - gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres eine Steigerung um 10,8 Prozent. Ins-
gesamt wurden im Jänner und Februar 2007 99.408 Straftaten angezeigt - gegenüber dem
Vergleichszeitraum 2006 eine Zunahme um 8,5 Prozent.

Quelle: „Heute", 13. März 2007

Besonders von der Kriminalitätszunahme betroffen sind die Bereiche Sachbeschädigung, Ein-
bruchsdiebstahl, Schlepperei, leichte Körperverletzung sowie Suchtgiftdelikte. Im Vergleich
der Bundesländer (Grafik) nimmt Wien einen besonderen Stellenwert ein: Bereits 36 Prozent
aller bundesweit verzeichneten Straftaten werden in der Bundeshauptstadt begangen. Einige
Zahlen und Fakten im Überblick:

              Aktuell werden allein in Wien täglich mehr als 20 Einbruchdiebstähle in Häuser und
Wohnungen begangen (APA, 12. Feb. 2007).

              Die Zahl der Raubüberfälle in Wien ist von 272 im Jänner 2006 auf 345 im Jänner 2007
gestiegen (APA, 12. Feb. 2007).

              Seit Jahresbeginn 2007 sind in Wien bereits 17 Überfälle auf Banken und Postfilialen
verübt worden. Damit hat sich die Zahl dieser Delikte gegenüber dem Vergleichszeit-
raum des Vorjahres mehr als verdoppelt (APA, 14. März 2007).


■       Knapp 15.000 Straftaten wurden in Niederösterreich in den Monaten Jänner und Febru-
ar angezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt dies einen Anstieg von 16 Prozent. Vor
allem die Zahl der Einbrüche in Häuser, Schlepperei und Diebstähle ist enorm gestie-
gen. Fakt ist: „Laut Sicherheitsdirektion handelt es sich dabei überwiegend um „impor-
tierte Kriminalität". Das größte Problem für Niederösterreich sind laut Sicherheitsdirek-
tor Franz Prucher derzeit Einbruchsdiebstähle, aber auch Schlepperei. („Österreich", 13.
März 2007)

Die Aussagekraft der eigenen und unverändert erstellten Kriminalstatistiken wird von BMI,
Polizei und Bundeskriminalamt nun stark relativiert (darin werde nur ein kurzer Zeitraum
abgebildet, tatsächlich sei der Kriminalitätsanfall rückläufig), statt prompt Gegenmaßnahmen
zu setzen. Apropos Statistiken: „Verbrechen verwalten statt bekämpfen, lautet intern das Mot-
to. Damit offiziell alles super ist, wird geflunkert." („Kronen Zeitung", 11. März 2007)

Aufklärungsquote sinkt: Aktuell weist die Aufklärungsquote im Jänner 2007 gegenüber dem
Jänner 2006 ein Minus von 4,3 Prozent aus.

Unsicherheitsgefühl wächst: Nachhaltig drückt sich die negative Kriminalitätsentwicklung im
abnehmenden subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung aus: 45 % der Wiener sind
nachts nicht mehr gern allein in der Stadt unterwegs (IMAS laut Kronenzeitung vom 15. März
2007). Die Österreicherinnen und Österreicher empfinden die Zunahme von Kriminalität und
Gewalt als massive Belastung. Die absolute Mehrheit von 64 Prozent bezeichnet diesen Be-
reich als ihre vordingliche und größte Sorge (IFES-Umfrage, „Sorgenbarometer", Sept. 06).
Für Salzburg präsentierte das Meinungsforschungsinstitut SORA aktuell eine (im Auftrag der
SPÖ durchgeführte) Umfrage, wonach sich zwei von drei Landesbürgern vor mehr Kriminali-
tät und Gewalt fürchten („Österreich", 7. März 2007).

Drogen- und Ausländerkriminalität:

Jeder zweite Dealer ist Ausländer: Grund zur Besorgnis bietet der Bereich der Suchtgiftkrimi-
nalität, wie der Ende Februar 2007 veröffentlichte Suchtmittelbericht des BMI für 2006 bestä-
tigt. Demnach ging zwar die Zahl der Anzeigen sowie die Menge der beschlagnahmten Dro-
gen insgesamt zurück, doch bewegt sich die Drogenkriminalität unverändert auf hohem Ni-
veau. Im Bereich der Suchtgiftkriminalität kommt ausländischen Tätern eine besondere Be-
deutung zu. Dies gilt hinsichtlich des Drogenhandels und -Verkaufs einerseits für ost- und
südosteuropäische Tätergruppen, anderseits für schwarzafrikanische Täter. Der Suchtmittelbe-
richt hält fest:

             Von insgesamt 2.292 im Zusammenhang mit Suchtmittelermittlungen festgenommenen
Verdächtigen (Dealern) sind bereits mehr als 50 Prozent (1.659) keine österreichischen
Staatsbürger.

             Insgesamt wurden 2006 4.993 Anzeigen gegen Fremde wegen strafbarer Handlungen
nach dem Suchtmittelgesetz erstattet.

             „Ausländische kriminelle Gruppierungen beherrschen den Markt."

             „In zahlreichen dieser Fälle sind Tätergruppen aus Westafrika tätig. Insbesondere im
Straßenverkauf (...) gehen afrikanische Staatsangehörige weiterhin ihrer kriminellen Tä-
tigkeit nach. Faktisch wird der Markt von diesen Tätern beherrscht."

             Laut Bericht missbrauchen diese Schwarzafrikaner die österreichische „Sozial- und
Fremdenpolitik zur Optimierung der kriminellen Organisationsziele".


Jeder zweite Asylwerber ist straffällig: In der Wiener Justizanstalt Josefstadt sind rund 90
Prozent der inhaftierten Schwarzafrikaner wegen Drogenhandels in Haft (APA, 27. Sept.
2006). Trotz der durch die BZÖ-Regierungsbeteiligung erfolgreichen Asylpolitik der letzten
Jahre, die eine Absenkung der Asylanträge um etwa 1.000 Fälle pro Jahr brachte, ist insbe-
sondere der Beitrag der Asylwerber zur Kriminalität (v.a. beim Drogenhandel) nach wie vor
beachtlich: In der Statistik stehen im Jahr 2005 22.461 Asylanträge 12.496 angezeigten Straf-
taten von Asylwerbern gegenüber. Noch auffälliger sind die Asylwerber im Bereich der
Suchtmittelkriminalität: 2006 standen 421 Asylanträge von Nigerianern 613 Anzeigen gegen
Nigerianer wegen Suchtmittelhandels gegenüber. 74,66 % der im Jahr 2005 angezeigten Ni-
gerianer sind Asylwerber.

EURO 2008 - Terrorismus und Prävention:

Terrorziel Österreich? An Aktualität gewonnen haben vor dem Hintergrund der 2008 bevor-
stehenden Fußball-Europameisterschaft nicht nur die besorgniserregenden Entwicklungen von
gewalttätigen Ausschreitungen bei Fußballspielen (Hooligans), sondern auch die jüngste Ter-
rordrohung einer islamistischen Gruppe gegen Österreich.

In einer im Internet verbreiteten Warnung der „Stimme des Kalifats" heißt es: „Zu Österreich
sagen wir: Eure Soldaten in Afghanistan sind für unsere Brüder, die Mujahidin, keine wirkli-
che Bedrohung. Wir laden die neue sozialdemokratische Regierung (...) ein, ihre Soldaten von
Afghanistan abzuziehen und damit aufzuhören, Bush in seinem Krieg gegen die Muslime zu
unterstützen. Denn Österreich hat keinen wirklichen Nutzen dabei. Zerstört nicht die Sicher-
heit eines ganzen Landes wegen fünf Soldaten, die ihr nach Afghanistan geschickt habt."

Wenngleich die Terrorbedrohung Österreichs derzeit trotz dieser Drohung nicht als akut ein-
geschätzt wird ist doch auch für Österreich von einer zunehmenden Terrorwahrscheinlichkeit
auszugehen. Bereits der Verfassungsschutzbericht 2005 warnte davor, dass eine zunehmende
Radikalisierung islamischer Gruppen zu erkennen sei, die potenziell zu Anschlägen innerhalb
und außerhalb von Österreich motiviert werden können. Die in Österreich festgestellten Per-
sonen würden äußerst konspirativ agieren, heißt es im Bericht. Meistens verkehrten sie in
Moscheen, wo durchaus als radikal einzustufende Imame predigten. Die erhöhte mediale Auf-
merksamkeit während der EURO 2008 könnte Österreich als Ziel terroristischer Akte jeden-
falls attraktiver machen. Umso skurriler mutet es an, wenn der interimistische Landespolizei-
kommandant den Einsatz von Fliegerabwehr - wie bei allen internationalen Großereignissen
weltweit mittlerweile Standard und in Österreich in den letzten Jahren auch praktiziert - ge-
gen die verfassungsrechtlich abgesicherte Rechtslage (bestätigt durch die Anfragebeantwor-
tung von BM Darabos, 128/AB) in der letzten Ausgabe der Bezirkszeitung ablehnt.

EURO 2008 - Prävention für Freundschaftsspiele: Deutschland hat im Rahmen der Fußball-
WM 2006 bewiesen, dass eine abgestufte Vorgangsweise der Exekutive bis hin zu einer Prä-
ventivhaft wirksam, rechtlich zulässig und sinnvoll ist. Amtsbekannte Gewalttäter (Hooli-
gans) wurden bereits bei der Anreise in polizeilichen Gewahrsam genommen, die maximale
Anhaltedauer betrug 24 Stunden. Während SPÖ, Grüne und FPÖ dieses Modell einer Präven-
tivhaft ablehnen, bekräftigen ÖVP und BZÖ die Forderung danach. Ein Aussetzen des Schen-
gen-Abkommens für die Zeit der EURO 2008 würde zusätzlich die legale Möglichkeit der
Einreise-Verweigerung für gewalttätige Fußball-Fans (Stichwort: Hooligan-Datenbank)
schaffen.


Wiener Polizei im Rotlicht:

Das Vertrauen der Bürger in die Funktionsfähigkeit der Polizei leidet derzeit an den Intrigen
und Rotlicht-Kontakten in der Wiener Polizei massiv. Ein derartiger, nun schon über ein Jahr
anhaltender „Außenauftritt" schlägt sich auch auf die Motivation der korrekten und fleißigen
Polizisten nieder und ist damit negativ für die Sicherheit der Bürger. Wenn BM Platter meint,
die Verantwortung für diese Zustände auf den Sicherheitsdirektor von Wien alleine abschie-
ben zu können, ist das nach sieben Jahren ÖVP-Führung im BMI wenig glaubwürdig. Die
mangelnde Dienstaufsicht ist da wohl auch im Bereich der früheren Ressortführung zu su-
chen.

Justiz und Sicherheit - Haftentlassungen sind keine Lösung:

Die Zahl der Häftlinge ist in den vergangenen Jahren größtenteils bedingt durch die stark stei-
gende Ausländerkriminalität gestiegen: Waren es 1989 noch knapp unter 6.000 und 1998
knapp unter 7.000, saßen im Jahresschnitt 2006 schon 8.639 Gefangene in Österreichs Justiz-
anstalten. Dazu kommt: Mittlerweile sind bereits 42 Prozent der Häftlinge Ausländer, beson-
ders hoch ist ihr Anteil bei den Untersuchungshäftlingen (56,8 Prozent). Die österreichischen
Justizanstalten konnten Ende 2006 nominell 8.650 Häftlinge aufnehmen. Tatsächlich „sitzen"
aber etwa 9.100 Personen. Dazu kommt, dass zur Erfüllung der gesetzlichen Auflagen (Tren-
nung verschiedener Häftlingsarten) eigentlich eine Haftraumreserve von 15 % erforderlich ist.
Ein Sinken der Häftlingszahlen ist bei steigender Kriminalität nicht zu erwarten; es müssten
daher etwa 1.500 zusätzliche Haftplätze errichtet werden, um den Bedarf zu erfüllen.

Haftentlassungen statt Gefängnisbau: Massive Kritik haben aktuelle Pläne von SPÖ-
Justizministerin Berger ausgelöst, die Häftlingszahlen in den überbelegten heimischen Straf-
vollzugsanstalten um 10 Prozent senken zu wollen, statt zumindest das schon geplante zusätz-
liche Gefangenenhaus für Wien zu bauen. Bergers Plan: Ein 10-Punkte-Programm soll die
Zahl der Häftlinge in den kommenden Jahren um mindestens zehn Prozent senken. Bei einem
aktuellen Rekordstand von etwa 9.100 Straf- und Untersuchungshäftlingen (davon fast die
Hälfte Ausländer, viele Berufsverbrecher) wären das über 900 Straftäter, die gar nicht inhaf-
tiert oder früher auf die Bevölkerung wieder losgelassen würden.

Erreichen will Berger dieses Ziel durch ein in Zeiten steigender Kriminalität kontraprodukti-
ves Paket aus vorzeitigen (bedingten) Haftentlassungen - bevorzugt von ausländischen Straf-
häftlingen, eine Ausweitung der Möglichkeit der Umwandlung von Freiheitsstrafen in Geld-
strafen, eine Erschwerung der Qualifikation von Straftaten als gewerbsmäßig (was insbeson-
dere die Verhängung der Untersuchungshaft über Diebe vielfach verhindern würde) und frei-
willige (!) gemeinnützige Arbeit statt des Abbüßens von Freiheitsstrafen. Für 2008 fordert
Berger gar ein Amnestiegesetz (aus Anlass des 90. Republik-Jubiläums), das in großem Um-
fang richterlich verhängte Strafen mit einem Akt des Gesetzgebers verkürzen, auch Schwer-
kriminelle begünstigen und z.B. ohne Einzelfallprüfung auch Tätern einen Rechtsanspruch
auf vorzeitige Entlassung gewähren würde, die für eine Begnadigung oder bedingte Entlas-
sung nie in Frage kämen!

Die naheliegende Lösung, nämlich der Bau weiterer Gefängnisse, wird von der Justizministe-
rin offenbar nicht entsprechend vehement verfolgt: Die schon geplante zusätzliche Justizan-
stalt für Wien wird - wie man hört - nochmals überdacht (was zumindest eine Verzögerung
der zusätzlichen Haftplätze bedeutet). Weitere Neubauten insbesondere im völlig überlasteten
Osten Österreichs sind nicht geplant.


Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornographie:

Sexueller Missbrauch: Angesichts von jährlich rund 2.500 bekannt werdenden Fällen von
Kindesmissbrauch (Zahlen aus 2005, Quelle: BKA) und einer um ein Vielfaches höher lie-
genden Dunkelziffer nicht zur Anzeige gebrachten Missbrauchsfällen herrscht weiterhin mas-
siver Handlungsbedarf.

Kinderpornografie: Die Zahl der gerichtlichen Verurteilungen nach dem so genannten Kin-
derpornografie-Paragrafen 207a Strafgesetzbuch (StGB) ist in den vergangenen Jahren deut-
lich angestiegen: Gab es im Jahr 2000 einer Statistik des Justizministeriums zufolge 25
Schuldsprüche, wurden 2005 österreichweit bereits 133 Personen rechtskräftig abgeurteilt.

