4763/AB XXIII. GP

Eingelangt am 09.09.2008
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Anfragebeantwortung

 

 

JOSEF PRÖLL

Bundesminister

 

 

 

An die                                                                                    Zl. LE.4.2.4/0131 -I 3/2008

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

 

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 8. Sept. 2008

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen

                        und Kollegen vom 17. Juli 2008, Nr. 4896/J, betreffend Schutz und

 
                        Entwicklung der Natur und des Naturraums im Nationalpark Kalkalpen

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen vom 17. Juli 2008, Nr. 4896/J, teile ich Folgendes mit:

 

Zu Frage 1:

 

Beim durchschnittlichen Jahresbudget von € 6 Mio entfallen allein € 2,2 Mio auf Entschädigungszahlungen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes, dies vor allem mit dem Zweck eine natürliche Waldentwicklung zu fördern. Diese Mittel dienen also ebenfalls dem Naturraummanagement im weiteren Sinne. „Aktives Naturraummanagement“ ist auch nicht losgelöst von den damit verknüpften Tätigkeitsbereichen der Datenverarbeitung, Öffentlichkeitsarbeit, Koordination, Planung, Dokumentation und Monitoring zu sehen. Dem­nach fällt der Prozentsatz für Naturraummanagement-Maßnahmen insgesamt weitaus höher aus als die in der Anfrage angeführten 10 bis 15%.

Zu Frage 2:

 

Die Tatsache, dass Infrastruktureinrichtungen langfristig auch Folgekosten verursachen, ist grundsätzlich richtig und in der gesamten Kosten- / Nutzenabwägung zu evaluieren. Die Erfüllung der Kernaufgaben der Nationalparks wird dadurch nicht gefährdet. Die kosteneffiziente Führung der im Sinne der IUCN-Kriterien für das Management von Nationalparks eingerichteten Besuchereinrichtungen und die (im Falle des Nationalpark Kalkalpen) erfolgte Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft tragen zur finanziellen Vorsorge bei.

 

Zu Frage 3:

 

Das in den Jahren 1999 bis 2003 durchgeführte LIFE-Projekt „Management von Naturwäldern im NP Kalkalpen“ hat erste wichtige konkrete Umsetzungen ermöglicht und auch zu einer Strategie für weitere notwendige Umsetzungsprojekte beigetragen. Für das heutige Management des Nationalparks Kalkalpen sind die Abstimmung einer großräumigen wildökologischen Raumplanung und das Waldmanagement im Außenbereich des Nationalparks besondere Prioritäten von existenzieller Bedeutung, weshalb zu diesen Fragen Fachausschüsse eingerichtet wurden, um die Abstimmung mit den Grundnachbarn sowie den Jagdausübungsberechtigten der gesamten Region zu beraten. Die Prioritäten des Parkmanagements werden in den regelmäßig stattfindenden Gesellschafterversammlungen besprochen. Entwicklungsprojekte für Lebensräume sowie umfassende Artenschutzprogramme sind dabei ebenso ein Thema wie die begonnenen Grundlagenerhebungen z.B. für Quellmonitoring und Karstwässer. In Zukunft werden noch mehr Aktivitäten gesetzt werden wobei an bisherige Arbeiten, die das Lebensministerium stets gefördert hat, angeknüpft werden wird.

 

Für die Biotopkartierung sind bereits ca. 70% der Arbeiten abgeschlossen; die Zwischenergebnisse wurden im Juli 2008 gemeinsam mit der Naturschutzabt. des Landes OÖ präsentiert und sind auch  öffentlich verfügbar.

 

Im Bereich Tierökologie sind zur Dokumentation der weiteren Nationalpark-Entwicklung sowohl Grundlagenarbeiten als auch das Monitoring fortgeführt worden, und dies nicht nur für jagdwirtschaftlich bedeutsame Arten, sondern auch mit Schwerpunkten auf Zeigerarten wie Eulen, Spechte, Fledermäuse, Amphibien (Gelbbauchunke), Käfer (Alpenbock) sowie Schmetterlinge.

 


Zu Frage 4:

 

Das Management des Nationalpark Kalkalpen orientiert sich an den:

·         gesetzlichen Rahmenbedingungen,

·         langfristigen Unternehmensgesamtplänen,

·         5-jährigen Unternehmenskonzepten und

·         Jahresarbeitsprogrammen.

 

In Abstimmung mit den Zielsetzungen der „Nationalparks Austria“ sowie nationaler und internationaler Empfehlungen wurde nach den Unternehmenskonzepten I 1998 bis 2002 und II 2003 bis 2007 nun das Unternehmenskonzept III für die Jahre 2008 bis 2012 erstellt.

 

Die strategischen Teile des Unternehmenskonzepts III 2008 bis 2012 werden in den nächsten Unternehmens-Gesamtplan eingearbeitet und beinhalten unter anderem die Bereiche:

 

Werte und Prinzipien, leitende Visionen, langfristige Leitziele, spezifische Unternehmensziele 2008 bis 2012, Pläne und Indikatoren.