Anlässlich der Aufdeckung des bisher größten Kinderpornografie-Ringes in Österreich (mit
weltweit mehr als 2.300 Verdächtigen) Anfang Februar 2007 steht erneut die Frage von Min-
deststrafen und Strafverschärfungen zur Diskussion. Sexualforscher plädieren unter Hinweis
auf die hohe Rückfallsquote bei Pädophilen für die Anhebung des Strafausmaßes um zwei
Drittel. Auch der Innenminister spricht sich mittlerweile für Mindeststrafen im Bereich der
Kinderpornographie aus. Auch ein Berufsverbot für straffällige Pädophile kann sich Platter
vorstellen, wie er in einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" sagte. "Es kann nicht
sein, dass es sich beim Vergehen an Kindern unter 14 Jahren um einen Vergehenstatbestand
handelt. Daher verlange ich den Status des Verbrechenstatbestandes", forderte Platter. Es
müsse künftig Mindeststrafen geben, auch Berufsverbote seien vorstellbar. Betreffen soll dies
verurteilte Pädophile, die beruflich mit Kindern zu tun haben - zum Beispiel Kindergärtner
oder Lehrer. Auch ÖVP-Generalsekretär Missethon und Justizsprecherin Fekter stellten sich
jüngst hinter die Forderung nach härteren Strafen.

Die Justizministerin und mit ihr die SPÖ und auch die Grünen scheinen nicht gewillt, gegen
Sexualdelikte schärfer vorzugehen und wirksamere Strafen zu prüfen. Auch denkbare weitere
Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch wie eine allgemeine Anzeigepflicht, die Veröffentli-
chung der Wohnadressen von Kinderschändern und ein Ansiedelungsverbot im Umkreis von
Örtlichkeiten, die von Kindern verstärkt genutzt werden, bleiben offenbar ungeprüft.

Situation des Bundesheeres:

Die Umfeldbedingungen für die Sicherheitsherausforderungen von Außen haben sich, wie
auch die Bundesheerreformkommission (BHRK) auf der Grundlage der Sicherheits- und Ver-
teidigungsdoktrin erkannt hat, vollständig verändert. Österreich liegt eingebettet inmitten von
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Die konventionelle Landesverteidigung als Haupt-
aufgabe einer nationalen Armee ist auf absehbare Zeit in den Hintergrund getreten. Die Kri-
senreaktion tritt in den Vordergrund. Viele Risiken von Außen, ob Massenimmigration, orga-
nisierte Kriminalität oder Terror sind nur durch gezielte Maßnahmen der Entwicklungszu-
sammenarbeit (EZA) und im Anlassfall sogar durch militärische Maßnahmen zu bewältigen.
Internationale Einsätze zur Konfliktprävention oder -bewältigung, der Heimatschutz vor terro-
ristischen Bedrohungen sowie Unterstützungsleistungen bei Katastrophen außergewöhnlichen
Ausmaßes im In- und Ausland sind daher die Aufgaben des Österreichischen Bundesheers der
Zukunft.

Der Assistenzeinsatz des Bundesheeres an der Staatsgrenze, so wichtig er in den letzten ein-
einhalb Jahrzehnten war, hat ein Ablaufdatum - mit der Schengenreife unserer Nachbarstaa-
ten fällt dieser spätestens 2009 weg und wäre durch ein System der Schleierfahndung zu er-
setzen. Seit der Kürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate ist eine vernünftige, an obige
Aufgabenstellungen angepasste Ausbildung von Wehrpflichtigen nicht (mehr) möglich oder
sinnvoll. Diese können nur von hochprofessionell ausgebildeten und motivierten Freiwilligen
erfüllt werden, die dafür die nötige Bezahlung und Ausrüstung sowie entsprechende Modelle


zur Überleitung in andere Berufe nach einer zeitlich befristeten Soldatenkarriere brauchen;
diese Voraussetzungen will die große Koalition weder diskutieren und schon gar nicht zur
Verfügung stellen.

Die vom Bundesminister für Landesverteidigung angekündigte Budgeterhöhung für das Ver-
teidigungsressort um 100 Millionen €, für die er sich ausgiebig in diversen Blättern feiern
ließ, gibt es nicht. Das Budget dürfte nominell um 28 Mio. € geringer ausfallen als 2006.
Nach Abzug der Gehaltsanpassungen und Erhöhungen von Auslandseinsatzgebühren bleibt
dem Bundesministerium für Landesverteidigung aber sogar noch weniger als bisher. Beim
Investitionsbudget für das dringend notwendige Gerät, wird es angeblich ein Minus von 60
Millionen € geben, im Jahr 2008 sogar 80 Millionen. Die Ziele der BHRK werden daher erst
2012 zu 50 Prozent erreicht werden. Eine vollständige Zielerreichung ist außerhalb jedes Pla-
nungshorizontes.

Auswirken wird sich das insbesondere auf unsere Soldaten im Auslandeinsatz, denen dann die
notwendigen Geräte und auch die Mannesausrüstung fehlen wird. Mehr als fahrlässig wird
dadurch die Sicherheit unserer Soldaten aufs Spiel gesetzt. Der österreichische Beitrag zum
Helsinki Headline Goal, dem sich alle Bundesregierungen seit 1999 verpflichtet fühlen, ist
somit nicht erreichbar. Internationaler Schaden für unser Ansehen, aber noch viel wichtiger
ein fehlender substantieller Beitrag Österreichs für den Weltfrieden sind zu erwarten.

Die Budgetnot im Bundesministerium für Landesverteidigung wird aber auch die Sicherheit
in Österreich reduzieren: Laut jüngsten Auskünften des Verteidigungsministers ist der Hub-
schrauber S-70 „BLACK HAWK" nach wie vor unbewaffnet, was nur einen eingeschränkten
Einsatz bei Sicherungsaufgaben - z.B. auch im Rahmen der EURO 2008 - und zur Abwehr
terroristischer Bedrohungen erlaubt. Auch das „Midlife-update" für die technisch überalterte
SAAB-105 OE (Beschaffung 1970, Lebensdauer mit Update bis 2020) sowie den Transport-
hubschrauber AB 212 erscheint aufgrund der Budgetknappheit gefährdet, obwohl es auch
nach Meinung des Bundesministers für Landesverteidigung für eine funktionierende Luft-
raumüberwachung bzw. die Transportkapazität zwingend erforderlich ist.

Auch das Argument der Erlöse aus Immobilienverkäufen, die zur Gänze im Verteidigungsres-
sort verbleiben sollen, ist nicht sehr überzeugend: Letztes Jahr konnten nach bedeutend höhe-
ren Ankündigungen nur 30 Millionen € aus Liegenschaftsverkäufen erzielt werden, angeblich
sollen 2007 und 2008 aber von allen Einnahmen des BMLV 20 Millionen € pro Jahr dem Fi-
nanzministerium fix zufließen.

Die große Koalition gefährdet die Sicherheit:

Titelschlagzeile Österreich 20. Februar 2007: „Weniger Polizisten: Regierung kürzt bei Si-
cherheit" ... „Massive Einsparungen im Sicherheitsbereich" ... „Vor allem im Bereich der Si-
cherheit muss und will Molterer seinen Ministern Einschnitte aufbürden - überraschend für
einen schwarzen Finanzminister. Zu den Verlierern wird nach derzeitigem Stand das Ressort
von Neo-Innenminister Günther Platter zählen. Laut Insider-Informationen soll es hier auf
Beamtenebene massive Einsparungen geben. Molterer habe Platter bereits mitgeteilt, dass er
mit Personalkürzungen rechnen müsse." ... „Aufgrund des vergangenen Wahljahres und der
EU-Präsidentschaft davor seien im „Innenressort Einsparungen um deutlich mehr als 1.000
Beamte im Vorjahr verfehlt worden.""

Das Regierungsprogramm enthält für den Bereich des Innenressorts die etwas kryptische For-
mulierung: „Der Personalstand ist in einem Personalentwicklungskonzept mit Blick auf künf-
tige Pensionierungen und die bevorstehende Schengenerweiterung dem Bedarf anzupassen
und über die Legislaturperiode festzuschreiben. Dabei ist bei Bedarf von einer Erhöhung des


Personalstandes auszugehen." Der Innenminister hat diese Meldungen zwar anfangs demen-
tiert, seither aber gar keine Stellungnahme mehr dazu abgegeben.

Aus dem Justizministerium und dem Landesverteidigungsressorts gibt es ähnliche Gerüchte:
Die Rede ist von Personaleinbußen und Budgetkürzungen, die eine Gefahr für die Leistungs-
fähigkeit der Organisationen bedeuten, jedenfalls sind keine dem Bedarf entsprechende Erhö-
hung von Personalstand und Budget in Sicht.

Die Bundesregierung hat bisher peinlich vermieden, irgendwelche Informationen über die
geplanten und angeblich ausverhandelten (oder doch noch aufzuschnürenden) Budgets 2007
und 2008 an die Öffentlichkeit dringen zu lassen und verweigert sogar unzulässigerweise die
Beantwortung parlamentarischer Fragen unter Hinweis auf ein entsprechendes „Schweigege-
lübde" innerhalb der Bundesregierung.

Sicher ist: Heuer 620 Mio. € sowie 640 Mio. € im Jahr 2008 will die Bundesregierung im
Budget einsparen. Dies geht zu Lasten der Sicherheit.

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, im Bereich Sicherheit - also die Bundesministerien für
Inneres, Justiz und Landesverteidigung betreffend -

1.   bis zum Ende dieser Gesetzgebungsperiode keine Einsparungen oder Personalkürzungen
vorzunehmen,

2.                        einen den Umständen, nämlich

a.    der Entwicklung der Kriminalität (im Vollziehungsbereich des Bundesministe-
riums für Inneres),

b.    der Entwicklung der Anfallszahlen und Hafttage (im Vollziehungsbereich des
Bundesministeriums für Justiz) und

c.    den aktuellen Aufgabenstellungen (im Vollziehungsbereich des Bundesminis-
teriums für Landesverteidigung)

entsprechenden Personalstand sicherzustellen und

3.      für eine entsprechend moderne und leistungsfähige Ausrüstung zu sorgen.

Darüber hinaus wird die Bundesregierung ersucht, mit dem Ziel einer „Sicherheitszone Öster-
reich" einen regelmäßigen Sicherheitsgipfel mit Praktikern der drei Sicherheitsressorts und
gegebenenfalls anderen Ressorts, externen Experten und Vertretern aller fünf im Nationalrat
vertretenen Parteien einzuführen, um alle Maßnahmen auf ihre Eignung für die jeweils aktuel-
le Bedrohungslage zu prüfen und ihre Umsetzung der Bevölkerung darzustellen damit die
objektive Sicherheitssituation auch mit dem subjektiven Sicherheitsempfinden in Einklang
gebracht werden kann.


Des weiteren wird die Bundesregierung ersucht, rasch die Teilstrategien der Sicherheits- und
Verteidigungsdoktrin umzusetzen und den in der Gesamtstrategie vorgesehenen Prozess -
einschließlich dessen verfassungsrechtlicher Absicherung durch Einführung des Begriffes der
„umfassenden Sicherheit" in der Bundesverfassung - fortzuführen. Die dafür bestehenden
Organisationselemente in der Bundesverwaltung sind entsprechend den Empfehlungen der
Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin, der Bundesheerreformkommission sowie der Arbeits-
gruppe CIMIC beständig auszubauen. Ein entsprechendes Bundesgesetz für die Zusammenar-
beit zwischen und innerhalb der Bundeseinrichtungen sowie mit den Ländern im Bereich des
Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM) - im Regierungspro-
gramm als Artikel 15a Vereinbarung angedacht - ist rasch vorzubereiten und dem Nationalrat
vorzulegen.

Der Bundesminister für Inneres wird insbesondere ersucht,

4.                        die Kräfte der Polizei mehr gegen organisierte Kriminalität, Drogen-, Menschenhandel
und Schlepperwesen einzusetzen als gegen Einzeldelikte,

5.                        die europäische Zusammenarbeit beim Kampf gegen die (organisierte) Kriminalität wei-
ter zu verstärken,

6.                         schon jetzt Vorbereitungen für verstärkte Schleierfahndungen für den Fall der Erweite-
rung des Schengenregimes (Wegfall der Grenzkontrollen) auf unsere östlichen Nach-
barn zu treffen bzw. einer solchen Erweiterung erst zuzustimmen, wenn dafür wirklich
alle Voraussetzungen getroffen sind,

7.                         im Anlassfall, also insbesondere bei der EURO 2008, die Grenzkontrollen wieder auf-
zunehmen,

8.                         Schwerpunktaktionen gegen Einbruchs- und Kfz-Diebstähle durchzuführen,

9.                         Schwerpunktaktionen gegen organisierte Bettelei durchzuführen,

10.                  die Polizeipräsenz auf der Straße weiter zu verbessern,

11.                  die Videoüberwachung an neuralgischen Hot-Spots sowohl in Wien wie auch in den
Ländern zu verstärken,

12.                  die restriktive Zuwanderungs- und Asylpolitik Österreichs fortzuführen und entspre-
chend den Interessen Österreichs weiterzuentwickeln, sowie Integration aktiv einzufor-
dern und auch zu honorieren und

13.                  rasch die Führungskrise in der Wiener Polizei zu lösen und Missstände nachhaltig zu
bekämpfen.

Die Bundesministerin für Justiz wird ersucht, die Sicherheit in Österreich nicht durch vorzei-
tige Haftentlassungen und weniger Haftstrafen zu gefährden, sondern auf die steigende Aus-
länderkriminalität durch eine Prüfung aller Möglichkeiten zu reagieren, das österreichische
Strafrecht dem höheren Abschreckungsbedarf ausländischer Banden anzupassen und einen
Strafvollzug im Heimatland innerhalb der EU, aber auch in Drittstaaten sicherzustellen.


Der Bundesminister für Landesverteidigung wird ersucht, im Hinblick auf die geänderte Auf-
gabenstellung des österreichischen Bundesheeres

1.                          statt einer Novelle zum Wehrgesetz mit der der geltende Rechtsbestand bestätigt wird,
die Umstellung von der allgemeinen Wehrpflicht auf ein Freiwilligenheer bestehend aus
hohem Berufskaderanteil und Freiwilligen-Miliz vorzubereiten,

2.                         einen mindestens dreijährigen freiwilligen Dienst oder eine einjährige Milizausbildung
mit zehnjähriger Bereitschaft für Einsätze im Inland zu honorieren (bevorzugte Auf-
nahme in den öffentlichen Dienst, Einrichtung von Stipendien und Ausbildungshilfen
für Personen, die einen solchen freiwilligen Dienst geleistet haben) und

3.                        die aktive und passive Luftraumüberwachung - auch im Hinblick auf die EURO 2008 -
durch den Einsatz von österreichischen Luftraumüberwachungsflugzeugen, die Bewaff-
nung des BLACK HAWK, einen Ersatz der SAAB 105 oder ein Midlife-Update dieser
sowie den Einsatz von Fliegerabwehrwaffen und Radar sicherzustellen.

Der Bundesminister für Landesverteidigung wird im Einvernehmen mit der Bundesministerin
für europäische und internationale Angelegenheiten ersucht, den österreichischen Beitrag für
internationale Einsätze im Rahmen der EU (HHG) durch ausreichende Kräfte und Ausrüstung
sicherzustellen, damit gemeinsam mit Mitteln der EZA Krisen bereits im Vorfeld abgewendet
oder eingedämmt werden können."

In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag gemäß § 74a iVm § 93 Abs. 2 GOG-NR
zum frühestmöglichen Zeitpunkt dringlich zu behandeln und dem Erstantragsteller Gelegen-
heit zur mündlichen Begründung zu geben.