 

Zu Frage 5:

 

Personalsituation und Organisation wurden zuletzt im Personalplan 2007 mit der Aufgaben­verteilung, dem Bildungsplan und dem Organigramm geregelt. Im Hinblick auf die neuen Herausforderungen wurde von der Dreiteilung in Naturraummanagement, Besuchermanagement und Betriebsmanagement abgegangen. Nach dem Unternehmenskonzept III gibt es nunmehr 11 Fachbereiche: Schutzgüter, Artenprogramme, Umweltparameter, Waldmanagement und Wege, Wissensmanagement, Besucherangebote, Besucherinfrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit, Planung, Controlling, Koordination.

 

Diese Organisationsstruktur wird in Verbindung mit den Fachbereichskoordinationen, Lenkungsausschüssen und Dienstbesprechungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer partizipativen Umsetzung der Unternehmenskonzeptionen gerecht.

 

Zu Frage 6:

 

Die Zielvorgaben der bisherigen Nationalparkentwicklung sind einerseits in den gesetzlichen Rahmenbedingungen und andererseits den fachlichen Empfehlungen nationaler und internationaler Übereinkommen und Konventionen enthalten.

 

Der Nationalpark selbst hat bisher 3 Unternehmenskonzepte und 2 Gesamtpläne als Planungsinstrumente unter Berücksichtigung der Rahmenempfehlungen entwickelt.

 

Mit diesen Planungsinstrumenten eng verbunden sind Steuerungsinstrumente und das Controlling, das im Rahmen folgender Aufgaben standardmäßig angewandt wird:

 

·         Projektmanagement,

·         Finanzwesen und interne Kontrolle, jährliche Wirtschaftsprüfung durch eine externe Kanzlei,

·         Lenkungsausschuss und Fachbereichskoordination,

·         jährliche Mitarbeitergespräche, Projektkoordinationen und Präsentation der Ergebnisse,

·         regelmäßige Publikationen in der Nationalparkzeitschrift, Fachzeitungen und der Schriftenreihe des Nationalparks,

·         fachliche Abstimmung im Rahmen nationaler und internationaler Workshops, Fachkontakte und Tagungen.

 

Steuerung und Controlling sind demnach zufrieden stellend und auf dem letzten Stand.

 

Zu Frage 7:

 

Die NP-Direktion hat bezüglich einer flächenmäßigen Erweiterung bereits Gespräche mit der Österreichischen Bundesforste AG geführt. Eine Erweiterung in Richtung Haller Mauern, Warscheneck und Totes Gebirge wird positiv gesehen, es darf aber darauf hingewiesen werden, dass eine Schutzgebietsvernetzung genauso wichtig ist. Daher soll im Rahmen des Projekts „Ökologischer Schutzgebietsverbund“ die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Gesäuse und dem Wildnisgebiet Dürrenstein verstärkt werden. Ziel ist neben der Vernetzung von Schutzgebieten auch die inhaltliche Zusammenarbeit über Maßnahmen wie ökologische Korridore, Durchgängigkeit von Lebensräumen und Zusammenarbeit bei Schutzprogrammen. Dieses Projekt „Econnect“ wurde kürzlich durch die europäische Union genehmigt und soll in den Jahren 2008 bis 2010 durchgeführt werden.

 

Zu Frage 8:

 

Im Rahmen der externen Standortbestimmung/Evaluierung wurden vorgebrachte Kritikpunkte behandelt. Die Ergebnisse wurden in Folge im neuen Unternehmenskonzept 2008 bis 2012 berücksichtigt. Weiters wurde darauf basierend das Wildnis- und Biodiversitätskonzept entwickelt.

 

Zu Frage 9:

 

Die konkreten Maßnahmen wurden im Rahmen des Evaluierungsprozesses und des neuen Unternehmenskonzepts III erstellt und umfassen:

a)   Aufstockung der Finanzmittel für die NP Kalkalpen GmbH nach Maßgabe der budgetären Voraussetzungen; Schwerpunkte gemäß Unternehmenskonzept.

b)   Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen im Rahmen des Unternehmenskonzepts und den damit zusammenhängenden Jahresarbeitsplänen.

c)   Zielsetzungen und Planungsinstrumente sind im Unternehmenskonzept und den Jahresarbeitsprogrammen enthalten und werden systematisch umgesetzt.

d)   Der Personalplan sichert die Fortbildung und Personalentwicklung in Verbindung mit der Begleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch den Lenkungsausschuss und den Fachbereichsverantwortlichen sowie durch Mitarbeitergespräche.

e)   Steuerung im Rahmen des Projektmanagements; Projektkoordinationen und Controlling und gemäß den Zielvorgaben in den Planungsinstrumenten.

f)     Schrittweise NP-Erweiterung gemäß Nationalpark-Gesetz und im Rahmen der Koordination des Projekts „Econnect“.

 

Zu Frage 10:

 

Eine voraussichtliche Aufstockung der Mittel erfolgt im Rahmen einer Evaluierung Bund – Land Oberösterreich gemäß Art. X der Art. 15a B-VG-Vereinbarung zur Errichtung und Erhaltung des NP Oberösterreichische Kalkalpen.

 

Zu Frage 11:

 

Im Rahmen der Evaluierungsgespräche und durch projektbezogene Abstimmung hat sich mein Ressort immer schon für die Zielsetzungen der Nationalparks und die entsprechenden Management- und Ressourcenkapazitäten eingesetzt.

 

Der Bundesminister: